hann Kreichische zu Torgau, von Christoph Leutschern angelegt.
Im achtzehnten Jahrhunderte.
Dieses war der Zustand der deutschen Gär- ten bis in das achtzehnte Jahrhundert, wo in England der große Gartenverbesserer Kent auftrat, die sklavische Regelmäßigkeit und Ein- förmigkeit verließ, und der Gartenkunst ihre wahre Schönheit gab. Er wendete die Grund- sätze der übrigen schönen Künste auch auf die Gartenkunst an, und erhob sie dadurch zu ih- rer Würde, indem er ihr das Unschickliche, Einförmige und Gezierte nahm, und ihre Re- geln nach einem sichern Gefühl des Schönen und einer gesunden Urtheilskraft festsetzte. Doch das ausführliche System des Kents, und die Veranlassung dazu, gehört in die ökonomische Geschichte Britanniens, wo ich dasselbe zeigen werde. In der deutschen Gartengeschichte dürfen wir nur untersuchen, in wie weit Deutschland von demselben Gebrauch gemacht habe. Deutschland hatte bisher Frankreich zu sklavisch verehrt, sahe aber die geheime Tücke desselben aus trauriger Erfahrung immer mehr ein; es kam durch das braunschweigische Haus mit England in nähere Verbindung. Vor- züglich aber die nähere Verwandschaft des Charakters des Deutschen und Engländers, als die zwischen dem erstern und dem Franzosen, machte es, daß Deutschland Galliens Gär- ten nicht mehr so ehrte, sondern der brittischen
Er-
hann Kreichiſche zu Torgau, von Chriſtoph Leutſchern angelegt.
Im achtzehnten Jahrhunderte.
Dieſes war der Zuſtand der deutſchen Gaͤr- ten bis in das achtzehnte Jahrhundert, wo in England der große Gartenverbeſſerer Kent auftrat, die ſklaviſche Regelmaͤßigkeit und Ein- foͤrmigkeit verließ, und der Gartenkunſt ihre wahre Schoͤnheit gab. Er wendete die Grund- ſaͤtze der uͤbrigen ſchoͤnen Kuͤnſte auch auf die Gartenkunſt an, und erhob ſie dadurch zu ih- rer Wuͤrde, indem er ihr das Unſchickliche, Einfoͤrmige und Gezierte nahm, und ihre Re- geln nach einem ſichern Gefuͤhl des Schoͤnen und einer geſunden Urtheilskraft feſtſetzte. Doch das ausfuͤhrliche Syſtem des Kents, und die Veranlaſſung dazu, gehoͤrt in die oͤkonomiſche Geſchichte Britanniens, wo ich daſſelbe zeigen werde. In der deutſchen Gartengeſchichte duͤrfen wir nur unterſuchen, in wie weit Deutſchland von demſelben Gebrauch gemacht habe. Deutſchland hatte bisher Frankreich zu ſklaviſch verehrt, ſahe aber die geheime Tuͤcke deſſelben aus trauriger Erfahrung immer mehr ein; es kam durch das braunſchweigiſche Haus mit England in naͤhere Verbindung. Vor- zuͤglich aber die naͤhere Verwandſchaft des Charakters des Deutſchen und Englaͤnders, als die zwiſchen dem erſtern und dem Franzoſen, machte es, daß Deutſchland Galliens Gaͤr- ten nicht mehr ſo ehrte, ſondern der brittiſchen
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hann Kreichiſche zu Torgau, von Chriſtoph
Leutſchern angelegt.
Im achtzehnten Jahrhunderte.
Dieſes war der Zuſtand der deutſchen Gaͤr-
ten bis in das achtzehnte Jahrhundert, wo
in England der große Gartenverbeſſerer Kent
auftrat, die ſklaviſche Regelmaͤßigkeit und Ein-
foͤrmigkeit verließ, und der Gartenkunſt ihre
wahre Schoͤnheit gab. Er wendete die Grund-
ſaͤtze der uͤbrigen ſchoͤnen Kuͤnſte auch auf die
Gartenkunſt an, und erhob ſie dadurch zu ih-
rer Wuͤrde, indem er ihr das Unſchickliche,
Einfoͤrmige und Gezierte nahm, und ihre Re-
geln nach einem ſichern Gefuͤhl des Schoͤnen
und einer geſunden Urtheilskraft feſtſetzte.
Doch das ausfuͤhrliche Syſtem des Kents, und
die Veranlaſſung dazu, gehoͤrt in die oͤkonomiſche
Geſchichte Britanniens, wo ich daſſelbe zeigen
werde. In der deutſchen Gartengeſchichte
duͤrfen wir nur unterſuchen, in wie weit
Deutſchland von demſelben Gebrauch gemacht
habe. Deutſchland hatte bisher Frankreich
zu ſklaviſch verehrt, ſahe aber die geheime Tuͤcke
deſſelben aus trauriger Erfahrung immer mehr
ein; es kam durch das braunſchweigiſche Haus
mit England in naͤhere Verbindung. Vor-
zuͤglich aber die naͤhere Verwandſchaft des
Charakters des Deutſchen und Englaͤnders, als
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/74>, abgerufen am 30.12.2024.
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