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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Auf der Himmelsleiter.

Eines schönen Herbstmorgens habe ich mich
aufgemacht, daß ich den hohen Berg besteige, dessen
höchste Spitze der graue Zahn genannt ist. -- Bei
uns im Winkel herunten ist doch allzuviel Schatten,
und da oben steht man im Lichtrunde der weiten
Welt. Es ist kein Weg, man muß gerade aus,
durch Gestrüppe und Gesträuche und Gerölle und
Zirmgefilze.

Nach Stunden bin ich zu der Miesenbach-
hütte gekommen. Das junge heitere Paar ist schon
davon. Die lebendige Sommerszeit ist vorbei;
die Hütte steht in winterlicher Verlassenheit. Die
Fenster, aus der sonst die Aga nach dem Burschen
geguckt, sind mit Balken verlehnt; der Brunnen
davor ist verwahrlost und sickert nur mehr, und
das Eiszäpfchen am Ende der Rinne wächst nieder-
wärts -- der Erde zu. Die Glocke einer Herbst-
zeitlose wiegt daneben, die läutet der versterbenden
Quelle zu ihren letzten Zügen.


Auf der Himmelsleiter.

Eines ſchönen Herbſtmorgens habe ich mich
aufgemacht, daß ich den hohen Berg beſteige, deſſen
höchſte Spitze der graue Zahn genannt iſt. — Bei
uns im Winkel herunten iſt doch allzuviel Schatten,
und da oben ſteht man im Lichtrunde der weiten
Welt. Es iſt kein Weg, man muß gerade aus,
durch Geſtrüppe und Geſträuche und Gerölle und
Zirmgefilze.

Nach Stunden bin ich zu der Mieſenbach-
hütte gekommen. Das junge heitere Paar iſt ſchon
davon. Die lebendige Sommerszeit iſt vorbei;
die Hütte ſteht in winterlicher Verlaſſenheit. Die
Fenſter, aus der ſonſt die Aga nach dem Burſchen
geguckt, ſind mit Balken verlehnt; der Brunnen
davor iſt verwahrloſt und ſickert nur mehr, und
das Eiszäpfchen am Ende der Rinne wächſt nieder-
wärts — der Erde zu. Die Glocke einer Herbſt-
zeitloſe wiegt daneben, die läutet der verſterbenden
Quelle zu ihren letzten Zügen.


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[148/0158] Auf der Himmelsleiter. Eines ſchönen Herbſtmorgens habe ich mich aufgemacht, daß ich den hohen Berg beſteige, deſſen höchſte Spitze der graue Zahn genannt iſt. — Bei uns im Winkel herunten iſt doch allzuviel Schatten, und da oben ſteht man im Lichtrunde der weiten Welt. Es iſt kein Weg, man muß gerade aus, durch Geſtrüppe und Geſträuche und Gerölle und Zirmgefilze. Nach Stunden bin ich zu der Mieſenbach- hütte gekommen. Das junge heitere Paar iſt ſchon davon. Die lebendige Sommerszeit iſt vorbei; die Hütte ſteht in winterlicher Verlaſſenheit. Die Fenſter, aus der ſonſt die Aga nach dem Burſchen geguckt, ſind mit Balken verlehnt; der Brunnen davor iſt verwahrloſt und ſickert nur mehr, und das Eiszäpfchen am Ende der Rinne wächſt nieder- wärts — der Erde zu. Die Glocke einer Herbſt- zeitloſe wiegt daneben, die läutet der verſterbenden Quelle zu ihren letzten Zügen.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/158>, abgerufen am 21.11.2024.