Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



hohen Landes Obrigkeiten sich billig höchst-an-
gelegen seyn lassen, auch diesem schändlichen
wucherlichen Wesen durch scharffe Verbothe,
so viel nur immer menschlich und möglich, Ein-
halt zu thun.

Das XVIII. Capitel.
Von Straffen.

§. 1.

ES stehen zwar einige Politici in den
Gedancken, ein Regent sey nur befugt,
diejenigen Verbrechen zu bestraffen,
durch welche die Wohlfahrt und Glückseelig-
keit der Unterthanen gestöhret würde. Allein
die dieses behaupten, consideriren nicht, daß
ein Regent sowohl in seinem Gewissen, vermö-
ge seiner Regenten-Pflicht, verbunden sey, die
Ehre GOttes zu befördern, und diejenigen, die
sich an Göttlicher Majestät vergreiffen, zu be-
straffen, als der Glückseeligkeit seiner Unter-
thanen zu prospiciren, und diejenigen in Straf-
fe zu nehmen, die sich unmittelbar unterstehen,
die Ruhe der Republic zu unterbrechen.

§. 2. Es sind die Straffen nicht eigent-
lich allezeit ein Mittel, die Leute zu bessern oder
sie zur Tugend und Frömmigkeit anzutreiben,
sondern nur ein äusserlicher Zaum, daß die un-

bän-
K k 2



hohen Landes Obrigkeiten ſich billig hoͤchſt-an-
gelegen ſeyn laſſen, auch dieſem ſchaͤndlichen
wucherlichen Weſen durch ſcharffe Verbothe,
ſo viel nur immer menſchlich und moͤglich, Ein-
halt zu thun.

Das XVIII. Capitel.
Von Straffen.

§. 1.

ES ſtehen zwar einige Politici in den
Gedancken, ein Regent ſey nur befugt,
diejenigen Verbrechen zu beſtraffen,
durch welche die Wohlfahrt und Gluͤckſeelig-
keit der Unterthanen geſtoͤhret wuͤrde. Allein
die dieſes behaupten, conſideriren nicht, daß
ein Regent ſowohl in ſeinem Gewiſſen, vermoͤ-
ge ſeiner Regenten-Pflicht, verbunden ſey, die
Ehre GOttes zu befoͤrdern, und diejenigen, die
ſich an Goͤttlicher Majeſtaͤt vergreiffen, zu be-
ſtraffen, als der Gluͤckſeeligkeit ſeiner Unter-
thanen zu proſpiciren, und diejenigen in Straf-
fe zu nehmen, die ſich unmittelbar unterſtehen,
die Ruhe der Republic zu unterbrechen.

§. 2. Es ſind die Straffen nicht eigent-
lich allezeit ein Mittel, die Leute zu beſſern oder
ſie zur Tugend und Froͤmmigkeit anzutreiben,
ſondern nur ein aͤuſſerlicher Zaum, daß die un-

baͤn-
K k 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0535" n="515"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> hohen Landes Obrigkeiten &#x017F;ich billig ho&#x0364;ch&#x017F;t-an-<lb/>
gelegen &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en, auch die&#x017F;em &#x017F;cha&#x0364;ndlichen<lb/>
wucherlichen We&#x017F;en durch &#x017F;charffe Verbothe,<lb/>
&#x017F;o viel nur immer men&#x017F;chlich und mo&#x0364;glich, Ein-<lb/>
halt zu thun.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">XVIII.</hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Von Straffen.</hi> </hi> </head><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>S &#x017F;tehen zwar einige <hi rendition="#aq">Politici</hi> in den<lb/>
Gedancken, ein Regent &#x017F;ey nur befugt,<lb/>
diejenigen Verbrechen zu be&#x017F;traffen,<lb/>
durch welche die Wohlfahrt und Glu&#x0364;ck&#x017F;eelig-<lb/>
keit der Unterthanen ge&#x017F;to&#x0364;hret wu&#x0364;rde. Allein<lb/>
die die&#x017F;es behaupten, <hi rendition="#aq">con&#x017F;ideri</hi>ren nicht, daß<lb/>
ein Regent &#x017F;owohl in &#x017F;einem Gewi&#x017F;&#x017F;en, vermo&#x0364;-<lb/>
ge &#x017F;einer Regenten-Pflicht, verbunden &#x017F;ey, die<lb/>
Ehre GOttes zu befo&#x0364;rdern, und diejenigen, die<lb/>
&#x017F;ich an Go&#x0364;ttlicher Maje&#x017F;ta&#x0364;t vergreiffen, zu be-<lb/>
&#x017F;traffen, als der Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit &#x017F;einer Unter-<lb/>
thanen zu <hi rendition="#aq">pro&#x017F;pici</hi>ren, und diejenigen in Straf-<lb/>
fe zu nehmen, die &#x017F;ich unmittelbar unter&#x017F;tehen,<lb/>
die Ruhe der Republic zu unterbrechen.</p><lb/>
        <p>§. 2. Es &#x017F;ind die Straffen nicht eigent-<lb/>
lich allezeit ein Mittel, die Leute zu be&#x017F;&#x017F;ern oder<lb/>
&#x017F;ie zur Tugend und Fro&#x0364;mmigkeit anzutreiben,<lb/>
&#x017F;ondern nur ein a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlicher Zaum, daß die un-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ba&#x0364;n-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[515/0535] hohen Landes Obrigkeiten ſich billig hoͤchſt-an- gelegen ſeyn laſſen, auch dieſem ſchaͤndlichen wucherlichen Weſen durch ſcharffe Verbothe, ſo viel nur immer menſchlich und moͤglich, Ein- halt zu thun. Das XVIII. Capitel. Von Straffen. §. 1. ES ſtehen zwar einige Politici in den Gedancken, ein Regent ſey nur befugt, diejenigen Verbrechen zu beſtraffen, durch welche die Wohlfahrt und Gluͤckſeelig- keit der Unterthanen geſtoͤhret wuͤrde. Allein die dieſes behaupten, conſideriren nicht, daß ein Regent ſowohl in ſeinem Gewiſſen, vermoͤ- ge ſeiner Regenten-Pflicht, verbunden ſey, die Ehre GOttes zu befoͤrdern, und diejenigen, die ſich an Goͤttlicher Majeſtaͤt vergreiffen, zu be- ſtraffen, als der Gluͤckſeeligkeit ſeiner Unter- thanen zu proſpiciren, und diejenigen in Straf- fe zu nehmen, die ſich unmittelbar unterſtehen, die Ruhe der Republic zu unterbrechen. §. 2. Es ſind die Straffen nicht eigent- lich allezeit ein Mittel, die Leute zu beſſern oder ſie zur Tugend und Froͤmmigkeit anzutreiben, ſondern nur ein aͤuſſerlicher Zaum, daß die un- baͤn- K k 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/535
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/535>, abgerufen am 21.11.2024.