Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

namens gesehen habe. Haec ille. Das aber der Bernstein das
verhaltene Wasser treibt/ ist offt bewert vnd erfahren.

Das 15. Capittel/ Von der Menschen/ Vogel vnd
des Maulworffs gesicht. Vnd ob die Weiber
Lincks werden.

DJe Griechische Sprach nennet den Menschen An-
thropos,
Jst so viel als eines auffgerichten Ange-
sichts. Vnd schreibt Ovidius in seiner Metamorp:

Pronaq; cum spectent animalia caetera terram
Os homini sublime dedit, coelumq; tueri
Iussit, & erectos, ad sidera tollere, vultus.
Das ist:
Da ander Thier gebücket gehen/
Vnd jmmer nach der Erden sehen/
Hat Gott des Menschen Angesicht/
Stracks auffwerts in die höhe gericht/
Das er den Himmel solt ansehen/
Wie Sonn/ Mohn/ vnd die Sternen gehen.

Ob nun dis wol zum theil wahr ist. Wenn man den Men-
schen gegen die vierfüssige Thier helt/ So ist doch das auch
wahr/ wenn der Mensch nicht wil auff der Nasen im Dreck
oder Wasser liegen/ so mus er in seinem gehen eben so wol die
Augen nach der Erden haben/ als ein Hund/ Katz oder ander
Thier. Als der Thales aus Milesia, der die Augen nach den
Sternen hette/ vnd im fortgehen in den Brunn fiel. Vnd der-
wegen von seiner Magd ausgelacht ward/ das er der Ster-
nen weg im Himmel suchen wolte/ vnd seines weges auff ebe-
ner Erden feylete.

Das aber vnter allem lebendigen Viehe der Mensch al-
lein solte das Priuilegium vnd Herrligkeit haben/ widerlegen
alle Vogel/ der weyr mehr sein denn alle Menschen. Denn
weil die nicht allein auff Erden gehen/ oder auff dem Wasser
schwimmen/ sondern auch in der Lufft fliegen/ vnd daher jh-
rer Feinde wahrnehmen solten/ gehen sie nicht allein mit er-

hobenem

namens geſehen habe. Hæc ille. Das aber der Bernſtein das
verhaltene Waſſer treibt/ iſt offt bewert vnd erfahren.

Das 15. Capittel/ Von der Menſchen/ Vogel vnd
des Maulworffs geſicht. Vnd ob die Weiber
Lincks werden.

DJe Griechiſche Sprach nennet den Menſchen An-
thropos,
Jſt ſo viel als eines auffgerichten Ange-
ſichts. Vnd ſchreibt Ovidius in ſeiner Metamorp:

Pronaq́; cum ſpectent animalia cætera terram
Os homini ſublime dedit, cœlumq́; tueri
Iuſsit, & erectos, ad ſidera tollere, vultus.
Das iſt:
Da ander Thier gebuͤcket gehen/
Vnd jmmer nach der Erden ſehen/
Hat Gott des Menſchen Angeſicht/
Stracks auffwerts in die hoͤhe gericht/
Das er den Himmel ſolt anſehen/
Wie Sonn/ Mohn/ vnd die Sternen gehen.

Ob nun dis wol zum theil wahr iſt. Wenn man den Men-
ſchen gegen die vierfuͤſsige Thier helt/ So iſt doch das auch
wahr/ wenn der Menſch nicht wil auff der Naſen im Dreck
oder Waſſer liegen/ ſo mus er in ſeinem gehen eben ſo wol die
Augen nach der Erden haben/ als ein Hund/ Katz oder ander
Thier. Als der Thales aus Mileſia, der die Augen nach den
Sternen hette/ vnd im fortgehen in den Brunn fiel. Vnd der-
wegen von ſeiner Magd ausgelacht ward/ das er der Ster-
nen weg im Himmel ſuchen wolte/ vnd ſeines weges auff ebe-
ner Erden feylete.

Das aber vnter allem lebendigen Viehe der Menſch al-
lein ſolte das Priuilegium vnd Herrligkeit haben/ widerlegen
alle Vogel/ der weyr mehr ſein denn alle Menſchen. Denn
weil die nicht allein auff Erden gehen/ oder auff dem Waſſer
ſchwimmen/ ſondern auch in der Lufft fliegen/ vnd daher jh-
rer Feinde wahrnehmen ſolten/ gehen ſie nicht allein mit er-

hobenem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0272" n="262"/>
namens ge&#x017F;ehen habe. <hi rendition="#aq">Hæc ille.</hi> Das aber der Bern&#x017F;tein das<lb/>
verhaltene Wa&#x017F;&#x017F;er treibt/ i&#x017F;t offt bewert vnd erfahren.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 15. Capittel/ Von der Men&#x017F;chen/ Vogel vnd<lb/>
des Maulworffs ge&#x017F;icht. Vnd ob die Weiber<lb/>
Lincks werden.</hi> </head><lb/>
          <p>DJe Griechi&#x017F;che Sprach nennet den Men&#x017F;chen <hi rendition="#aq">An-<lb/>
thropos,</hi> J&#x017F;t &#x017F;o viel als eines auffgerichten Ange-<lb/>
&#x017F;ichts. Vnd &#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">Ovidius</hi> in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Metamorp:</hi></p><lb/>
          <quote><hi rendition="#aq">Pronaq&#x0301;; cum &#x017F;pectent animalia cætera terram<lb/>
Os homini &#x017F;ublime dedit, c&#x0153;lumq&#x0301;; tueri<lb/>
Iu&#x017F;sit, &amp; erectos, ad &#x017F;idera tollere, vultus.</hi> Das i&#x017F;t:<lb/><lg type="poem"><l>Da ander Thier gebu&#x0364;cket gehen/</l><lb/><l>Vnd jmmer nach der Erden &#x017F;ehen/</l><lb/><l>Hat Gott des Men&#x017F;chen Ange&#x017F;icht/</l><lb/><l>Stracks auffwerts in die ho&#x0364;he gericht/</l><lb/><l>Das er den Himmel &#x017F;olt an&#x017F;ehen/</l><lb/><l>Wie Sonn/ Mohn/ vnd die Sternen gehen.</l></lg></quote><lb/>
          <p>Ob nun dis wol zum theil wahr i&#x017F;t. Wenn man den Men-<lb/>
&#x017F;chen gegen die vierfu&#x0364;&#x017F;sige Thier helt/ So i&#x017F;t doch das auch<lb/>
wahr/ wenn der Men&#x017F;ch nicht wil auff der Na&#x017F;en im Dreck<lb/>
oder Wa&#x017F;&#x017F;er liegen/ &#x017F;o mus er in &#x017F;einem gehen eben &#x017F;o wol die<lb/>
Augen nach der Erden haben/ als ein Hund/ Katz oder ander<lb/>
Thier. Als der <hi rendition="#aq">Thales</hi> aus <hi rendition="#aq">Mile&#x017F;ia,</hi> der die Augen nach den<lb/>
Sternen hette/ vnd im fortgehen in den Brunn fiel. Vnd der-<lb/>
wegen von &#x017F;einer Magd ausgelacht ward/ das er der Ster-<lb/>
nen weg im Himmel &#x017F;uchen wolte/ vnd &#x017F;eines weges auff ebe-<lb/>
ner Erden feylete.</p><lb/>
          <p>Das aber vnter allem lebendigen Viehe der Men&#x017F;ch al-<lb/>
lein &#x017F;olte das <hi rendition="#aq">Priuilegium</hi> vnd Herrligkeit haben/ widerlegen<lb/>
alle Vogel/ der weyr mehr &#x017F;ein denn alle Men&#x017F;chen. Denn<lb/>
weil die nicht allein auff Erden gehen/ oder auff dem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;chwimmen/ &#x017F;ondern auch in der Lufft fliegen/ vnd daher jh-<lb/>
rer Feinde wahrnehmen &#x017F;olten/ gehen &#x017F;ie nicht allein mit er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hobenem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0272] namens geſehen habe. Hæc ille. Das aber der Bernſtein das verhaltene Waſſer treibt/ iſt offt bewert vnd erfahren. Das 15. Capittel/ Von der Menſchen/ Vogel vnd des Maulworffs geſicht. Vnd ob die Weiber Lincks werden. DJe Griechiſche Sprach nennet den Menſchen An- thropos, Jſt ſo viel als eines auffgerichten Ange- ſichts. Vnd ſchreibt Ovidius in ſeiner Metamorp: Pronaq́; cum ſpectent animalia cætera terram Os homini ſublime dedit, cœlumq́; tueri Iuſsit, & erectos, ad ſidera tollere, vultus. Das iſt: Da ander Thier gebuͤcket gehen/ Vnd jmmer nach der Erden ſehen/ Hat Gott des Menſchen Angeſicht/ Stracks auffwerts in die hoͤhe gericht/ Das er den Himmel ſolt anſehen/ Wie Sonn/ Mohn/ vnd die Sternen gehen. Ob nun dis wol zum theil wahr iſt. Wenn man den Men- ſchen gegen die vierfuͤſsige Thier helt/ So iſt doch das auch wahr/ wenn der Menſch nicht wil auff der Naſen im Dreck oder Waſſer liegen/ ſo mus er in ſeinem gehen eben ſo wol die Augen nach der Erden haben/ als ein Hund/ Katz oder ander Thier. Als der Thales aus Mileſia, der die Augen nach den Sternen hette/ vnd im fortgehen in den Brunn fiel. Vnd der- wegen von ſeiner Magd ausgelacht ward/ das er der Ster- nen weg im Himmel ſuchen wolte/ vnd ſeines weges auff ebe- ner Erden feylete. Das aber vnter allem lebendigen Viehe der Menſch al- lein ſolte das Priuilegium vnd Herrligkeit haben/ widerlegen alle Vogel/ der weyr mehr ſein denn alle Menſchen. Denn weil die nicht allein auff Erden gehen/ oder auff dem Waſſer ſchwimmen/ ſondern auch in der Lufft fliegen/ vnd daher jh- rer Feinde wahrnehmen ſolten/ gehen ſie nicht allein mit er- hobenem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/272
Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/272>, abgerufen am 30.12.2024.