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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915.

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Große Bedeutung für die M. kommt der reinlichen Gewinnung der Milch am Produktionsort und ihrer sorgfältigen Kühlung zu. Wenn Milch am Produktionsort ordentlich gekühlt wird (+ 3° C), kann sie bis auf etwa 200 km ohne besondere Vorkehrungen befördert werden.

Um die möglichst schnelle Abfertigung der Sendungen zu ermöglichen, haben die meisten Bahnverwaltungen besondere Maßnahmen getroffen. Die Auf- und Abgabe der Milch kann außerhalb der Amtsstunden, mitunter auch in Haltestellen, erforderlichenfalls unmittelbar beim Zug erfolgen. In den größeren Stationen sind besondere Verladevorrichtungen (Rampen) vorhanden. Das Gewicht der einzelnen Sendung wird nicht durch bahnseitige Verwiegung, sondern auf Grund der Anschriften auf den Gefäßen festgestellt. Der Empfänger wird von dem Eintreffen der Sendung nicht benachrichtigt. Von großer Wichtigkeit sind die Abfertigungserleichterungen für regelmäßige Milchsendungen einzelner Parteien. Bei den meisten Bahnverwaltungen Deutschlands erfolgt die Beförderung solcher Milchsendungen auf Grund der "Bedingungen für die regelmäßige Beförderung der Milch". Bei den österreichischen Staatsbahnen besteht ebenfalls Abonnementbeförderung der Milch.

Die M. erfolgt mit Personen- oder Gütereilzügen. Nicht selten werden eigene Milchzüge gefahren.

Die M. erfolgt fast überall, Frankreich ausgenommen, zu ermäßigten Sätzen, u. zw. werden in der Regel bei eilgutmäßiger Beförderung die Gebühren für Frachtgut berechnet.

Die Rückbeförderung der leeren Gefäße übernehmen die Bahnen zumeist frachtfrei oder doch gegen besondere Ermäßigungen.

Literatur: Bericht des internationalen Eisenbahnkongresses vom Jahre 1910, Frage XVI: Leicht verderbliche Lebensmittel. - Frahm, Das englische Eisenbahnwesen. Berlin 1911.

Grünthal.


Milchwagen (milk car; wagon a lait; vagone pel trasporte di latte), gedeckte Güterwagen mit besonderen Einrichtungen zur Beförderung von Milch.

Die Kühlung der Milch während der Fahrt ist auf den festländischen Bahnen wegen der kurzen Beförderungsdauer (s. Milchbeförderung) von geringer Bedeutung, weshalb auf diesen Bahnen eigentliche Kühlwagen (s d.) für Milch nur vereinzelt in Anwendung kommen.

M. werden (s. d.) mit durchbrochenen Seiten- und Stirnwänden gebaut, wobei eine lebhafte Lüftung und Kühlung des Innenraums lediglich durch die während der Fahrt durchströmende Luft stattfindet.

An den Wänden im Innern der Wagen sind zum Aufstellen der Gefäße Legestellen eingebaut.

Als zweckentsprechende Gefäße für die Versendung von Milch werden Kannen aus verzinntem Eisenblech mit weitem Hals und gut schließbaren Deckeln, mit Tragbügeln, Bleiverschluß und Arben für Vorhängschlösser verwendet.

Die Kannen haben meist eine zylindrische Form und sind mit verzinnten Eisenreifen verstärkt.

Zur Verladung der Milch in M. empfiehlt es sich, gleich große Kannen, u. zw. solche von etwa 20 l Inhalt zu verwenden, die verhältnismäßig leicht zu handhaben sind und daher auch beim Ein- und Ausladen seltener beschädigt werden.

Zur nachhaltigen Kühlung der Milch während des Sommers werden auch Kannen mit Eiskästchen benutzt. Die Deckel solcher Kannen sind mit einer sackartigen, zylindrischen Verlängerung versehen, die in den Innenraum der Kanne reicht und mit Eisstückchen angefüllt wird. Der Eiszylinder ist oben mit einem Deckel verschlossen.

Die bei den österreichischen Staatsbahnen in Verwendung stehende Normaltype ist dem Wesen nach wie ein gedeckter Güterwagen, jedoch mit doppelter Dachkonstruktion und durchbrochener Seitenwandverschalung erbaut.

Der Wagen hat eine lichte Länge von 7·65 m, eine lichte Breite von 2·64 m, einen Radstand von 5·0 m, ein Eigengewicht von 10·23 t, ein Ladegewicht von 15 t. An den Stirnseiten sind die durchbrochenen Verschalungen mittels Türen zu verschließen, um zur Winterszeit den Luftzug vermindern zu können.

Außerdem sind bei den österreichischen Staatsbahnen M. nach Abb. 312 in Erprobung, bei denen der Innenraum in 3 Abteile geteilt ist; jedes Abteil besitzt eigene Schubtüren an der Wagenseitenwand, um die Be- und Entladung des Wagens beschleunigen zu können.

Die Einteilung des Wagens gestattet die Verladung einer größeren Zahl von Milchkannen.

Bei den preußischen Staatsbahnen sind 2achsige Wagen mit und ohne Bremse, mit einem Ladegewicht von 12.500 kg und einem Radstand von 4·0 m in Verwendung.

Das Untergestell ist aus Walzeisen hergestellt und die lichten Kastenabmessungen sind: Länge 7000, Breite 2600 und die Höhe, an der Seitenwand gemessen, 1910 mm. Die Fußboden-, Dach- und Seitenwände sind doppelt ausgeführt und die Zwischenräume mit Kokosfaser und Stuhlrohrwolle ausgefüllt.

Das Dach ist außen mit Segelleinwand gedeckt. In der Mitte jeder Seitenwand ist eine Doppeltüre eingebaut, die luftdicht abschließt und mit Riegelverschluß abgeschlossen ist.

Die Lüftung erfolgt durch 8 Luftfänger im Fußboden und 12 Luftsauger im Dach.

Für die Aufstellung der Milchkannen sind Gerüste mit 3 Lattenböden eingebaut.

Im Fußboden sind auch Abflußöffnungen für das Auswaschwasser vorgesehen.

Außerdem werden im Essener Bezirk gedeckte Güterwagen verwendet, die aufklappbare Lagebretter besitzen.

Große Bedeutung für die M. kommt der reinlichen Gewinnung der Milch am Produktionsort und ihrer sorgfältigen Kühlung zu. Wenn Milch am Produktionsort ordentlich gekühlt wird (+ 3° C), kann sie bis auf etwa 200 km ohne besondere Vorkehrungen befördert werden.

Um die möglichst schnelle Abfertigung der Sendungen zu ermöglichen, haben die meisten Bahnverwaltungen besondere Maßnahmen getroffen. Die Auf- und Abgabe der Milch kann außerhalb der Amtsstunden, mitunter auch in Haltestellen, erforderlichenfalls unmittelbar beim Zug erfolgen. In den größeren Stationen sind besondere Verladevorrichtungen (Rampen) vorhanden. Das Gewicht der einzelnen Sendung wird nicht durch bahnseitige Verwiegung, sondern auf Grund der Anschriften auf den Gefäßen festgestellt. Der Empfänger wird von dem Eintreffen der Sendung nicht benachrichtigt. Von großer Wichtigkeit sind die Abfertigungserleichterungen für regelmäßige Milchsendungen einzelner Parteien. Bei den meisten Bahnverwaltungen Deutschlands erfolgt die Beförderung solcher Milchsendungen auf Grund der „Bedingungen für die regelmäßige Beförderung der Milch“. Bei den österreichischen Staatsbahnen besteht ebenfalls Abonnementbeförderung der Milch.

Die M. erfolgt mit Personen- oder Gütereilzügen. Nicht selten werden eigene Milchzüge gefahren.

Die M. erfolgt fast überall, Frankreich ausgenommen, zu ermäßigten Sätzen, u. zw. werden in der Regel bei eilgutmäßiger Beförderung die Gebühren für Frachtgut berechnet.

Die Rückbeförderung der leeren Gefäße übernehmen die Bahnen zumeist frachtfrei oder doch gegen besondere Ermäßigungen.

Literatur: Bericht des internationalen Eisenbahnkongresses vom Jahre 1910, Frage XVI: Leicht verderbliche Lebensmittel. – Frahm, Das englische Eisenbahnwesen. Berlin 1911.

Grünthal.


Milchwagen (milk car; wagon à lait; vagone pel trasporte di latte), gedeckte Güterwagen mit besonderen Einrichtungen zur Beförderung von Milch.

Die Kühlung der Milch während der Fahrt ist auf den festländischen Bahnen wegen der kurzen Beförderungsdauer (s. Milchbeförderung) von geringer Bedeutung, weshalb auf diesen Bahnen eigentliche Kühlwagen (s d.) für Milch nur vereinzelt in Anwendung kommen.

M. werden (s. d.) mit durchbrochenen Seiten- und Stirnwänden gebaut, wobei eine lebhafte Lüftung und Kühlung des Innenraums lediglich durch die während der Fahrt durchströmende Luft stattfindet.

An den Wänden im Innern der Wagen sind zum Aufstellen der Gefäße Legestellen eingebaut.

Als zweckentsprechende Gefäße für die Versendung von Milch werden Kannen aus verzinntem Eisenblech mit weitem Hals und gut schließbaren Deckeln, mit Tragbügeln, Bleiverschluß und Arben für Vorhängschlösser verwendet.

Die Kannen haben meist eine zylindrische Form und sind mit verzinnten Eisenreifen verstärkt.

Zur Verladung der Milch in M. empfiehlt es sich, gleich große Kannen, u. zw. solche von etwa 20 l Inhalt zu verwenden, die verhältnismäßig leicht zu handhaben sind und daher auch beim Ein- und Ausladen seltener beschädigt werden.

Zur nachhaltigen Kühlung der Milch während des Sommers werden auch Kannen mit Eiskästchen benutzt. Die Deckel solcher Kannen sind mit einer sackartigen, zylindrischen Verlängerung versehen, die in den Innenraum der Kanne reicht und mit Eisstückchen angefüllt wird. Der Eiszylinder ist oben mit einem Deckel verschlossen.

Die bei den österreichischen Staatsbahnen in Verwendung stehende Normaltype ist dem Wesen nach wie ein gedeckter Güterwagen, jedoch mit doppelter Dachkonstruktion und durchbrochener Seitenwandverschalung erbaut.

Der Wagen hat eine lichte Länge von 7·65 m, eine lichte Breite von 2·64 m, einen Radstand von 5·0 m, ein Eigengewicht von 10·23 t, ein Ladegewicht von 15 t. An den Stirnseiten sind die durchbrochenen Verschalungen mittels Türen zu verschließen, um zur Winterszeit den Luftzug vermindern zu können.

Außerdem sind bei den österreichischen Staatsbahnen M. nach Abb. 312 in Erprobung, bei denen der Innenraum in 3 Abteile geteilt ist; jedes Abteil besitzt eigene Schubtüren an der Wagenseitenwand, um die Be- und Entladung des Wagens beschleunigen zu können.

Die Einteilung des Wagens gestattet die Verladung einer größeren Zahl von Milchkannen.

Bei den preußischen Staatsbahnen sind 2achsige Wagen mit und ohne Bremse, mit einem Ladegewicht von 12.500 kg und einem Radstand von 4·0 m in Verwendung.

Das Untergestell ist aus Walzeisen hergestellt und die lichten Kastenabmessungen sind: Länge 7000, Breite 2600 und die Höhe, an der Seitenwand gemessen, 1910 mm. Die Fußboden-, Dach- und Seitenwände sind doppelt ausgeführt und die Zwischenräume mit Kokosfaser und Stuhlrohrwolle ausgefüllt.

Das Dach ist außen mit Segelleinwand gedeckt. In der Mitte jeder Seitenwand ist eine Doppeltüre eingebaut, die luftdicht abschließt und mit Riegelverschluß abgeschlossen ist.

Die Lüftung erfolgt durch 8 Luftfänger im Fußboden und 12 Luftsauger im Dach.

Für die Aufstellung der Milchkannen sind Gerüste mit 3 Lattenböden eingebaut.

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[272/0287] Große Bedeutung für die M. kommt der reinlichen Gewinnung der Milch am Produktionsort und ihrer sorgfältigen Kühlung zu. Wenn Milch am Produktionsort ordentlich gekühlt wird (+ 3° C), kann sie bis auf etwa 200 km ohne besondere Vorkehrungen befördert werden. Um die möglichst schnelle Abfertigung der Sendungen zu ermöglichen, haben die meisten Bahnverwaltungen besondere Maßnahmen getroffen. Die Auf- und Abgabe der Milch kann außerhalb der Amtsstunden, mitunter auch in Haltestellen, erforderlichenfalls unmittelbar beim Zug erfolgen. In den größeren Stationen sind besondere Verladevorrichtungen (Rampen) vorhanden. Das Gewicht der einzelnen Sendung wird nicht durch bahnseitige Verwiegung, sondern auf Grund der Anschriften auf den Gefäßen festgestellt. Der Empfänger wird von dem Eintreffen der Sendung nicht benachrichtigt. Von großer Wichtigkeit sind die Abfertigungserleichterungen für regelmäßige Milchsendungen einzelner Parteien. 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Die Kühlung der Milch während der Fahrt ist auf den festländischen Bahnen wegen der kurzen Beförderungsdauer (s. Milchbeförderung) von geringer Bedeutung, weshalb auf diesen Bahnen eigentliche Kühlwagen (s d.) für Milch nur vereinzelt in Anwendung kommen. M. werden (s. d.) mit durchbrochenen Seiten- und Stirnwänden gebaut, wobei eine lebhafte Lüftung und Kühlung des Innenraums lediglich durch die während der Fahrt durchströmende Luft stattfindet. An den Wänden im Innern der Wagen sind zum Aufstellen der Gefäße Legestellen eingebaut. Als zweckentsprechende Gefäße für die Versendung von Milch werden Kannen aus verzinntem Eisenblech mit weitem Hals und gut schließbaren Deckeln, mit Tragbügeln, Bleiverschluß und Arben für Vorhängschlösser verwendet. Die Kannen haben meist eine zylindrische Form und sind mit verzinnten Eisenreifen verstärkt. Zur Verladung der Milch in M. empfiehlt es sich, gleich große Kannen, u. zw. solche von etwa 20 l Inhalt zu verwenden, die verhältnismäßig leicht zu handhaben sind und daher auch beim Ein- und Ausladen seltener beschädigt werden. Zur nachhaltigen Kühlung der Milch während des Sommers werden auch Kannen mit Eiskästchen benutzt. Die Deckel solcher Kannen sind mit einer sackartigen, zylindrischen Verlängerung versehen, die in den Innenraum der Kanne reicht und mit Eisstückchen angefüllt wird. Der Eiszylinder ist oben mit einem Deckel verschlossen. Die bei den österreichischen Staatsbahnen in Verwendung stehende Normaltype ist dem Wesen nach wie ein gedeckter Güterwagen, jedoch mit doppelter Dachkonstruktion und durchbrochener Seitenwandverschalung erbaut. Der Wagen hat eine lichte Länge von 7·65 m, eine lichte Breite von 2·64 m, einen Radstand von 5·0 m, ein Eigengewicht von 10·23 t, ein Ladegewicht von 15 t. An den Stirnseiten sind die durchbrochenen Verschalungen mittels Türen zu verschließen, um zur Winterszeit den Luftzug vermindern zu können. Außerdem sind bei den österreichischen Staatsbahnen M. nach Abb. 312 in Erprobung, bei denen der Innenraum in 3 Abteile geteilt ist; jedes Abteil besitzt eigene Schubtüren an der Wagenseitenwand, um die Be- und Entladung des Wagens beschleunigen zu können. Die Einteilung des Wagens gestattet die Verladung einer größeren Zahl von Milchkannen. Bei den preußischen Staatsbahnen sind 2achsige Wagen mit und ohne Bremse, mit einem Ladegewicht von 12.500 kg und einem Radstand von 4·0 m in Verwendung. Das Untergestell ist aus Walzeisen hergestellt und die lichten Kastenabmessungen sind: Länge 7000, Breite 2600 und die Höhe, an der Seitenwand gemessen, 1910 mm. Die Fußboden-, Dach- und Seitenwände sind doppelt ausgeführt und die Zwischenräume mit Kokosfaser und Stuhlrohrwolle ausgefüllt. Das Dach ist außen mit Segelleinwand gedeckt. In der Mitte jeder Seitenwand ist eine Doppeltüre eingebaut, die luftdicht abschließt und mit Riegelverschluß abgeschlossen ist. Die Lüftung erfolgt durch 8 Luftfänger im Fußboden und 12 Luftsauger im Dach. Für die Aufstellung der Milchkannen sind Gerüste mit 3 Lattenböden eingebaut. Im Fußboden sind auch Abflußöffnungen für das Auswaschwasser vorgesehen. Außerdem werden im Essener Bezirk gedeckte Güterwagen verwendet, die aufklappbare Lagebretter besitzen.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen07_1915/287>, abgerufen am 22.12.2024.