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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.

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Wandpfeiler, oder als ein turmartiges Fachwerk gestaltet mit 4 (bei älteren Ausführungen auch mehr) Eckpfosten, die durch Gitterwerk verbunden sind, Gitter- oder Turmpfeiler. Sie gelangen an Stelle von Steinpfeilern dort zur Ausführung, wo es sich, wie besonders bei Straßenübersetzungen, um möglichst geringe Einschränkung der lichten Durchfahrtsweiten oder bei hohen P. um geringere Belastung des Baugrundes handelt. Niedere P. werden aus Säulen oder Röhren, hohe P. als Fachwerke ausgestaltet. Die Säulenpfeiler bestehen aus einzelnen oder einer Reihe von Stützen, die früher aus Gußeisen hergestellt wurden, jetzt aber häufiger aus Schmiedeeisen gebaut werden. Während die älteren Ausführungen durchwegs flach aufgesetzte, mit dem Unterbau verankerte Säulen zeigen, ist jetzt die Ausbildung zu Scharnier- oder Pendelstützen, die oben und unten gelenkig gelagert sind, die übliche.

Nach Art der Holzjoche sind die eisernen Piloten- oder Jochpfeiler gebildet. Sie bestehen aus in den Boden eingeschraubten, gußeisernen oder eingerammten schmiedeeisernen Pfählen, die reihenförmig angeordnet und untereinander durch Kreuzverstrebung verbunden sind. Für leichte Brücken kleinerer Spannweite, geringe Wassertiefen und leichten Boden sind solche Jochkonstruktionen aus gerammten -Pfählen nicht unzweckmäßig, jedenfalls haben sie den Vorzug der Billigkeit.

Eiserne Turmpfeiler sind zum ersten Male (1853) beim Crumlinviadukt, dann durch Nördling bei einer Anzahl großer Viadukte der Orleansbahn zur Ausführung gekommen. Diese P. erhielten Pyramiden- oder Obeliskform und gußeiserne röhrenförmige Ständer, die durch wagrechte Riegel und Diagonalkreuze aus Schmiedeeisen untereinander verbunden sind. Später, u. zw. schon bei den 1875-1877 erbauten Viadukten der schweizerischen Nordostbahn u. a., wurde als Baustoff nur Schmiedeeisen verwendet. In Österreich wurden 1892 die ursprünglich mit Gußeisenständern ausgeführten Gitterpfeiler des Iglawaviadukts der österreichisch-ungarischen Staatsbahn durch ganz aus Schmiedeeisen hergestellte P. ersetzt.

Eine besondere Ausbildung der Turmpfeiler sind die Gerüstpfeiler, die vorwiegend in Amerika, in neuerer Zeit aber auch in Europa Anwendung gefunden haben. Die 4, einen P. zusammensetzenden Ständer stehen in 2 parallelen, lotrechten und nach der Brückenquerachse gestellten Ebenen und sind untereinander wieder durch Horizontalriegel und Diagonalkreuze verbunden. Quer zur Brückenlängsachse sind die Ständer geneigt, dagegen unterscheiden sich die Gerüstpfeiler von den obeliskartigen Turmpfeilern dadurch, daß sie in der Richtung der Brückenlängsachse breiter sind, nach oben sich nicht verjüngen, daher den Überbau nicht bloß in einem Punkt stützen, sondern eines überspannenden Tragwerks bedürfen. Die Ständer des P. stehen auf getrennten Mauersockeln, wobei sie bei abfallendem Gelände auch verschieden hoch sein können.

Die bei größerer Höhe ebenfalls fachwerkartig ausgebildeten Wand- oder Pendelpfeiler bestehen bloß aus einer Reihe, meist nur aus 2 in einer lotrechten Querebene stehenden Stützen, die untereinander durch Ausfachung verbunden sind. Die Ständer sind oben und unten gelenkig gelagert, so daß in ihnen nur axiale Kräfte auftreten können.

Melan.


Pferdebahnen (horse tramways, tramroads; tramways a chevaux; tramvie a cavalli), Gleisanlagen, auf denen Wagen von Pferden bewegt werden. Die P. entstanden in ihrer ältesten Form aus den hölzernen, später eisernen, seit Jahrhunderten üblichen Huntebahnen der Bergwerke. Ihr Wert lag in der Abminderung der Reibungswiderstände, vielleicht auch in der Verminderung der Wegeerhaltungskosten. P. werden unterschieden in solche, die zumeist im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts mit eigenem Bahnkörper als Hauptbahnen hergestellt wurden, weil die Erbauer den Lokomotivbetrieb für zu kostspielig hielten oder Neigungen in ihren Trassen vorsahen, die die damaligen Lokomotiven schwer hätten erklimmen können. Zu dieser Art von P. gehören: die Trambahn bei Coventry nach Ashby-de-la Zourk, erbaut vor 1818, aufgelassen 1872, die Linz-Budweiser P., Spurweite 1·106 m, die Mitte der Sechzigerjahre außer Betrieb gesetzt wurde, die Bahn Prag-Lana gleicher Spur, die bald nach ersterer entstand und ebenso wieder verschwand, die oberschlesischen Roßbahnen, Spur 0·785, die Zufuhren im Hüttengebiet besorgten (diese Bahnen gingen auf Dampf betrieb und später auf elektrischen Betrieb über); die ältesten Teile der Bröhltalbahn gleicher Spur und eine größere Zahl kurzer Linien in Südamerika, besonders Brasilien, über die nähere Angaben nicht vorhanden sind. Eine dieser Bahnen besaß einen Schlafwagen sowie einen Hofsalonwagen. Hierher gehört auch eine Bahn von Carlisle nach dem jetzt verschlammten Hafen Port Carlisle am Solway, die von dem 1853 eingeführten Lokomotivbetrieb im Jahre 1899 auf reinen Pferdebetrieb überging, der erst 1913 aufgegeben wurde. Die P. dieser Gruppe waren ausnahmslos schmalspurig und wurden einspännig

Wandpfeiler, oder als ein turmartiges Fachwerk gestaltet mit 4 (bei älteren Ausführungen auch mehr) Eckpfosten, die durch Gitterwerk verbunden sind, Gitter- oder Turmpfeiler. Sie gelangen an Stelle von Steinpfeilern dort zur Ausführung, wo es sich, wie besonders bei Straßenübersetzungen, um möglichst geringe Einschränkung der lichten Durchfahrtsweiten oder bei hohen P. um geringere Belastung des Baugrundes handelt. Niedere P. werden aus Säulen oder Röhren, hohe P. als Fachwerke ausgestaltet. Die Säulenpfeiler bestehen aus einzelnen oder einer Reihe von Stützen, die früher aus Gußeisen hergestellt wurden, jetzt aber häufiger aus Schmiedeeisen gebaut werden. Während die älteren Ausführungen durchwegs flach aufgesetzte, mit dem Unterbau verankerte Säulen zeigen, ist jetzt die Ausbildung zu Scharnier- oder Pendelstützen, die oben und unten gelenkig gelagert sind, die übliche.

Nach Art der Holzjoche sind die eisernen Piloten- oder Jochpfeiler gebildet. Sie bestehen aus in den Boden eingeschraubten, gußeisernen oder eingerammten schmiedeeisernen Pfählen, die reihenförmig angeordnet und untereinander durch Kreuzverstrebung verbunden sind. Für leichte Brücken kleinerer Spannweite, geringe Wassertiefen und leichten Boden sind solche Jochkonstruktionen aus gerammten -Pfählen nicht unzweckmäßig, jedenfalls haben sie den Vorzug der Billigkeit.

Eiserne Turmpfeiler sind zum ersten Male (1853) beim Crumlinviadukt, dann durch Nördling bei einer Anzahl großer Viadukte der Orléansbahn zur Ausführung gekommen. Diese P. erhielten Pyramiden- oder Obeliskform und gußeiserne röhrenförmige Ständer, die durch wagrechte Riegel und Diagonalkreuze aus Schmiedeeisen untereinander verbunden sind. Später, u. zw. schon bei den 1875–1877 erbauten Viadukten der schweizerischen Nordostbahn u. a., wurde als Baustoff nur Schmiedeeisen verwendet. In Österreich wurden 1892 die ursprünglich mit Gußeisenständern ausgeführten Gitterpfeiler des Iglawaviadukts der österreichisch-ungarischen Staatsbahn durch ganz aus Schmiedeeisen hergestellte P. ersetzt.

Eine besondere Ausbildung der Turmpfeiler sind die Gerüstpfeiler, die vorwiegend in Amerika, in neuerer Zeit aber auch in Europa Anwendung gefunden haben. Die 4, einen P. zusammensetzenden Ständer stehen in 2 parallelen, lotrechten und nach der Brückenquerachse gestellten Ebenen und sind untereinander wieder durch Horizontalriegel und Diagonalkreuze verbunden. Quer zur Brückenlängsachse sind die Ständer geneigt, dagegen unterscheiden sich die Gerüstpfeiler von den obeliskartigen Turmpfeilern dadurch, daß sie in der Richtung der Brückenlängsachse breiter sind, nach oben sich nicht verjüngen, daher den Überbau nicht bloß in einem Punkt stützen, sondern eines überspannenden Tragwerks bedürfen. Die Ständer des P. stehen auf getrennten Mauersockeln, wobei sie bei abfallendem Gelände auch verschieden hoch sein können.

Die bei größerer Höhe ebenfalls fachwerkartig ausgebildeten Wand- oder Pendelpfeiler bestehen bloß aus einer Reihe, meist nur aus 2 in einer lotrechten Querebene stehenden Stützen, die untereinander durch Ausfachung verbunden sind. Die Ständer sind oben und unten gelenkig gelagert, so daß in ihnen nur axiale Kräfte auftreten können.

Melan.


Pferdebahnen (horse tramways, tramroads; tramways à chevaux; tramvie a cavalli), Gleisanlagen, auf denen Wagen von Pferden bewegt werden. Die P. entstanden in ihrer ältesten Form aus den hölzernen, später eisernen, seit Jahrhunderten üblichen Huntebahnen der Bergwerke. Ihr Wert lag in der Abminderung der Reibungswiderstände, vielleicht auch in der Verminderung der Wegeerhaltungskosten. P. werden unterschieden in solche, die zumeist im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts mit eigenem Bahnkörper als Hauptbahnen hergestellt wurden, weil die Erbauer den Lokomotivbetrieb für zu kostspielig hielten oder Neigungen in ihren Trassen vorsahen, die die damaligen Lokomotiven schwer hätten erklimmen können. Zu dieser Art von P. gehören: die Trambahn bei Coventry nach Ashby-de-la Zourk, erbaut vor 1818, aufgelassen 1872, die Linz-Budweiser P., Spurweite 1·106 m, die Mitte der Sechzigerjahre außer Betrieb gesetzt wurde, die Bahn Prag-Lana gleicher Spur, die bald nach ersterer entstand und ebenso wieder verschwand, die oberschlesischen Roßbahnen, Spur 0·785, die Zufuhren im Hüttengebiet besorgten (diese Bahnen gingen auf Dampf betrieb und später auf elektrischen Betrieb über); die ältesten Teile der Bröhltalbahn gleicher Spur und eine größere Zahl kurzer Linien in Südamerika, besonders Brasilien, über die nähere Angaben nicht vorhanden sind. Eine dieser Bahnen besaß einen Schlafwagen sowie einen Hofsalonwagen. Hierher gehört auch eine Bahn von Carlisle nach dem jetzt verschlammten Hafen Port Carlisle am Solway, die von dem 1853 eingeführten Lokomotivbetrieb im Jahre 1899 auf reinen Pferdebetrieb überging, der erst 1913 aufgegeben wurde. Die P. dieser Gruppe waren ausnahmslos schmalspurig und wurden einspännig

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[67/0079] Wandpfeiler, oder als ein turmartiges Fachwerk gestaltet mit 4 (bei älteren Ausführungen auch mehr) Eckpfosten, die durch Gitterwerk verbunden sind, Gitter- oder Turmpfeiler. Sie gelangen an Stelle von Steinpfeilern dort zur Ausführung, wo es sich, wie besonders bei Straßenübersetzungen, um möglichst geringe Einschränkung der lichten Durchfahrtsweiten oder bei hohen P. um geringere Belastung des Baugrundes handelt. Niedere P. werden aus Säulen oder Röhren, hohe P. als Fachwerke ausgestaltet. Die Säulenpfeiler bestehen aus einzelnen oder einer Reihe von Stützen, die früher aus Gußeisen hergestellt wurden, jetzt aber häufiger aus Schmiedeeisen gebaut werden. Während die älteren Ausführungen durchwegs flach aufgesetzte, mit dem Unterbau verankerte Säulen zeigen, ist jetzt die Ausbildung zu Scharnier- oder Pendelstützen, die oben und unten gelenkig gelagert sind, die übliche. Nach Art der Holzjoche sind die eisernen Piloten- oder Jochpfeiler gebildet. Sie bestehen aus in den Boden eingeschraubten, gußeisernen oder eingerammten schmiedeeisernen Pfählen, die reihenförmig angeordnet und untereinander durch Kreuzverstrebung verbunden sind. Für leichte Brücken kleinerer Spannweite, geringe Wassertiefen und leichten Boden sind solche Jochkonstruktionen aus gerammten [Abbildung] -Pfählen nicht unzweckmäßig, jedenfalls haben sie den Vorzug der Billigkeit. Eiserne Turmpfeiler sind zum ersten Male (1853) beim Crumlinviadukt, dann durch Nördling bei einer Anzahl großer Viadukte der Orléansbahn zur Ausführung gekommen. Diese P. erhielten Pyramiden- oder Obeliskform und gußeiserne röhrenförmige Ständer, die durch wagrechte Riegel und Diagonalkreuze aus Schmiedeeisen untereinander verbunden sind. Später, u. zw. schon bei den 1875–1877 erbauten Viadukten der schweizerischen Nordostbahn u. a., wurde als Baustoff nur Schmiedeeisen verwendet. In Österreich wurden 1892 die ursprünglich mit Gußeisenständern ausgeführten Gitterpfeiler des Iglawaviadukts der österreichisch-ungarischen Staatsbahn durch ganz aus Schmiedeeisen hergestellte P. ersetzt. Eine besondere Ausbildung der Turmpfeiler sind die Gerüstpfeiler, die vorwiegend in Amerika, in neuerer Zeit aber auch in Europa Anwendung gefunden haben. Die 4, einen P. zusammensetzenden Ständer stehen in 2 parallelen, lotrechten und nach der Brückenquerachse gestellten Ebenen und sind untereinander wieder durch Horizontalriegel und Diagonalkreuze verbunden. Quer zur Brückenlängsachse sind die Ständer geneigt, dagegen unterscheiden sich die Gerüstpfeiler von den obeliskartigen Turmpfeilern dadurch, daß sie in der Richtung der Brückenlängsachse breiter sind, nach oben sich nicht verjüngen, daher den Überbau nicht bloß in einem Punkt stützen, sondern eines überspannenden Tragwerks bedürfen. Die Ständer des P. stehen auf getrennten Mauersockeln, wobei sie bei abfallendem Gelände auch verschieden hoch sein können. Die bei größerer Höhe ebenfalls fachwerkartig ausgebildeten Wand- oder Pendelpfeiler bestehen bloß aus einer Reihe, meist nur aus 2 in einer lotrechten Querebene stehenden Stützen, die untereinander durch Ausfachung verbunden sind. Die Ständer sind oben und unten gelenkig gelagert, so daß in ihnen nur axiale Kräfte auftreten können. Melan. Pferdebahnen (horse tramways, tramroads; tramways à chevaux; tramvie a cavalli), Gleisanlagen, auf denen Wagen von Pferden bewegt werden. Die P. entstanden in ihrer ältesten Form aus den hölzernen, später eisernen, seit Jahrhunderten üblichen Huntebahnen der Bergwerke. Ihr Wert lag in der Abminderung der Reibungswiderstände, vielleicht auch in der Verminderung der Wegeerhaltungskosten. P. werden unterschieden in solche, die zumeist im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts mit eigenem Bahnkörper als Hauptbahnen hergestellt wurden, weil die Erbauer den Lokomotivbetrieb für zu kostspielig hielten oder Neigungen in ihren Trassen vorsahen, die die damaligen Lokomotiven schwer hätten erklimmen können. Zu dieser Art von P. gehören: die Trambahn bei Coventry nach Ashby-de-la Zourk, erbaut vor 1818, aufgelassen 1872, die Linz-Budweiser P., Spurweite 1·106 m, die Mitte der Sechzigerjahre außer Betrieb gesetzt wurde, die Bahn Prag-Lana gleicher Spur, die bald nach ersterer entstand und ebenso wieder verschwand, die oberschlesischen Roßbahnen, Spur 0·785, die Zufuhren im Hüttengebiet besorgten (diese Bahnen gingen auf Dampf betrieb und später auf elektrischen Betrieb über); die ältesten Teile der Bröhltalbahn gleicher Spur und eine größere Zahl kurzer Linien in Südamerika, besonders Brasilien, über die nähere Angaben nicht vorhanden sind. Eine dieser Bahnen besaß einen Schlafwagen sowie einen Hofsalonwagen. Hierher gehört auch eine Bahn von Carlisle nach dem jetzt verschlammten Hafen Port Carlisle am Solway, die von dem 1853 eingeführten Lokomotivbetrieb im Jahre 1899 auf reinen Pferdebetrieb überging, der erst 1913 aufgegeben wurde. Die P. dieser Gruppe waren ausnahmslos schmalspurig und wurden einspännig

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/79>, abgerufen am 21.11.2024.