Das XV. Capitul. Von Rang-Ordnungen der Fürstlichen Bedienten.
§. 1.
Bey Verfassung der Rang-Ordnungen er- eignen sich, wegen der mancherley Ab- sichten und Umstände, gemeiniglich vie- lerley Zweifel, indem bald das Amt, bald die Person und ihr Stand, bald die langwierigen Dienste, bald andere Respectus dabey in Betrach- tung gezogen werden wollen. Jnzwischen thun doch grosse Herren wohl, wenn sie gewisse Regle- mens setzen, wornach sich ihre Ministri und Be- dienten im Range zu richten haben. Denn ob- schon der Rang keine wahre Ehre geben kan, son- dern nur ein äusserlich Wesen darlegt, so ist doch nöthig, daß bey einem gemeinen Wesen auch diß- falls eine Ordnung vorhanden sey; es wird man- chen Disputen, Streitigkeiten, und wohl gar Duel- len vorgebeuget, wenn ein iedweder weiß, wie er sich, nach der Intention und dem Ausspruch seines Fürsten, seinem Character und Function gemäß, so wohl bey publiquen und solennen, als Privat- Zusammenkünfften, des Ranges und Vorsitzes halber achten soll.
§. 2. Von Rechts wegen solte der Rang alle- zeit mit den Ehren-Tituln in gleichem Grade ste-
hen,
I. Theil. XV. Capitul.
Das XV. Capitul. Von Rang-Ordnungen der Fuͤrſtlichen Bedienten.
§. 1.
Bey Verfaſſung der Rang-Ordnungen er- eignen ſich, wegen der mancherley Ab- ſichten und Umſtaͤnde, gemeiniglich vie- lerley Zweifel, indem bald das Amt, bald die Perſon und ihr Stand, bald die langwierigen Dienſte, bald andere Reſpectus dabey in Betrach- tung gezogen werden wollen. Jnzwiſchen thun doch groſſe Herren wohl, wenn ſie gewiſſe Regle- mens ſetzen, wornach ſich ihre Miniſtri und Be- dienten im Range zu richten haben. Denn ob- ſchon der Rang keine wahre Ehre geben kan, ſon- dern nur ein aͤuſſerlich Weſen darlegt, ſo iſt doch noͤthig, daß bey einem gemeinen Weſen auch diß- falls eine Ordnung vorhanden ſey; es wird man- chen Diſputen, Streitigkeiten, und wohl gar Duel- len vorgebeuget, wenn ein iedweder weiß, wie er ſich, nach der Intention und dem Ausſpruch ſeines Fuͤrſten, ſeinem Character und Function gemaͤß, ſo wohl bey publiquen und ſolennen, als Privat- Zuſammenkuͤnfften, des Ranges und Vorſitzes halber achten ſoll.
§. 2. Von Rechts wegen ſolte der Rang alle- zeit mit den Ehren-Tituln in gleichem Grade ſte-
hen,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0284"n="260"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Theil. <hirendition="#aq">XV.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das <hirendition="#aq">XV.</hi> Capitul.<lb/>
Von Rang-Ordnungen der<lb/>
Fuͤrſtlichen Bedienten.</hi></head><lb/><p><hirendition="#c">§. 1.</hi></p><lb/><p><hirendition="#in">B</hi>ey Verfaſſung der Rang-Ordnungen er-<lb/>
eignen ſich, wegen der mancherley Ab-<lb/>ſichten und Umſtaͤnde, gemeiniglich vie-<lb/>
lerley Zweifel, indem bald das Amt, bald<lb/>
die Perſon und ihr Stand, bald die langwierigen<lb/>
Dienſte, bald andere <hirendition="#aq">Reſpectus</hi> dabey in Betrach-<lb/>
tung gezogen werden wollen. Jnzwiſchen thun<lb/>
doch groſſe Herren wohl, wenn ſie gewiſſe <hirendition="#aq">Regle-<lb/>
mens</hi>ſetzen, wornach ſich ihre <hirendition="#aq">Miniſtri</hi> und Be-<lb/>
dienten im Range zu richten haben. Denn ob-<lb/>ſchon der Rang keine wahre Ehre geben kan, ſon-<lb/>
dern nur ein aͤuſſerlich Weſen darlegt, ſo iſt doch<lb/>
noͤthig, daß bey einem gemeinen Weſen auch diß-<lb/>
falls eine Ordnung vorhanden ſey; es wird man-<lb/>
chen <hirendition="#aq">Diſput</hi>en, Streitigkeiten, und wohl gar <hirendition="#aq">Duel-</hi><lb/>
len vorgebeuget, wenn ein iedweder weiß, wie er<lb/>ſich, nach der <hirendition="#aq">Intention</hi> und dem Ausſpruch ſeines<lb/>
Fuͤrſten, ſeinem <hirendition="#aq">Character</hi> und <hirendition="#aq">Function</hi> gemaͤß,<lb/>ſo wohl bey <hirendition="#aq">publiqu</hi>en und <hirendition="#aq">ſolenn</hi>en, als <hirendition="#aq">Privat-</hi><lb/>
Zuſammenkuͤnfften, des Ranges und Vorſitzes<lb/>
halber achten ſoll.</p><lb/><p>§. 2. Von Rechts wegen ſolte der Rang alle-<lb/>
zeit mit den Ehren-Tituln in gleichem <hirendition="#aq">Grade</hi>ſte-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hen,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[260/0284]
I. Theil. XV. Capitul.
Das XV. Capitul.
Von Rang-Ordnungen der
Fuͤrſtlichen Bedienten.
§. 1.
Bey Verfaſſung der Rang-Ordnungen er-
eignen ſich, wegen der mancherley Ab-
ſichten und Umſtaͤnde, gemeiniglich vie-
lerley Zweifel, indem bald das Amt, bald
die Perſon und ihr Stand, bald die langwierigen
Dienſte, bald andere Reſpectus dabey in Betrach-
tung gezogen werden wollen. Jnzwiſchen thun
doch groſſe Herren wohl, wenn ſie gewiſſe Regle-
mens ſetzen, wornach ſich ihre Miniſtri und Be-
dienten im Range zu richten haben. Denn ob-
ſchon der Rang keine wahre Ehre geben kan, ſon-
dern nur ein aͤuſſerlich Weſen darlegt, ſo iſt doch
noͤthig, daß bey einem gemeinen Weſen auch diß-
falls eine Ordnung vorhanden ſey; es wird man-
chen Diſputen, Streitigkeiten, und wohl gar Duel-
len vorgebeuget, wenn ein iedweder weiß, wie er
ſich, nach der Intention und dem Ausſpruch ſeines
Fuͤrſten, ſeinem Character und Function gemaͤß,
ſo wohl bey publiquen und ſolennen, als Privat-
Zuſammenkuͤnfften, des Ranges und Vorſitzes
halber achten ſoll.
§. 2. Von Rechts wegen ſolte der Rang alle-
zeit mit den Ehren-Tituln in gleichem Grade ſte-
hen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/284>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.