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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

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Viehkursbuch. Zusammenstellung der für die Viehbeförderung auf einer größeren Gruppe von Bahnen vorzugsweise geeigneten Güterzüge (s. Fahrplan).

Ein V. wurde seinerzeit vom Deutschen Reichseisenbahnamt sowie vom österreichischen Eisenbahnministerium herausgegeben.


Viehladerampe s. Laderampe.


Viehtarife s. Tiertarife.


Viehwagen s. Güterwagen.


Viehzüge (cattle trains; trains de betail; trenil bestiame), vorwiegend zur Beförderung von Vieh bestimmte Züge. Die Beförderung von Vieh, besonders von Schlachtvieh, ist wegen ihres Umfanges und der Fürsorge, die den Tieren während der Beförderung zu Teil werden muß, für die Eisenbahnverwaltungen von besonderer Bedeutung (s. Tierbeförderung unter I., 4). Die Verwaltungen begünstigen deshalb die Zusammenfassung der von den einzelnen Versendern aufgegebenen Tiersendungen zu besonderen V., soweit dies mit der wirtschaftlichen Betriebsführung irgend vereinbar ist. Je nach Umfang des Verkehrs werden auf den besonders in Frage kommenden Bahnstrecken regelmäßig, täglich oder an bestimmten Wochentagen, verkehrende V. oder solche nach Bedarf im Fahrplan vorgesehen und durch Aushang oder in sonst geeigneter Weise bekannt gemacht (s. Kursbücher). Die Verkehrstage, die Abfahrt- und Ankunftzeiten der V. werden den Viehmärkten und den Handelsverhältnissen angepaßt; im übrigen aber werden die V. beschleunigt, meist eilgutmäßig und unter Beschränkung der Aufenthalte auf solche für den Betrieb und die Tränkung des Viehs durchgeführt, damit die Beförderungsdauer nach Möglichkeit abgekürzt wird. Je nach Belastung und verfügbarer Zugkraft werden die V. wie Güterzüge oder wie Eilgüterzüge behandelt. Da ein großer Teil der Viehsendungen während der Beförderung durch besondere Begleiter beaufsichtigt werden muß, so wird, falls der Platz im Packwagen für die in den Viehwagen keine Aufnahme findenden Begleiter nicht ausreicht, ein Personenwagen III. Klasse in den V. eingestellt.

Breusing.


Viergleisige Strecken s. Mehrgleisige Strecken.


Vignoles, Charles Blacker, berühmter Eisenbahn- und Brückeningenieur, Verbreiter der nach ihm benannten breitbasigen Schienen (s. Vignoles-Schienen), geb. 1792 zu Birmingham, gest. 17. November 1875 zu Hythe bei Southampton; widmete sich frühzeitig den eisenbahntechnischen Studien, erlangte durch seine in dieses Gebiet einschlagenden Schriften einen europäischen Ruf und hat sich besonders durch sein Gutachten über die württembergischen Eisenbahnen im Jahre 1845 bekannt gemacht.


Vignoles-Schienen (Vignoles rails; rails Vignole; rotai Vignole), Bezeichnung für eine Art von Breitfußschienen.

Die bedeutenden Mängel, die den in Verwendung gestandenen Schienen mit flachem und pilzförmigem Querschnitt anhafteten, waren die Veranlassung, daß der Amerikaner Stevens aus Hoboken 1830 während eines längeren Aufenthalts in England eine neue Schienenform erfand, bei der der schmale Fuß der pilzförmigen Schiene derart verbreitert war, daß dieselbe unmittelbar auf den Unterlagen befestigt werden konnte und die bisher allgemein üblichen Schienenstühle entbehrlich wurden.

Die ersten V. wurden in England unter Stevens Aufsicht gewalzt und für die am 9. Oktober 1832 eröffnete Camden-Amboy-Bahn in den Vereinigten Staaten verwendet.

Der englische Ingenieur Ch. Vignoles führte 1836 das Profil der Stevensschiene in England ein; die nunmehr nach Vignoles benannten Schienen wurden daselbst auf Holzlangschwellen verlegt, denen Querschwellen zur Unterstützung dienten. Die V. fand in England keine belangreiche Verwendung; es wurden dort stets die Doppelkopfschienen bevorzugt.

Das Verdienst der Einführung der V. in Deutschland gebührt dem Erbauer der Leipzig-Dresdener Bahn Th. Kunz und dessen Assistenten Köhler. Der letztere sah auf einer Reise in Amerika diese Breitfußschienen und erkannte auch deren Vorzüge. Mit V. wurde das zweite Gleis der Leipzig-Dresdener Bahn ausgeführt, u. zw. waren die Schienen unmittelbar auf den Querschwellen befestigt.

In Österreich fanden die V. zum erstenmal beim Bau der Wien-Gloggnitzer Bahn Verwendung; dieselben wurden auf hölzernen Langschwellen verlegt.

Seitdem hat sich diese Schienenform auf dem größten Teil des Festlands (Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz, Rußland) und in Amerika eingebürgert.


Villard, Henry, geb. 10. April 1835 in Zweibrücken in der Pfalz, Sohn des Oberlandesgerichtspräsidenten Hilgard, studierte in Deutschland die Rechte, wanderte anfangs der Fünfzigerjahre nach Amerika aus, wo er seinen deutschen Namen Hilgard in den Namen V. änderte. Seit 1870 beschäftigte er sich mit Eisenbahnangelegenheiten, ordnete in den Jahren 1873-1876 im Auftrag süddeutscher Bankhäuser die Verhältnisse der unter Zwangsvormerkung stehenden Kansas-Pacific-Eisenbahn und einer Anzahl kleiner, sich gegenseitig befehdender Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsgesellschaften

Viehkursbuch. Zusammenstellung der für die Viehbeförderung auf einer größeren Gruppe von Bahnen vorzugsweise geeigneten Güterzüge (s. Fahrplan).

Ein V. wurde seinerzeit vom Deutschen Reichseisenbahnamt sowie vom österreichischen Eisenbahnministerium herausgegeben.


Viehladerampe s. Laderampe.


Viehtarife s. Tiertarife.


Viehwagen s. Güterwagen.


Viehzüge (cattle trains; trains de bétail; trenil bestiame), vorwiegend zur Beförderung von Vieh bestimmte Züge. Die Beförderung von Vieh, besonders von Schlachtvieh, ist wegen ihres Umfanges und der Fürsorge, die den Tieren während der Beförderung zu Teil werden muß, für die Eisenbahnverwaltungen von besonderer Bedeutung (s. Tierbeförderung unter I., 4). Die Verwaltungen begünstigen deshalb die Zusammenfassung der von den einzelnen Versendern aufgegebenen Tiersendungen zu besonderen V., soweit dies mit der wirtschaftlichen Betriebsführung irgend vereinbar ist. Je nach Umfang des Verkehrs werden auf den besonders in Frage kommenden Bahnstrecken regelmäßig, täglich oder an bestimmten Wochentagen, verkehrende V. oder solche nach Bedarf im Fahrplan vorgesehen und durch Aushang oder in sonst geeigneter Weise bekannt gemacht (s. Kursbücher). Die Verkehrstage, die Abfahrt- und Ankunftzeiten der V. werden den Viehmärkten und den Handelsverhältnissen angepaßt; im übrigen aber werden die V. beschleunigt, meist eilgutmäßig und unter Beschränkung der Aufenthalte auf solche für den Betrieb und die Tränkung des Viehs durchgeführt, damit die Beförderungsdauer nach Möglichkeit abgekürzt wird. Je nach Belastung und verfügbarer Zugkraft werden die V. wie Güterzüge oder wie Eilgüterzüge behandelt. Da ein großer Teil der Viehsendungen während der Beförderung durch besondere Begleiter beaufsichtigt werden muß, so wird, falls der Platz im Packwagen für die in den Viehwagen keine Aufnahme findenden Begleiter nicht ausreicht, ein Personenwagen III. Klasse in den V. eingestellt.

Breusing.


Viergleisige Strecken s. Mehrgleisige Strecken.


Vignoles, Charles Blacker, berühmter Eisenbahn- und Brückeningenieur, Verbreiter der nach ihm benannten breitbasigen Schienen (s. Vignoles-Schienen), geb. 1792 zu Birmingham, gest. 17. November 1875 zu Hythe bei Southampton; widmete sich frühzeitig den eisenbahntechnischen Studien, erlangte durch seine in dieses Gebiet einschlagenden Schriften einen europäischen Ruf und hat sich besonders durch sein Gutachten über die württembergischen Eisenbahnen im Jahre 1845 bekannt gemacht.


Vignoles-Schienen (Vignoles rails; rails Vignole; rotai Vignole), Bezeichnung für eine Art von Breitfußschienen.

Die bedeutenden Mängel, die den in Verwendung gestandenen Schienen mit flachem und pilzförmigem Querschnitt anhafteten, waren die Veranlassung, daß der Amerikaner Stevens aus Hoboken 1830 während eines längeren Aufenthalts in England eine neue Schienenform erfand, bei der der schmale Fuß der pilzförmigen Schiene derart verbreitert war, daß dieselbe unmittelbar auf den Unterlagen befestigt werden konnte und die bisher allgemein üblichen Schienenstühle entbehrlich wurden.

Die ersten V. wurden in England unter Stevens Aufsicht gewalzt und für die am 9. Oktober 1832 eröffnete Camden-Amboy-Bahn in den Vereinigten Staaten verwendet.

Der englische Ingenieur Ch. Vignoles führte 1836 das Profil der Stevensschiene in England ein; die nunmehr nach Vignoles benannten Schienen wurden daselbst auf Holzlangschwellen verlegt, denen Querschwellen zur Unterstützung dienten. Die V. fand in England keine belangreiche Verwendung; es wurden dort stets die Doppelkopfschienen bevorzugt.

Das Verdienst der Einführung der V. in Deutschland gebührt dem Erbauer der Leipzig-Dresdener Bahn Th. Kunz und dessen Assistenten Köhler. Der letztere sah auf einer Reise in Amerika diese Breitfußschienen und erkannte auch deren Vorzüge. Mit V. wurde das zweite Gleis der Leipzig-Dresdener Bahn ausgeführt, u. zw. waren die Schienen unmittelbar auf den Querschwellen befestigt.

In Österreich fanden die V. zum erstenmal beim Bau der Wien-Gloggnitzer Bahn Verwendung; dieselben wurden auf hölzernen Langschwellen verlegt.

Seitdem hat sich diese Schienenform auf dem größten Teil des Festlands (Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz, Rußland) und in Amerika eingebürgert.


Villard, Henry, geb. 10. April 1835 in Zweibrücken in der Pfalz, Sohn des Oberlandesgerichtspräsidenten Hilgard, studierte in Deutschland die Rechte, wanderte anfangs der Fünfzigerjahre nach Amerika aus, wo er seinen deutschen Namen Hilgard in den Namen V. änderte. Seit 1870 beschäftigte er sich mit Eisenbahnangelegenheiten, ordnete in den Jahren 1873–1876 im Auftrag süddeutscher Bankhäuser die Verhältnisse der unter Zwangsvormerkung stehenden Kansas-Pacific-Eisenbahn und einer Anzahl kleiner, sich gegenseitig befehdender Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsgesellschaften

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[202/0217] Viehkursbuch. Zusammenstellung der für die Viehbeförderung auf einer größeren Gruppe von Bahnen vorzugsweise geeigneten Güterzüge (s. Fahrplan). Ein V. wurde seinerzeit vom Deutschen Reichseisenbahnamt sowie vom österreichischen Eisenbahnministerium herausgegeben. Viehladerampe s. Laderampe. Viehtarife s. Tiertarife. Viehwagen s. Güterwagen. Viehzüge (cattle trains; trains de bétail; trenil bestiame), vorwiegend zur Beförderung von Vieh bestimmte Züge. Die Beförderung von Vieh, besonders von Schlachtvieh, ist wegen ihres Umfanges und der Fürsorge, die den Tieren während der Beförderung zu Teil werden muß, für die Eisenbahnverwaltungen von besonderer Bedeutung (s. Tierbeförderung unter I., 4). Die Verwaltungen begünstigen deshalb die Zusammenfassung der von den einzelnen Versendern aufgegebenen Tiersendungen zu besonderen V., soweit dies mit der wirtschaftlichen Betriebsführung irgend vereinbar ist. Je nach Umfang des Verkehrs werden auf den besonders in Frage kommenden Bahnstrecken regelmäßig, täglich oder an bestimmten Wochentagen, verkehrende V. oder solche nach Bedarf im Fahrplan vorgesehen und durch Aushang oder in sonst geeigneter Weise bekannt gemacht (s. Kursbücher). Die Verkehrstage, die Abfahrt- und Ankunftzeiten der V. werden den Viehmärkten und den Handelsverhältnissen angepaßt; im übrigen aber werden die V. beschleunigt, meist eilgutmäßig und unter Beschränkung der Aufenthalte auf solche für den Betrieb und die Tränkung des Viehs durchgeführt, damit die Beförderungsdauer nach Möglichkeit abgekürzt wird. Je nach Belastung und verfügbarer Zugkraft werden die V. wie Güterzüge oder wie Eilgüterzüge behandelt. Da ein großer Teil der Viehsendungen während der Beförderung durch besondere Begleiter beaufsichtigt werden muß, so wird, falls der Platz im Packwagen für die in den Viehwagen keine Aufnahme findenden Begleiter nicht ausreicht, ein Personenwagen III. Klasse in den V. eingestellt. Breusing. Viergleisige Strecken s. Mehrgleisige Strecken. Vignoles, Charles Blacker, berühmter Eisenbahn- und Brückeningenieur, Verbreiter der nach ihm benannten breitbasigen Schienen (s. Vignoles-Schienen), geb. 1792 zu Birmingham, gest. 17. November 1875 zu Hythe bei Southampton; widmete sich frühzeitig den eisenbahntechnischen Studien, erlangte durch seine in dieses Gebiet einschlagenden Schriften einen europäischen Ruf und hat sich besonders durch sein Gutachten über die württembergischen Eisenbahnen im Jahre 1845 bekannt gemacht. Vignoles-Schienen (Vignoles rails; rails Vignole; rotai Vignole), Bezeichnung für eine Art von Breitfußschienen. Die bedeutenden Mängel, die den in Verwendung gestandenen Schienen mit flachem und pilzförmigem Querschnitt anhafteten, waren die Veranlassung, daß der Amerikaner Stevens aus Hoboken 1830 während eines längeren Aufenthalts in England eine neue Schienenform erfand, bei der der schmale Fuß der pilzförmigen Schiene derart verbreitert war, daß dieselbe unmittelbar auf den Unterlagen befestigt werden konnte und die bisher allgemein üblichen Schienenstühle entbehrlich wurden. Die ersten V. wurden in England unter Stevens Aufsicht gewalzt und für die am 9. Oktober 1832 eröffnete Camden-Amboy-Bahn in den Vereinigten Staaten verwendet. Der englische Ingenieur Ch. Vignoles führte 1836 das Profil der Stevensschiene in England ein; die nunmehr nach Vignoles benannten Schienen wurden daselbst auf Holzlangschwellen verlegt, denen Querschwellen zur Unterstützung dienten. Die V. fand in England keine belangreiche Verwendung; es wurden dort stets die Doppelkopfschienen bevorzugt. Das Verdienst der Einführung der V. in Deutschland gebührt dem Erbauer der Leipzig-Dresdener Bahn Th. Kunz und dessen Assistenten Köhler. Der letztere sah auf einer Reise in Amerika diese Breitfußschienen und erkannte auch deren Vorzüge. Mit V. wurde das zweite Gleis der Leipzig-Dresdener Bahn ausgeführt, u. zw. waren die Schienen unmittelbar auf den Querschwellen befestigt. In Österreich fanden die V. zum erstenmal beim Bau der Wien-Gloggnitzer Bahn Verwendung; dieselben wurden auf hölzernen Langschwellen verlegt. Seitdem hat sich diese Schienenform auf dem größten Teil des Festlands (Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz, Rußland) und in Amerika eingebürgert. Villard, Henry, geb. 10. April 1835 in Zweibrücken in der Pfalz, Sohn des Oberlandesgerichtspräsidenten Hilgard, studierte in Deutschland die Rechte, wanderte anfangs der Fünfzigerjahre nach Amerika aus, wo er seinen deutschen Namen Hilgard in den Namen V. änderte. Seit 1870 beschäftigte er sich mit Eisenbahnangelegenheiten, ordnete in den Jahren 1873–1876 im Auftrag süddeutscher Bankhäuser die Verhältnisse der unter Zwangsvormerkung stehenden Kansas-Pacific-Eisenbahn und einer Anzahl kleiner, sich gegenseitig befehdender Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsgesellschaften

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/217>, abgerufen am 21.11.2024.