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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915.

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Weimar. Durch öffentliche Besprechungen und persönliche Vorstellungen setzte er es durch, daß die Bahn Halle-Kassel dem ursprünglichen Plan entgegen in einer sieben Meilen größeren Linie über Naumburg, Weimar, Erfurt, Gotha und Eisenach geführt wurde, eine Tat, die in den thüringischen Staaten allseitige Anerkennung fand; ja die juristische Fakultät der Universität Jena verlieh L. "wegen seiner Verdienste um die Sache des deutschen Handelsvereines und des deutschen Eisenbahnsystems" die Würde eines Ehrendoktors.

Da L. auch in Thüringen keinen materiellen Erfolg zu verzeichnen hatte, nahm er bleibenden Aufenthalt in Augsburg, um durch die "Allgemeine Zeitung" für die deutschen wirtschaftlichen Aufgaben, insbesondere für ein großes, allgemeines Transportsystem zu wirken. In Augsburg schrieb L. 1841 sein bedeutendstes, unvollendet gebliebenes Werk "Nationales System der politischen Ökonomie", das 1877 in siebenter Auflage erschien.

1841, als bereits die Bahnen Leipzig-Dresden, Leipzig-Magdeburg, Basel-Straßburg, Mannheim-Heidelberg im Betrieb standen, zog L. wiederum nach Württemberg und ergriff hier die Feder vornehmlich für ein württembergisches Staatseisenbahnnetz in der Schrift: "Das deutsche Eisenbahnsystem als Mittel zur Vervollkommnung der deutschen Industrie, des deutschen Zollvereines und des deutschen Nationalverbandes überhaupt".

Man überhäufte L. in Württemberg mit Ehrenbezeugungen, ohne daß es ihm gelang, eine feste Anstellung zu erhalten; ebensowenig glückte ihm diese Absicht in Bayern, wo er im Herbst 1845 weilte.

Geistige Überanstrengung, Sorge um die Zukunft seiner Familie, körperliches Leiden und die Angriffe auf seine Person trieben ihn zum Selbstmord. Am 30. November 1846 machte er in Kufstein seinem Leben ein Ende. In Deutschland wurden Sammlungen eröffnet; seine Hinterbliebenen erhielten ein Ehrengeschenk, ihm selbst wurde in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet. Sein hundertjähriger Geburtstag wurde 1889 festlich begangen.

In Kufstein wurde L. gleichfalls ein Denkmal errichtet und die Errichtung eines solchen vor dem neuen Bahnhof in Leipzig ist in Vorbereitung.

Literatur: Häuser, Friedrich Lists gesammelte Schriften. Stuttgart 1850; Die Leipzig-Dresdener Bahn in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens. Leipzig 1864. - Goldschmidt, Friedrich List, Deutschlands großer Volkswirt. Berlin 1878. - Niedermüller, Die Leipzig-Dresdener Bahn, ein Werk Friedrich Lists. Leipzig 1880. - Krause, Friedrich List und die erste große Eisenbahn Deutschlands. Leipzig 1887. - Marggraff, Friedrich List, der Vorkämpfer der deutschen Eisenbahnen. Ztg. d. VDEV. 1889.


Literatur s. Eisenbahnliteratur.


Liverpool-Manchester-Eisenbahn, zweitälteste Eisenbahn Englands, eröffnet 1830 (s. Großbritanniens und Irlands Eisenbahnen), ist durch Fusion an die London and North Western-Eisenbahn (s. d.) übergegangen.


Liverpools Schnellbahnen. Der Schnellverkehrsgedanke mußte in einer Großstadt von der Bedeutung Liverpools, der zweitgrößten Stadt Großbritanniens mit einer Bevölkerung von 747.000 Köpfen, gleichzeitig der bedeutendste Seehafen des Landes früh Wurzel fassen. In erster Linie handelte es sich darum, Liverpool mit der durch den 1200 m breiten Meeresarm des Mersey von ihm getrennten, zurzeit 136.000 Bewohner zählenden Hafenstadt Birkenhead in Ergänzung der Fährverbindungen durch eine Tunnelbahn schnellbahnmäßig zusammenzufassen. In zweiter Linie wurden die auf etwa 10 km Länge am Mersey aufgereihten Liverpooler Dockbecken1 durch eine Hochbahn miteinander verbunden. Neuerdings ist beabsichtigt, Liverpool selbst mit einem Schnellbahnnetz zu überziehen. Die gemeinsame Anfangsstrecke der von Liverpool ausgehenden elektrischen Städtebahnen nach Southport und Ormskirk erfüllt in beschränktem Maße die Aufgaben einer Stadtschnellbahn.

Zum besseren Verständnis ist unter Hinweis auf den Lageplan Abb. 165 vorauszuschicken, daß der landseitige Verkehr Liverpools durch die Nordwestbahn, die Cheshirelinien (Gemeinschaftslinien der Nord-, Mittelland- und Zentralbahn) sowie die Lancashire- und Yorkshirebahn, der Verkehr von Birkenhead durch die Gemeinschaftslinien der Nordwest- und Westbahn sowie durch die Zentralbahn bedient wird; dazu tritt auf der Birkenheadseite als Bindeglied von örtlicher Bedeutung die Wirralbahn. Die Liverpooler Endpersonenbahnhöfe Lime Street der Nordwestbahn, Central der Cheshirelinien und Exchange der Lancashire- und Yorkshirebahn liegen nahe beieinander im Herzen der Stadt. Die Dockreihe ist mit Güterbahnhöfen dicht besetzt, von denen die vom Verschubbahnhof Edgehill mittels langgestreckter Tunnelbahnen erreichten Güterstationen Waterloo und Wapping der Nordwestbahn die bekanntesten sind. In Birkenhead dringen die Personenzüge der Nordwest- und Westbahnen bis Woodside, über die Wirralbahn bis zum Park vor; die Zentralbahn erreicht den Endbahnhof Seacombe über

1 Liverpool hat im ganzen 60 Docks und Becken mit 155 ha Gesamtwasserfläche und 42 km Kailänge; die Wasserfläche der Birkenheaddocks beträgt 68 ha.

Weimar. Durch öffentliche Besprechungen und persönliche Vorstellungen setzte er es durch, daß die Bahn Halle-Kassel dem ursprünglichen Plan entgegen in einer sieben Meilen größeren Linie über Naumburg, Weimar, Erfurt, Gotha und Eisenach geführt wurde, eine Tat, die in den thüringischen Staaten allseitige Anerkennung fand; ja die juristische Fakultät der Universität Jena verlieh L. „wegen seiner Verdienste um die Sache des deutschen Handelsvereines und des deutschen Eisenbahnsystems“ die Würde eines Ehrendoktors.

Da L. auch in Thüringen keinen materiellen Erfolg zu verzeichnen hatte, nahm er bleibenden Aufenthalt in Augsburg, um durch die „Allgemeine Zeitung“ für die deutschen wirtschaftlichen Aufgaben, insbesondere für ein großes, allgemeines Transportsystem zu wirken. In Augsburg schrieb L. 1841 sein bedeutendstes, unvollendet gebliebenes Werk „Nationales System der politischen Ökonomie“, das 1877 in siebenter Auflage erschien.

1841, als bereits die Bahnen Leipzig-Dresden, Leipzig-Magdeburg, Basel-Straßburg, Mannheim-Heidelberg im Betrieb standen, zog L. wiederum nach Württemberg und ergriff hier die Feder vornehmlich für ein württembergisches Staatseisenbahnnetz in der Schrift: „Das deutsche Eisenbahnsystem als Mittel zur Vervollkommnung der deutschen Industrie, des deutschen Zollvereines und des deutschen Nationalverbandes überhaupt“.

Man überhäufte L. in Württemberg mit Ehrenbezeugungen, ohne daß es ihm gelang, eine feste Anstellung zu erhalten; ebensowenig glückte ihm diese Absicht in Bayern, wo er im Herbst 1845 weilte.

Geistige Überanstrengung, Sorge um die Zukunft seiner Familie, körperliches Leiden und die Angriffe auf seine Person trieben ihn zum Selbstmord. Am 30. November 1846 machte er in Kufstein seinem Leben ein Ende. In Deutschland wurden Sammlungen eröffnet; seine Hinterbliebenen erhielten ein Ehrengeschenk, ihm selbst wurde in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet. Sein hundertjähriger Geburtstag wurde 1889 festlich begangen.

In Kufstein wurde L. gleichfalls ein Denkmal errichtet und die Errichtung eines solchen vor dem neuen Bahnhof in Leipzig ist in Vorbereitung.

Literatur: Häuser, Friedrich Lists gesammelte Schriften. Stuttgart 1850; Die Leipzig-Dresdener Bahn in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens. Leipzig 1864. – Goldschmidt, Friedrich List, Deutschlands großer Volkswirt. Berlin 1878. – Niedermüller, Die Leipzig-Dresdener Bahn, ein Werk Friedrich Lists. Leipzig 1880. – Krause, Friedrich List und die erste große Eisenbahn Deutschlands. Leipzig 1887. – Marggraff, Friedrich List, der Vorkämpfer der deutschen Eisenbahnen. Ztg. d. VDEV. 1889.


Literatur s. Eisenbahnliteratur.


Liverpool-Manchester-Eisenbahn, zweitälteste Eisenbahn Englands, eröffnet 1830 (s. Großbritanniens und Irlands Eisenbahnen), ist durch Fusion an die London and North Western-Eisenbahn (s. d.) übergegangen.


Liverpools Schnellbahnen. Der Schnellverkehrsgedanke mußte in einer Großstadt von der Bedeutung Liverpools, der zweitgrößten Stadt Großbritanniens mit einer Bevölkerung von 747.000 Köpfen, gleichzeitig der bedeutendste Seehafen des Landes früh Wurzel fassen. In erster Linie handelte es sich darum, Liverpool mit der durch den 1200 m breiten Meeresarm des Mersey von ihm getrennten, zurzeit 136.000 Bewohner zählenden Hafenstadt Birkenhead in Ergänzung der Fährverbindungen durch eine Tunnelbahn schnellbahnmäßig zusammenzufassen. In zweiter Linie wurden die auf etwa 10 km Länge am Mersey aufgereihten Liverpooler Dockbecken1 durch eine Hochbahn miteinander verbunden. Neuerdings ist beabsichtigt, Liverpool selbst mit einem Schnellbahnnetz zu überziehen. Die gemeinsame Anfangsstrecke der von Liverpool ausgehenden elektrischen Städtebahnen nach Southport und Ormskirk erfüllt in beschränktem Maße die Aufgaben einer Stadtschnellbahn.

Zum besseren Verständnis ist unter Hinweis auf den Lageplan Abb. 165 vorauszuschicken, daß der landseitige Verkehr Liverpools durch die Nordwestbahn, die Cheshirelinien (Gemeinschaftslinien der Nord-, Mittelland- und Zentralbahn) sowie die Lancashire- und Yorkshirebahn, der Verkehr von Birkenhead durch die Gemeinschaftslinien der Nordwest- und Westbahn sowie durch die Zentralbahn bedient wird; dazu tritt auf der Birkenheadseite als Bindeglied von örtlicher Bedeutung die Wirralbahn. Die Liverpooler Endpersonenbahnhöfe Lime Street der Nordwestbahn, Central der Cheshirelinien und Exchange der Lancashire- und Yorkshirebahn liegen nahe beieinander im Herzen der Stadt. Die Dockreihe ist mit Güterbahnhöfen dicht besetzt, von denen die vom Verschubbahnhof Edgehill mittels langgestreckter Tunnelbahnen erreichten Güterstationen Waterloo und Wapping der Nordwestbahn die bekanntesten sind. In Birkenhead dringen die Personenzüge der Nordwest- und Westbahnen bis Woodside, über die Wirralbahn bis zum Park vor; die Zentralbahn erreicht den Endbahnhof Seacombe über

1 Liverpool hat im ganzen 60 Docks und Becken mit 155 ha Gesamtwasserfläche und 42 km Kailänge; die Wasserfläche der Birkenheaddocks beträgt 68 ha.
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[117/0125] Weimar. Durch öffentliche Besprechungen und persönliche Vorstellungen setzte er es durch, daß die Bahn Halle-Kassel dem ursprünglichen Plan entgegen in einer sieben Meilen größeren Linie über Naumburg, Weimar, Erfurt, Gotha und Eisenach geführt wurde, eine Tat, die in den thüringischen Staaten allseitige Anerkennung fand; ja die juristische Fakultät der Universität Jena verlieh L. „wegen seiner Verdienste um die Sache des deutschen Handelsvereines und des deutschen Eisenbahnsystems“ die Würde eines Ehrendoktors. Da L. auch in Thüringen keinen materiellen Erfolg zu verzeichnen hatte, nahm er bleibenden Aufenthalt in Augsburg, um durch die „Allgemeine Zeitung“ für die deutschen wirtschaftlichen Aufgaben, insbesondere für ein großes, allgemeines Transportsystem zu wirken. In Augsburg schrieb L. 1841 sein bedeutendstes, unvollendet gebliebenes Werk „Nationales System der politischen Ökonomie“, das 1877 in siebenter Auflage erschien. 1841, als bereits die Bahnen Leipzig-Dresden, Leipzig-Magdeburg, Basel-Straßburg, Mannheim-Heidelberg im Betrieb standen, zog L. wiederum nach Württemberg und ergriff hier die Feder vornehmlich für ein württembergisches Staatseisenbahnnetz in der Schrift: „Das deutsche Eisenbahnsystem als Mittel zur Vervollkommnung der deutschen Industrie, des deutschen Zollvereines und des deutschen Nationalverbandes überhaupt“. Man überhäufte L. in Württemberg mit Ehrenbezeugungen, ohne daß es ihm gelang, eine feste Anstellung zu erhalten; ebensowenig glückte ihm diese Absicht in Bayern, wo er im Herbst 1845 weilte. Geistige Überanstrengung, Sorge um die Zukunft seiner Familie, körperliches Leiden und die Angriffe auf seine Person trieben ihn zum Selbstmord. Am 30. November 1846 machte er in Kufstein seinem Leben ein Ende. In Deutschland wurden Sammlungen eröffnet; seine Hinterbliebenen erhielten ein Ehrengeschenk, ihm selbst wurde in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet. Sein hundertjähriger Geburtstag wurde 1889 festlich begangen. In Kufstein wurde L. gleichfalls ein Denkmal errichtet und die Errichtung eines solchen vor dem neuen Bahnhof in Leipzig ist in Vorbereitung. Literatur: Häuser, Friedrich Lists gesammelte Schriften. Stuttgart 1850; Die Leipzig-Dresdener Bahn in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens. Leipzig 1864. – Goldschmidt, Friedrich List, Deutschlands großer Volkswirt. Berlin 1878. – Niedermüller, Die Leipzig-Dresdener Bahn, ein Werk Friedrich Lists. Leipzig 1880. – Krause, Friedrich List und die erste große Eisenbahn Deutschlands. Leipzig 1887. – Marggraff, Friedrich List, der Vorkämpfer der deutschen Eisenbahnen. Ztg. d. VDEV. 1889. Literatur s. Eisenbahnliteratur. Liverpool-Manchester-Eisenbahn, zweitälteste Eisenbahn Englands, eröffnet 1830 (s. Großbritanniens und Irlands Eisenbahnen), ist durch Fusion an die London and North Western-Eisenbahn (s. d.) übergegangen. Liverpools Schnellbahnen. Der Schnellverkehrsgedanke mußte in einer Großstadt von der Bedeutung Liverpools, der zweitgrößten Stadt Großbritanniens mit einer Bevölkerung von 747.000 Köpfen, gleichzeitig der bedeutendste Seehafen des Landes früh Wurzel fassen. In erster Linie handelte es sich darum, Liverpool mit der durch den 1200 m breiten Meeresarm des Mersey von ihm getrennten, zurzeit 136.000 Bewohner zählenden Hafenstadt Birkenhead in Ergänzung der Fährverbindungen durch eine Tunnelbahn schnellbahnmäßig zusammenzufassen. In zweiter Linie wurden die auf etwa 10 km Länge am Mersey aufgereihten Liverpooler Dockbecken 1 durch eine Hochbahn miteinander verbunden. Neuerdings ist beabsichtigt, Liverpool selbst mit einem Schnellbahnnetz zu überziehen. Die gemeinsame Anfangsstrecke der von Liverpool ausgehenden elektrischen Städtebahnen nach Southport und Ormskirk erfüllt in beschränktem Maße die Aufgaben einer Stadtschnellbahn. Zum besseren Verständnis ist unter Hinweis auf den Lageplan Abb. 165 vorauszuschicken, daß der landseitige Verkehr Liverpools durch die Nordwestbahn, die Cheshirelinien (Gemeinschaftslinien der Nord-, Mittelland- und Zentralbahn) sowie die Lancashire- und Yorkshirebahn, der Verkehr von Birkenhead durch die Gemeinschaftslinien der Nordwest- und Westbahn sowie durch die Zentralbahn bedient wird; dazu tritt auf der Birkenheadseite als Bindeglied von örtlicher Bedeutung die Wirralbahn. Die Liverpooler Endpersonenbahnhöfe Lime Street der Nordwestbahn, Central der Cheshirelinien und Exchange der Lancashire- und Yorkshirebahn liegen nahe beieinander im Herzen der Stadt. Die Dockreihe ist mit Güterbahnhöfen dicht besetzt, von denen die vom Verschubbahnhof Edgehill mittels langgestreckter Tunnelbahnen erreichten Güterstationen Waterloo und Wapping der Nordwestbahn die bekanntesten sind. In Birkenhead dringen die Personenzüge der Nordwest- und Westbahnen bis Woodside, über die Wirralbahn bis zum Park vor; die Zentralbahn erreicht den Endbahnhof Seacombe über 1 Liverpool hat im ganzen 60 Docks und Becken mit 155 ha Gesamtwasserfläche und 42 km Kailänge; die Wasserfläche der Birkenheaddocks beträgt 68 ha.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen07_1915/125>, abgerufen am 03.12.2024.