Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915.konnten zu Schlafstellen umgewandelt werden. Das Gewicht des Wagens betrug 19.800 kg. Der in Österreich in Verwendung stehende der Österreichischen Waggonleihgesellschaft gehörende Salonleichenwagen ist ein 2achsiger Wagen mit einem einzigen für den Sarg bestimmten Raum, um den ringsherum eine offene Galerie läuft, die durch ein Ziergitter abgeschlossen ist. Der Raum für die Leiche ist schwarz ausgestattet und hat große, ![]() Abb. 133. Leichenwagen der belgischen Staatsbahnen. Abb. 133 stellt die Grundrißeinteilung des 4achsigen L. der belgischen Staatsbahnen dar. Dieser Wagen wiegt rund 27.000 kg. ![]() Abb. 134. Leichenwagen der Stadtschnellbahn in Philadelphia. In Italien wird in einzelnen Städten, so beispielsweise in Mailand, auch der Fahrpark der Straßenbahnen für die Beförderung von Leichen auf die weiter entfernt liegenden Friedhöfe benutzt. Die in Italien verwendeten L. sind 2achsig, enthalten den Raum für den Motorführer sowie das Dienstpersonal und den Sarg; die Leidtragenden benutzen einen mitgeführten Anhängewagen. Die bei einzelnen Stadtschnellbahnen in Nordamerika eingeführten L. laufen auf 2achsigen Drehgestellen und haben außer den Führerständen an den Endbühnen einen großen Raum für das Trauergefolge und ein Abteil für die Leichenträger, in das auch ein niedriger Verschlag für den Sarg eingebaut ist. Der Sarg wird von außen nach Öffnen einer breiten wagrechten Türklappe auf eine kleine Schiebebühne gesetzt und in den Verschlag geschoben. Der Wagen der Stadtschnellbahnen in Philadelphia hat 40 Sitzplätze für das Gefolge und 6 Plätze für die Leichenträger. Kranzspenden werden auf der Decke des Sargabteiles nie dergelegt. Die Anordnung und Hauptabmessungen zeigt Abb. 134. Der Wagen wiegt 17.700 kg. Rybak. Leichte Züge, auch Leichtzüge oder Tramwayzüge genannt, dienen dem Orts- und Vorortsverkehr kleinerer Verkehrsmittelpunkte, zuweilen werden sie auch auf Nebenbahnen angewendet, deren Güterverkehr so stark angewachsen ist, daß er vom Personenverkehr getrennt werden mußte. Ursprünglich wurden für derartige Verkehrszwecke von manchen Verwaltungen Triebfahrzeuge eingestellt. Diese bewährten sich jedoch wenig, da sie bei stärkerem Verkehr an Fest- und Markttagen sowie werktags am Morgen und Abend für Arbeiter- und Schülerbeförderung wegen geringer Leistung ihrer Antriebmaschinen die nötigen Beiwagen nicht mitnehmen konnten. Bei solchem ausnahmsweise stärkeren Verkehr ging auch der dem Triebwagen sonst eigentümliche Vorzug verloren, von einer Endstation ohne Umfahrungsgleis zurückkehren zu können. Überdies erwies es sich als ganz unmöglich, in besonders stark benutzten Zügen zwei Triebwagen zu kuppeln und überdies noch Beiwagen mitzugeben, da hierdurch ein unverhältnismäßig hoher Aufwand an Zugmannschaft entstanden wäre. Mit Ausnahme von Nordamerika, wo die Reisenden sich sträuben, in solchen Nebenbetrieben mit einem etwas geringeren Ausmaß an Bequemlichkeit vorlieb zu nehmen, wurde daher vielfach versuchsweise auf L. übergegangen. Man setzte sie aus leichten straßenbahnähnlichen Personenwagen, die mitunter schon als Beiwagen für Triebwagen beschafft worden waren, zusammen und spannte eigens beschaffte leichte Lokomotiven vor. Ein solcher Zug ergab auf den Sitz- bzw. Sitz- und Stehplatz gerechnet, konnten zu Schlafstellen umgewandelt werden. Das Gewicht des Wagens betrug 19.800 kg. Der in Österreich in Verwendung stehende der Österreichischen Waggonleihgesellschaft gehörende Salonleichenwagen ist ein 2achsiger Wagen mit einem einzigen für den Sarg bestimmten Raum, um den ringsherum eine offene Galerie läuft, die durch ein Ziergitter abgeschlossen ist. Der Raum für die Leiche ist schwarz ausgestattet und hat große, ![]() Abb. 133. Leichenwagen der belgischen Staatsbahnen. Abb. 133 stellt die Grundrißeinteilung des 4achsigen L. der belgischen Staatsbahnen dar. Dieser Wagen wiegt rund 27.000 kg. ![]() Abb. 134. Leichenwagen der Stadtschnellbahn in Philadelphia. In Italien wird in einzelnen Städten, so beispielsweise in Mailand, auch der Fahrpark der Straßenbahnen für die Beförderung von Leichen auf die weiter entfernt liegenden Friedhöfe benutzt. Die in Italien verwendeten L. sind 2achsig, enthalten den Raum für den Motorführer sowie das Dienstpersonal und den Sarg; die Leidtragenden benutzen einen mitgeführten Anhängewagen. Die bei einzelnen Stadtschnellbahnen in Nordamerika eingeführten L. laufen auf 2achsigen Drehgestellen und haben außer den Führerständen an den Endbühnen einen großen Raum für das Trauergefolge und ein Abteil für die Leichenträger, in das auch ein niedriger Verschlag für den Sarg eingebaut ist. Der Sarg wird von außen nach Öffnen einer breiten wagrechten Türklappe auf eine kleine Schiebebühne gesetzt und in den Verschlag geschoben. Der Wagen der Stadtschnellbahnen in Philadelphia hat 40 Sitzplätze für das Gefolge und 6 Plätze für die Leichenträger. Kranzspenden werden auf der Decke des Sargabteiles nie dergelegt. Die Anordnung und Hauptabmessungen zeigt Abb. 134. Der Wagen wiegt 17.700 kg. Rybák. Leichte Züge, auch Leichtzüge oder Tramwayzüge genannt, dienen dem Orts- und Vorortsverkehr kleinerer Verkehrsmittelpunkte, zuweilen werden sie auch auf Nebenbahnen angewendet, deren Güterverkehr so stark angewachsen ist, daß er vom Personenverkehr getrennt werden mußte. Ursprünglich wurden für derartige Verkehrszwecke von manchen Verwaltungen Triebfahrzeuge eingestellt. Diese bewährten sich jedoch wenig, da sie bei stärkerem Verkehr an Fest- und Markttagen sowie werktags am Morgen und Abend für Arbeiter- und Schülerbeförderung wegen geringer Leistung ihrer Antriebmaschinen die nötigen Beiwagen nicht mitnehmen konnten. Bei solchem ausnahmsweise stärkeren Verkehr ging auch der dem Triebwagen sonst eigentümliche Vorzug verloren, von einer Endstation ohne Umfahrungsgleis zurückkehren zu können. Überdies erwies es sich als ganz unmöglich, in besonders stark benutzten Zügen zwei Triebwagen zu kuppeln und überdies noch Beiwagen mitzugeben, da hierdurch ein unverhältnismäßig hoher Aufwand an Zugmannschaft entstanden wäre. Mit Ausnahme von Nordamerika, wo die Reisenden sich sträuben, in solchen Nebenbetrieben mit einem etwas geringeren Ausmaß an Bequemlichkeit vorlieb zu nehmen, wurde daher vielfach versuchsweise auf L. übergegangen. Man setzte sie aus leichten straßenbahnähnlichen Personenwagen, die mitunter schon als Beiwagen für Triebwagen beschafft worden waren, zusammen und spannte eigens beschaffte leichte Lokomotiven vor. Ein solcher Zug ergab auf den Sitz- bzw. Sitz- und Stehplatz gerechnet, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0092" n="84"/> konnten zu Schlafstellen umgewandelt werden. Das Gewicht des Wagens betrug 19.800 <hi rendition="#i">kg.</hi></p><lb/> <p>Der in <hi rendition="#g">Österreich</hi> in Verwendung stehende der <hi rendition="#g">Österreichischen Waggonleihgesellschaft</hi> gehörende Salonleichenwagen ist ein 2achsiger Wagen mit einem einzigen für den Sarg bestimmten Raum, um den ringsherum eine offene Galerie läuft, die durch ein Ziergitter abgeschlossen ist. 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Diese bewährten sich jedoch wenig, da sie bei stärkerem Verkehr an Fest- und Markttagen sowie werktags am Morgen und Abend für Arbeiter- und Schülerbeförderung wegen geringer Leistung ihrer Antriebmaschinen die nötigen Beiwagen nicht mitnehmen konnten. Bei solchem ausnahmsweise stärkeren Verkehr ging auch der dem Triebwagen sonst eigentümliche Vorzug verloren, von einer Endstation ohne Umfahrungsgleis zurückkehren zu können. Überdies erwies es sich als ganz unmöglich, in besonders stark benutzten Zügen zwei Triebwagen zu kuppeln und überdies noch Beiwagen mitzugeben, da hierdurch ein unverhältnismäßig hoher Aufwand an Zugmannschaft entstanden wäre. Mit Ausnahme von <hi rendition="#g">Nordamerika</hi>, wo die Reisenden sich sträuben, in solchen Nebenbetrieben mit einem etwas geringeren Ausmaß an Bequemlichkeit vorlieb zu nehmen, wurde daher vielfach <hi rendition="#g">versuchsweise</hi> auf L. übergegangen. 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konnten zu Schlafstellen umgewandelt werden. Das Gewicht des Wagens betrug 19.800 kg.
Der in Österreich in Verwendung stehende der Österreichischen Waggonleihgesellschaft gehörende Salonleichenwagen ist ein 2achsiger Wagen mit einem einzigen für den Sarg bestimmten Raum, um den ringsherum eine offene Galerie läuft, die durch ein Ziergitter abgeschlossen ist. Der Raum für die Leiche ist schwarz ausgestattet und hat große,
[Abbildung Abb. 133. Leichenwagen der belgischen Staatsbahnen.
]
mit schwarzen Vorhängen abzuschließende Fenster. Der Sarg wird über die stirnseitige Plattform durch Flügeltüren eingeschoben.
Abb. 133 stellt die Grundrißeinteilung des 4achsigen L. der belgischen Staatsbahnen dar. Dieser Wagen wiegt rund 27.000 kg.
[Abbildung Abb. 134. Leichenwagen der Stadtschnellbahn in Philadelphia.
]
In Italien wird in einzelnen Städten, so beispielsweise in Mailand, auch der Fahrpark der Straßenbahnen für die Beförderung von Leichen auf die weiter entfernt liegenden Friedhöfe benutzt. Die in Italien verwendeten L. sind 2achsig, enthalten den Raum für den Motorführer sowie das Dienstpersonal und den Sarg; die Leidtragenden benutzen einen mitgeführten Anhängewagen.
Die bei einzelnen Stadtschnellbahnen in Nordamerika eingeführten L. laufen auf 2achsigen Drehgestellen und haben außer den Führerständen an den Endbühnen einen großen Raum für das Trauergefolge und ein Abteil für die Leichenträger, in das auch ein niedriger Verschlag für den Sarg eingebaut ist. Der Sarg wird von außen nach Öffnen einer breiten wagrechten Türklappe auf eine kleine Schiebebühne gesetzt und in den Verschlag geschoben. Der Wagen der Stadtschnellbahnen in Philadelphia hat 40 Sitzplätze für das Gefolge und 6 Plätze für die Leichenträger. Kranzspenden werden auf der Decke des Sargabteiles nie dergelegt. Die Anordnung und Hauptabmessungen zeigt Abb. 134. Der Wagen wiegt 17.700 kg.
Rybák.
Leichte Züge, auch Leichtzüge oder Tramwayzüge genannt, dienen dem Orts- und Vorortsverkehr kleinerer Verkehrsmittelpunkte, zuweilen werden sie auch auf Nebenbahnen angewendet, deren Güterverkehr so stark angewachsen ist, daß er vom Personenverkehr getrennt werden mußte. Ursprünglich wurden für derartige Verkehrszwecke von manchen Verwaltungen Triebfahrzeuge eingestellt. Diese bewährten sich jedoch wenig, da sie bei stärkerem Verkehr an Fest- und Markttagen sowie werktags am Morgen und Abend für Arbeiter- und Schülerbeförderung wegen geringer Leistung ihrer Antriebmaschinen die nötigen Beiwagen nicht mitnehmen konnten. Bei solchem ausnahmsweise stärkeren Verkehr ging auch der dem Triebwagen sonst eigentümliche Vorzug verloren, von einer Endstation ohne Umfahrungsgleis zurückkehren zu können. Überdies erwies es sich als ganz unmöglich, in besonders stark benutzten Zügen zwei Triebwagen zu kuppeln und überdies noch Beiwagen mitzugeben, da hierdurch ein unverhältnismäßig hoher Aufwand an Zugmannschaft entstanden wäre. Mit Ausnahme von Nordamerika, wo die Reisenden sich sträuben, in solchen Nebenbetrieben mit einem etwas geringeren Ausmaß an Bequemlichkeit vorlieb zu nehmen, wurde daher vielfach versuchsweise auf L. übergegangen. Man setzte sie aus leichten straßenbahnähnlichen Personenwagen, die mitunter schon als Beiwagen für Triebwagen beschafft worden waren, zusammen und spannte eigens beschaffte leichte Lokomotiven vor. Ein solcher Zug ergab auf den Sitz- bzw. Sitz- und Stehplatz gerechnet,
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Zitationshilfe: | Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen07_1915/92>, abgerufen am 22.02.2025. |