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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914.

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bezeichnet. Ihre Bauart ist aus der Abb. 215 ersichtlich. Der Wagenkasten ruht auf drei niedrigen, gußeisernen Rädern. Die Achse der beiden Vorderräder ist unbeweglich, während das Hinterrad als Leit- oder Lenkrad um eine senkrechte Achse drehbar angeordnet ist. Infolge dieser Anordnung der Räder sind solche G. sehr leicht lenkbar. Sie können auch bei wechselnder Bewegungsrichtung mit großer Leichtigkeit fortbewegt werden. Die Abmessungen der Bahnsteigwagen werden mit denen der Aufzüge in Übereinstimmung gebracht, derart, daß in der Regel ein Karren, seltener deren zwei, die Bühne des Aufzuges ausfüllen. Bei den am meisten gebräuchlichen Abmessungen der Bahnsteigwagen hat deren Bodenfläche eine Länge von 145 cm und eine Breite von 90 cm. Auf den Aufzugbühnen, in den Gepäcktunnels


Abb. 215.
oder an Stellen, wo es sonst auf Einhaltung der Fahrbahn besonders ankommt, sind in der Regel -förmige Fahrschienen zur Führung der Wagenräder in den Fußboden eingelassen.

Um das Geräusch beim Fortbewegen der G. zu mildern oder auch zur Schonung der Fußbodenbefestigung werden die Laufflächen der Räder häufig mit Gummireifen versehen. Da die G. auf den Bahnsteigen vielfach vor Einlaufen der Züge und nahe am Gleise aufgestellt werden müssen, so ist ihre Sicherung gegen unbeabsichtigte Fortbewegung erforderlich. Die Bahnsteigwagen werden deshalb mit einer Spindelbremse ausgerüstet. Einen G., dessen Bremsung selbsttätig wirkt, hat die London & North-Western Railway auf ihren Bahnhöfen eingeführt. Der Wagen (vgl. Rev. gen. d. ehem. 1908, S. 121, im Augustheft des XXXI. Bd.) wird an einem deichselartigen Hebel fortbewegt. In der Ruhestellung dieses Hebels drückt eine Feder einen Bremsklotz an das Lenkrad des Wagens. Beim Bewegen des Wagens wird der Hebel niedergedrückt und dadurch die Bremse gelöst, während beim Loslassen des Hebels die Bremse sofort wieder in Tätigkeit tritt.

Auf den französischen Bahnen hat man eine beschleunigte Gepäckabfertigung auf großen Bahnhöfen dadurch erzielt, daß das Gepäck bereits am Bahnhofseingang auf G. verladen wird, auf denen es bis zur Verladung in den Gepäckwagen des Zuges verbleibt. Bei der Abfertigung werden G. und Gepäck auf einer in den Fußboden eingelassenen Wage gewogen und das Gewicht der G. in Abzug gebracht. Da hierbei für jeden Reisenden ein besonderer G. gebraucht wird, so erhalten die G. in diesem Falle kleinere Abmessungen als sie sonst üblich sind. Es finden daher zwei solcher G. nebeneinander in einem Aufzug Platz. Ihr Eigengewicht beträgt 100 kg. Ihre Bauart ist der in Abb. 215 dargestellten ähnlich.

Von der Zuführung des Gepäcks hängt vielfach die Abfahrzeit der Züge ab. Um sie zu beschleunigen, ist auch die Verwendung von Kraftwagen zum Heranschaffen des Gepäcks an die Züge versucht worden. So hat die französische Nordbahn im Jahre 1902 einen solchen Kraftwagen mit elektrischem Akkumulatorantrieb erbaut, der 1200 kg Gepäck mit einer Geschwindigkeit von 75 m i. d. Min. fortzuschaffen vermag. Auch die Pennsylvania-Eisenbahn hat Wagen gleicher Bauart für die Gepäckbeförderung innerhalb ihrer Bahnhöfe in Philadelphia und Altoona in Dienst gestellt (vgl. Märzheft des Jg. 1908, Bd. XXXI, S. 248 der Rev. gen. d. chem.).

Ebenso sind elektrisch angetriebene, mit 4 kleinen Rädern versehene Karren zur Beförderung der Eil- und Frachtgüter auf den Güterböden und Ladehallen der amerikanischen Eisenbahnen vielfach in Gebrauch. Infolge ihrer niedrigen Bauart können sie in die Eisenbahnwagen hineinfahren und dort be- oder entladen werden.

Breusing.


Gepäckräume, Gepäckhallen, Gepäckabfertigung (luggage offices; bureaux des bagages; uffici bagagli), - (vgl. auch die Artikel Gepäckabfertigung, Gepäckexpedition) sind die Räume in den Eisenbahnempfangsgebäuden, in denen die Gepäckabfertigung, d. h. die Annahme, Ausgabe und zeitweilige Aufbewahrung des Reisegepäcks und des nach Art des Reisegepäcks versandten Gutes (Bestellgut, Expreßgut) stattfindet. Man unterscheidet Gepäckannahmestelle und Gepäckausgabestelle, wenn auch beide meist räumlich vereinigt sind. Zu den G. gehören auf großen Bahnhöfen auch die Diensträume für den Vorsteher und sonstige ihm beigegebene Beamte, ferner Aufenthaltsräume für die Gepäckträger. Als Ergänzung der Gepäckausgabe sind ferner auf großen Bahnhöfen in der Regel besondere Räumlichkeiten für die Lagerung des angekommenen, aber zunächst von den Reisenden nicht abgenommenen

bezeichnet. Ihre Bauart ist aus der Abb. 215 ersichtlich. Der Wagenkasten ruht auf drei niedrigen, gußeisernen Rädern. Die Achse der beiden Vorderräder ist unbeweglich, während das Hinterrad als Leit- oder Lenkrad um eine senkrechte Achse drehbar angeordnet ist. Infolge dieser Anordnung der Räder sind solche G. sehr leicht lenkbar. Sie können auch bei wechselnder Bewegungsrichtung mit großer Leichtigkeit fortbewegt werden. Die Abmessungen der Bahnsteigwagen werden mit denen der Aufzüge in Übereinstimmung gebracht, derart, daß in der Regel ein Karren, seltener deren zwei, die Bühne des Aufzuges ausfüllen. Bei den am meisten gebräuchlichen Abmessungen der Bahnsteigwagen hat deren Bodenfläche eine Länge von 145 cm und eine Breite von 90 cm. Auf den Aufzugbühnen, in den Gepäcktunnels


Abb. 215.
oder an Stellen, wo es sonst auf Einhaltung der Fahrbahn besonders ankommt, sind in der Regel -förmige Fahrschienen zur Führung der Wagenräder in den Fußboden eingelassen.

Um das Geräusch beim Fortbewegen der G. zu mildern oder auch zur Schonung der Fußbodenbefestigung werden die Laufflächen der Räder häufig mit Gummireifen versehen. Da die G. auf den Bahnsteigen vielfach vor Einlaufen der Züge und nahe am Gleise aufgestellt werden müssen, so ist ihre Sicherung gegen unbeabsichtigte Fortbewegung erforderlich. Die Bahnsteigwagen werden deshalb mit einer Spindelbremse ausgerüstet. Einen G., dessen Bremsung selbsttätig wirkt, hat die London & North-Western Railway auf ihren Bahnhöfen eingeführt. Der Wagen (vgl. Rev. gén. d. ehem. 1908, S. 121, im Augustheft des XXXI. Bd.) wird an einem deichselartigen Hebel fortbewegt. In der Ruhestellung dieses Hebels drückt eine Feder einen Bremsklotz an das Lenkrad des Wagens. Beim Bewegen des Wagens wird der Hebel niedergedrückt und dadurch die Bremse gelöst, während beim Loslassen des Hebels die Bremse sofort wieder in Tätigkeit tritt.

Auf den französischen Bahnen hat man eine beschleunigte Gepäckabfertigung auf großen Bahnhöfen dadurch erzielt, daß das Gepäck bereits am Bahnhofseingang auf G. verladen wird, auf denen es bis zur Verladung in den Gepäckwagen des Zuges verbleibt. Bei der Abfertigung werden G. und Gepäck auf einer in den Fußboden eingelassenen Wage gewogen und das Gewicht der G. in Abzug gebracht. Da hierbei für jeden Reisenden ein besonderer G. gebraucht wird, so erhalten die G. in diesem Falle kleinere Abmessungen als sie sonst üblich sind. Es finden daher zwei solcher G. nebeneinander in einem Aufzug Platz. Ihr Eigengewicht beträgt 100 kg. Ihre Bauart ist der in Abb. 215 dargestellten ähnlich.

Von der Zuführung des Gepäcks hängt vielfach die Abfahrzeit der Züge ab. Um sie zu beschleunigen, ist auch die Verwendung von Kraftwagen zum Heranschaffen des Gepäcks an die Züge versucht worden. So hat die französische Nordbahn im Jahre 1902 einen solchen Kraftwagen mit elektrischem Akkumulatorantrieb erbaut, der 1200 kg Gepäck mit einer Geschwindigkeit von 75 m i. d. Min. fortzuschaffen vermag. Auch die Pennsylvania-Eisenbahn hat Wagen gleicher Bauart für die Gepäckbeförderung innerhalb ihrer Bahnhöfe in Philadelphia und Altoona in Dienst gestellt (vgl. Märzheft des Jg. 1908, Bd. XXXI, S. 248 der Rev. gén. d. chem.).

Ebenso sind elektrisch angetriebene, mit 4 kleinen Rädern versehene Karren zur Beförderung der Eil- und Frachtgüter auf den Güterböden und Ladehallen der amerikanischen Eisenbahnen vielfach in Gebrauch. Infolge ihrer niedrigen Bauart können sie in die Eisenbahnwagen hineinfahren und dort be- oder entladen werden.

Breusing.


Gepäckräume, Gepäckhallen, Gepäckabfertigung (luggage offices; bureaux des bagages; uffici bagagli), – (vgl. auch die Artikel Gepäckabfertigung, Gepäckexpedition) sind die Räume in den Eisenbahnempfangsgebäuden, in denen die Gepäckabfertigung, d. h. die Annahme, Ausgabe und zeitweilige Aufbewahrung des Reisegepäcks und des nach Art des Reisegepäcks versandten Gutes (Bestellgut, Expreßgut) stattfindet. Man unterscheidet Gepäckannahmestelle und Gepäckausgabestelle, wenn auch beide meist räumlich vereinigt sind. Zu den G. gehören auf großen Bahnhöfen auch die Diensträume für den Vorsteher und sonstige ihm beigegebene Beamte, ferner Aufenthaltsräume für die Gepäckträger. Als Ergänzung der Gepäckausgabe sind ferner auf großen Bahnhöfen in der Regel besondere Räumlichkeiten für die Lagerung des angekommenen, aber zunächst von den Reisenden nicht abgenommenen

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bezeichnet. Ihre Bauart ist aus der Abb. 215 ersichtlich. Der Wagenkasten ruht auf drei niedrigen, gußeisernen Rädern. Die Achse der beiden Vorderräder ist unbeweglich, während das Hinterrad als Leit- oder Lenkrad um eine senkrechte Achse drehbar angeordnet ist. Infolge dieser Anordnung der Räder sind solche G. sehr leicht lenkbar. Sie können auch bei wechselnder Bewegungsrichtung mit großer Leichtigkeit fortbewegt werden. Die Abmessungen der Bahnsteigwagen werden mit denen der Aufzüge in Übereinstimmung gebracht, derart, daß in der Regel ein Karren, seltener deren zwei, die Bühne des Aufzuges ausfüllen. Bei den am meisten gebräuchlichen Abmessungen der Bahnsteigwagen hat deren Bodenfläche eine Länge von 145 <hi rendition="#i">cm</hi> und eine Breite von 90 <hi rendition="#i">cm.</hi> Auf den Aufzugbühnen, in den Gepäcktunnels<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen05_1914/figures/roell_eisenbahnwesen05_1914_figure-0300.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 215.</head><lb/></figure><lb/>
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[293/0302] bezeichnet. Ihre Bauart ist aus der Abb. 215 ersichtlich. Der Wagenkasten ruht auf drei niedrigen, gußeisernen Rädern. Die Achse der beiden Vorderräder ist unbeweglich, während das Hinterrad als Leit- oder Lenkrad um eine senkrechte Achse drehbar angeordnet ist. Infolge dieser Anordnung der Räder sind solche G. sehr leicht lenkbar. Sie können auch bei wechselnder Bewegungsrichtung mit großer Leichtigkeit fortbewegt werden. Die Abmessungen der Bahnsteigwagen werden mit denen der Aufzüge in Übereinstimmung gebracht, derart, daß in der Regel ein Karren, seltener deren zwei, die Bühne des Aufzuges ausfüllen. Bei den am meisten gebräuchlichen Abmessungen der Bahnsteigwagen hat deren Bodenfläche eine Länge von 145 cm und eine Breite von 90 cm. Auf den Aufzugbühnen, in den Gepäcktunnels [Abbildung Abb. 215. ] oder an Stellen, wo es sonst auf Einhaltung der Fahrbahn besonders ankommt, sind in der Regel [Abbildung] -förmige Fahrschienen zur Führung der Wagenräder in den Fußboden eingelassen. Um das Geräusch beim Fortbewegen der G. zu mildern oder auch zur Schonung der Fußbodenbefestigung werden die Laufflächen der Räder häufig mit Gummireifen versehen. Da die G. auf den Bahnsteigen vielfach vor Einlaufen der Züge und nahe am Gleise aufgestellt werden müssen, so ist ihre Sicherung gegen unbeabsichtigte Fortbewegung erforderlich. Die Bahnsteigwagen werden deshalb mit einer Spindelbremse ausgerüstet. Einen G., dessen Bremsung selbsttätig wirkt, hat die London & North-Western Railway auf ihren Bahnhöfen eingeführt. Der Wagen (vgl. Rev. gén. d. ehem. 1908, S. 121, im Augustheft des XXXI. Bd.) wird an einem deichselartigen Hebel fortbewegt. In der Ruhestellung dieses Hebels drückt eine Feder einen Bremsklotz an das Lenkrad des Wagens. Beim Bewegen des Wagens wird der Hebel niedergedrückt und dadurch die Bremse gelöst, während beim Loslassen des Hebels die Bremse sofort wieder in Tätigkeit tritt. Auf den französischen Bahnen hat man eine beschleunigte Gepäckabfertigung auf großen Bahnhöfen dadurch erzielt, daß das Gepäck bereits am Bahnhofseingang auf G. verladen wird, auf denen es bis zur Verladung in den Gepäckwagen des Zuges verbleibt. Bei der Abfertigung werden G. und Gepäck auf einer in den Fußboden eingelassenen Wage gewogen und das Gewicht der G. in Abzug gebracht. Da hierbei für jeden Reisenden ein besonderer G. gebraucht wird, so erhalten die G. in diesem Falle kleinere Abmessungen als sie sonst üblich sind. Es finden daher zwei solcher G. nebeneinander in einem Aufzug Platz. Ihr Eigengewicht beträgt 100 kg. Ihre Bauart ist der in Abb. 215 dargestellten ähnlich. Von der Zuführung des Gepäcks hängt vielfach die Abfahrzeit der Züge ab. Um sie zu beschleunigen, ist auch die Verwendung von Kraftwagen zum Heranschaffen des Gepäcks an die Züge versucht worden. So hat die französische Nordbahn im Jahre 1902 einen solchen Kraftwagen mit elektrischem Akkumulatorantrieb erbaut, der 1200 kg Gepäck mit einer Geschwindigkeit von 75 m i. d. Min. fortzuschaffen vermag. Auch die Pennsylvania-Eisenbahn hat Wagen gleicher Bauart für die Gepäckbeförderung innerhalb ihrer Bahnhöfe in Philadelphia und Altoona in Dienst gestellt (vgl. Märzheft des Jg. 1908, Bd. XXXI, S. 248 der Rev. gén. d. chem.). Ebenso sind elektrisch angetriebene, mit 4 kleinen Rädern versehene Karren zur Beförderung der Eil- und Frachtgüter auf den Güterböden und Ladehallen der amerikanischen Eisenbahnen vielfach in Gebrauch. Infolge ihrer niedrigen Bauart können sie in die Eisenbahnwagen hineinfahren und dort be- oder entladen werden. Breusing. Gepäckräume, Gepäckhallen, Gepäckabfertigung (luggage offices; bureaux des bagages; uffici bagagli), – (vgl. auch die Artikel Gepäckabfertigung, Gepäckexpedition) sind die Räume in den Eisenbahnempfangsgebäuden, in denen die Gepäckabfertigung, d. h. die Annahme, Ausgabe und zeitweilige Aufbewahrung des Reisegepäcks und des nach Art des Reisegepäcks versandten Gutes (Bestellgut, Expreßgut) stattfindet. Man unterscheidet Gepäckannahmestelle und Gepäckausgabestelle, wenn auch beide meist räumlich vereinigt sind. Zu den G. gehören auf großen Bahnhöfen auch die Diensträume für den Vorsteher und sonstige ihm beigegebene Beamte, ferner Aufenthaltsräume für die Gepäckträger. Als Ergänzung der Gepäckausgabe sind ferner auf großen Bahnhöfen in der Regel besondere Räumlichkeiten für die Lagerung des angekommenen, aber zunächst von den Reisenden nicht abgenommenen

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen05_1914/302>, abgerufen am 21.11.2024.