DEr Gottesdienst bestehet in 'gewissen Handlungen, die man, in Ansehung GOttes, vornimmt, und dadurch man ihm besondere Pflichten abstat- ten will. Er wird eingetheilet, in den öffentlichen, der in der Kirche vorgenommen wird, und in den Privat-Gottesdienst, den ein jeder vor sich in seinem Hause hält, in den innerlichen, der im Hertzen geschiehet, und in den äusserlichen, der diejenigen Handlungen, so in die äusserlichen Sinnen fallen, dirigiret. Die Geist- liche Rechts-Lehre schreibt die Gesetze vor, wodurch das äusserliche Wesen des Gottesdienstes, zur Ehre GOttes, und zum Heyl der Kirche, in Ordnung ge- bracht wird. Die geistliche Ceremoniel-Wis- senschafft untersucht eigentlich den Grund der Cere- monien, und erkläret ihre Bedeutung. Unsere weltliche Ceremoniel-Wissenschafft aber führet einige allgemeine Regeln an, so die Privat-Perso- nen, dem Wohlstande nach, bey einigen, zu dem
äusser-
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Der II. Theil. Das I. Capitul. Vom Gottesdienſte.
§. 1.
DEr Gottesdienſt beſtehet in ′gewiſſen Handlungen, die man, in Anſehung GOttes, vornimmt, und dadurch man ihm beſondere Pflichten abſtat- ten will. Er wird eingetheilet, in den oͤffentlichen, der in der Kirche vorgenommen wird, und in den Privat-Gottesdienſt, den ein jeder vor ſich in ſeinem Hauſe haͤlt, in den innerlichen, der im Hertzen geſchiehet, und in den aͤuſſerlichen, der diejenigen Handlungen, ſo in die aͤuſſerlichen Sinnen fallen, dirigiret. Die Geiſt- liche Rechts-Lehre ſchreibt die Geſetze vor, wodurch das aͤuſſerliche Weſen des Gottesdienſtes, zur Ehre GOttes, und zum Heyl der Kirche, in Ordnung ge- bracht wird. Die geiſtliche Ceremoniel-Wiſ- ſenſchafft unterſucht eigentlich den Grund der Cere- monien, und erklaͤret ihre Bedeutung. Unſere weltliche Ceremoniel-Wiſſenſchafft aber fuͤhret einige allgemeine Regeln an, ſo die Privat-Perſo- nen, dem Wohlſtande nach, bey einigen, zu dem
aͤuſſer-
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Der II. Theil.
Das I. Capitul.
Vom Gottesdienſte.
§. 1.
DEr Gottesdienſt beſtehet in ′gewiſſen
Handlungen, die man, in Anſehung
GOttes, vornimmt, und dadurch
man ihm beſondere Pflichten abſtat-
ten will. Er wird eingetheilet, in
den oͤffentlichen, der in der Kirche
vorgenommen wird, und in den Privat-Gottesdienſt,
den ein jeder vor ſich in ſeinem Hauſe haͤlt, in den
innerlichen, der im Hertzen geſchiehet, und in den
aͤuſſerlichen, der diejenigen Handlungen, ſo in die
aͤuſſerlichen Sinnen fallen, dirigiret. Die Geiſt-
liche Rechts-Lehre ſchreibt die Geſetze vor, wodurch
das aͤuſſerliche Weſen des Gottesdienſtes, zur Ehre
GOttes, und zum Heyl der Kirche, in Ordnung ge-
bracht wird. Die geiſtliche Ceremoniel-Wiſ-
ſenſchafft unterſucht eigentlich den Grund der Cere-
monien, und erklaͤret ihre Bedeutung. Unſere
weltliche Ceremoniel-Wiſſenſchafft aber fuͤhret
einige allgemeine Regeln an, ſo die Privat-Perſo-
nen, dem Wohlſtande nach, bey einigen, zu dem
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/265>, abgerufen am 21.11.2024.
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