Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite


Das XXI. Capitul.
Vom Policey-Wesen der Städte.

§. 1.

ES ist an denen meisten Orten in unserm
Teutschland vor einen Gebrechen zu
halten, daß in dem Policey-Wesen
keine gnugsame Aufsicht ist, noch seyn kan.
Denn es erfodert solche einen sonderbaren
Fleiß, Sorge und Aufmercksamkeit, und kan
nicht wohl als ein blosses Neben-Werck tracti-
ret werden. Die Unter-Gerichte haben ins-
gemein mit der Justiz und Processualibus, wie
auch mit der Oeconomie oder ihren juribus
und deren Beybehaltung gnug zu thun, und
gleich wie die Berathschlagung und Anordnung
des Policey-Wesens eigentlich nicht vor diesel-
ben, sondern vor die höhern iudicia gehöret, al-
so dürffen sie sich auch ohne Special-Befehl der
Obern um mehr nichts als um die Execution
der Policey-Ordnungen bekümmern, haben
aber meistentheils keine hinlängliche Macht, zu
geschweigen, daß auch heutiges Tages die Pro-
vocationes
in Policey-Sachen etwas gemei-
ner werden, als wohl seyn solte.

§. 2 Was die höhern Collegia betrifft,
so liegt diesen noch mehr Last auf dem Halse, sie

müssen


Das XXI. Capitul.
Vom Policey-Weſen der Staͤdte.

§. 1.

ES iſt an denen meiſten Orten in unſerm
Teutſchland vor einen Gebrechen zu
halten, daß in dem Policey-Weſen
keine gnugſame Aufſicht iſt, noch ſeyn kan.
Denn es erfodert ſolche einen ſonderbaren
Fleiß, Sorge und Aufmerckſamkeit, und kan
nicht wohl als ein bloſſes Neben-Werck tracti-
ret werden. Die Unter-Gerichte haben ins-
gemein mit der Juſtiz und Proceſſualibus, wie
auch mit der Oeconomie oder ihren juribus
und deren Beybehaltung gnug zu thun, und
gleich wie die Berathſchlagung und Anordnung
des Policey-Weſens eigentlich nicht vor dieſel-
ben, ſondern vor die hoͤhern iudicia gehoͤret, al-
ſo duͤrffen ſie ſich auch ohne Special-Befehl der
Obern um mehr nichts als um die Execution
der Policey-Ordnungen bekuͤmmern, haben
aber meiſtentheils keine hinlaͤngliche Macht, zu
geſchweigen, daß auch heutiges Tages die Pro-
vocationes
in Policey-Sachen etwas gemei-
ner werden, als wohl ſeyn ſolte.

§. 2 Was die hoͤhern Collegia betrifft,
ſo liegt dieſen noch mehr Laſt auf dem Halſe, ſie

muͤſſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0628" n="608"/>
      <fw place="top" type="header">
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </fw>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">XXI.</hi> <hi rendition="#fr">Capitul.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Vom Policey-We&#x017F;en der Sta&#x0364;dte.</hi> </head><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>S i&#x017F;t an denen mei&#x017F;ten Orten in un&#x017F;erm<lb/>
Teut&#x017F;chland vor einen Gebrechen zu<lb/>
halten, daß in dem Policey-We&#x017F;en<lb/>
keine gnug&#x017F;ame Auf&#x017F;icht i&#x017F;t, noch &#x017F;eyn kan.<lb/>
Denn es erfodert &#x017F;olche einen &#x017F;onderbaren<lb/>
Fleiß, Sorge und Aufmerck&#x017F;amkeit, und kan<lb/>
nicht wohl als ein blo&#x017F;&#x017F;es Neben-Werck <hi rendition="#aq">tracti-</hi><lb/>
ret werden. Die Unter-Gerichte haben ins-<lb/>
gemein mit der <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tiz</hi> und <hi rendition="#aq">Proce&#x017F;&#x017F;ualibus,</hi> wie<lb/>
auch mit der <hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> oder ihren <hi rendition="#aq">juribus</hi><lb/>
und deren Beybehaltung gnug zu thun, und<lb/>
gleich wie die Berath&#x017F;chlagung und Anordnung<lb/>
des Policey-We&#x017F;ens eigentlich nicht vor die&#x017F;el-<lb/>
ben, &#x017F;ondern vor die ho&#x0364;hern <hi rendition="#aq">iudicia</hi> geho&#x0364;ret, al-<lb/>
&#x017F;o du&#x0364;rffen &#x017F;ie &#x017F;ich auch ohne <hi rendition="#aq">Special-</hi>Befehl der<lb/>
Obern um mehr nichts als um die <hi rendition="#aq">Execution</hi><lb/>
der Policey-Ordnungen beku&#x0364;mmern, haben<lb/>
aber mei&#x017F;tentheils keine hinla&#x0364;ngliche Macht, zu<lb/>
ge&#x017F;chweigen, daß auch heutiges Tages die <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
vocationes</hi> in Policey-Sachen etwas gemei-<lb/>
ner werden, als wohl &#x017F;eyn &#x017F;olte.</p><lb/>
        <p>§. 2 Was die ho&#x0364;hern <hi rendition="#aq">Collegia</hi> betrifft,<lb/>
&#x017F;o liegt die&#x017F;en noch mehr La&#x017F;t auf dem Hal&#x017F;e, &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[608/0628] Das XXI. Capitul. Vom Policey-Weſen der Staͤdte. §. 1. ES iſt an denen meiſten Orten in unſerm Teutſchland vor einen Gebrechen zu halten, daß in dem Policey-Weſen keine gnugſame Aufſicht iſt, noch ſeyn kan. Denn es erfodert ſolche einen ſonderbaren Fleiß, Sorge und Aufmerckſamkeit, und kan nicht wohl als ein bloſſes Neben-Werck tracti- ret werden. Die Unter-Gerichte haben ins- gemein mit der Juſtiz und Proceſſualibus, wie auch mit der Oeconomie oder ihren juribus und deren Beybehaltung gnug zu thun, und gleich wie die Berathſchlagung und Anordnung des Policey-Weſens eigentlich nicht vor dieſel- ben, ſondern vor die hoͤhern iudicia gehoͤret, al- ſo duͤrffen ſie ſich auch ohne Special-Befehl der Obern um mehr nichts als um die Execution der Policey-Ordnungen bekuͤmmern, haben aber meiſtentheils keine hinlaͤngliche Macht, zu geſchweigen, daß auch heutiges Tages die Pro- vocationes in Policey-Sachen etwas gemei- ner werden, als wohl ſeyn ſolte. §. 2 Was die hoͤhern Collegia betrifft, ſo liegt dieſen noch mehr Laſt auf dem Halſe, ſie muͤſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/628
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/628>, abgerufen am 30.12.2024.