Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914.Der Heizwert des Fettgases beträgt 10.000 bis 12.000 Wärmeeinheiten. Beim Pressen des Gases auf den Betriebsdruck von 10 bis 12 Atmosphären für die Sammelbehälter wird flüssiger Kohlenwasserstoff ausgeschieden. Dadurch tritt eine Verminderung der Leuchtkraft ein. Um den Kohlenwasserstoff zur unmittelbaren Verwendung als Betriebsstoff für Motore geeignet zu machen, wird er in vielen Gasanstalten durch Verdampfung und Rückkühlung gereinigt. B. Gasanstalten für Mischgas, d. h. für ein Gemenge aus Fettgas und Azetylen, werden seit Einführung des Gasglühlichts allmählich durch Fettgasanstalten abgelöst. Bei den Mischgasanstalten erfolgt die Herstellung des Fettgases und des Azetylens unabhängig voneinander. Azetylen wird aus Kalciumkarbid und Wasser, beide in ungefähr gleichen Gewichtsmengen, erzeugt. 1 kg reines Kalziumkarbid ergibt bei 760 mm Druck und 0° C 348·9 l Azetylen. Die Azetylenanlage besteht aus dem Entwickler, Kühler, Wäscher und Reiniger. Aus diesem gelangt das Gas über den Gasmesser in die Gasbehälterglocke. Die Preßpumpen für das Gasgemisch saugen getrennt beide Gasarten an, die dann in dem Mischgasmesser - zweckmäßig in einer Beimengung von 15 bis 25% Azetylen zum Fettgas - gemischt werden. Das Gemenge wird durch die Preßpumpen auf einen Druck von 10 Atmosphären gebracht und in die Sammelbehälter geleitet. C. Gasanstalten für Azetylen (s. Beleuchtung von Eisenbahnwagen). Das in dem Entwickler hergestellte Azetylengas wird nach mehrfacher Trocknung und Reinigung durch Verdichtungspumpen auf 12 Atmosphären Druck gepreßt. Das gepreßte Gas wird dann in Behälter geführt, die eine mit Azeton gesättigte Holzkohlen- und Zementmasse enthalten. Die gefüllten Behälter werden unmittelbar an die Rohrleitung der zu beleuchtenden Fahrzeuge angebracht. Das Verfahren ist bisher nur versuchsweise bei einigen Bahnen eingeführt worden. II. Gasanstalten für Bahnhofsbeleuchtung. Die Neuanlage von bahneigenen Steinkohlengasanstalten ist im allgemeinen nicht mehr wirtschaftlich. Das für die Beleuchtung erforderliche Gas wird zweckmäßig vorhandenen städtischen Werken entnommen. Für Bahnhöfe mit nicht zu großer Ausdehnung, die nicht im Bereich einer bestehenden Beleuchtungsanlage sind, kann zur Beleuchtung die Anordnung von Luftgasanstalten - Benoidgas- und Aerogengasanstalten -vorteilhaft sein. Es wird dabei ein Gemenge von Luft mit Dämpfen von leicht siedenden Kohlenwasserstoffen hergestellt. Für die Benoidgaserzeugung findet als Brennstoff meistens Hexan Verwendung. Der Brennstoff wird über eine große Verdunstungsfläche ausgebreitet und über diese wird durch ein Gebläse eine abgemessene Luftmenge geführt. Das entstandene Gas wird in den Gasbehälter gedrückt, der gleichzeitig als Druckregler dient. Er betätigt mittels Hebels eine Bremse, die das Gebläse zum Stillstand bringt, sobald genügend Gas vorhanden ist. Für das Gebläse genügt meistens ein Gewichtsantrieb. 1 kg Hexan liefert etwa 4 m3 Gas. Bei der Herstellung von Aerogengas wird Solin in einen luftverdünnten Raum geträufelt, dort verdunstet und mit bestimmten Mengen Luft vermischt. Das Gemenge wird durch eine Schraubenrohrpumpe in die Gasglocke gedrückt. Auch hier wird der Antrieb meistens durch ein Gewichtswerk bewirkt. Die Gaserzeugung regelt sich ebenfalls selbsttätig nach dem Gasverbrauch. Literatur: Eis. T. d. G. II, 3. Wiesbaden 1899. - Landsberg, Glasers Ann. 1910. Nr. 795. Klein. Gaslokomotive (gas power locomotive; locomotive a gaz pour moteur; locomotiva a gas), eine Lokomotive, bei der als Betriebsmotor eine Explosionsmaschine für gasförmiges oder verdampfungsfähiges Brennmaterial angewendet wird. Die bisherigen Ausführungen haben lediglich historisches Interesse, indem die Versuche, den Explosionsmotor direkt für Eisenbahntraktionszwecke zu verwenden, bis nun keine praktischen Erfolge ergeben haben. Bei den Ausführungen von Haedicke, Montclar und Crossley wurde zum Anlassen der Maschine komprimierte Luft oder Preßgas benützt und erst nach so erfolgter Ingangsetzung des Antriebsmotors dieser auf Gasspeisung umgeschaltet. Im Jahre 1888 wurde auf der Kraftmaschinenausstellung in München von der Firma Benz & Co. eine G. für Petroleumbetrieb vorgeführt und zwei Jahre später auf der land- und forstwirtschaftlichen Ausstellung in Wien eine kleine Ausstellungsbahn mit Petroleumlokomotiven (Daimlermotoren) ständig betrieben. In neuester Zeit ist man bestrebt, den Dieselmotor (ein Verbrennungsmotor, bei dem in der durch Kompression erhitzten Luft Naphtha zur Entzündung gelangt) für den Antrieb von Eisenbahnlokomotiven zu verwenden. Über den Bau einer solchen umsteuerbaren Lokomotive berichtet das Bull. d. Intern. E. Congr. Verb. 1913, S. 187 und die Revue generale des Der Heizwert des Fettgases beträgt 10.000 bis 12.000 Wärmeeinheiten. Beim Pressen des Gases auf den Betriebsdruck von 10 bis 12 Atmosphären für die Sammelbehälter wird flüssiger Kohlenwasserstoff ausgeschieden. Dadurch tritt eine Verminderung der Leuchtkraft ein. Um den Kohlenwasserstoff zur unmittelbaren Verwendung als Betriebsstoff für Motore geeignet zu machen, wird er in vielen Gasanstalten durch Verdampfung und Rückkühlung gereinigt. B. Gasanstalten für Mischgas, d. h. für ein Gemenge aus Fettgas und Azetylen, werden seit Einführung des Gasglühlichts allmählich durch Fettgasanstalten abgelöst. Bei den Mischgasanstalten erfolgt die Herstellung des Fettgases und des Azetylens unabhängig voneinander. Azetylen wird aus Kalciumkarbid und Wasser, beide in ungefähr gleichen Gewichtsmengen, erzeugt. 1 kg reines Kalziumkarbid ergibt bei 760 mm Druck und 0° C 348·9 l Azetylen. Die Azetylenanlage besteht aus dem Entwickler, Kühler, Wäscher und Reiniger. Aus diesem gelangt das Gas über den Gasmesser in die Gasbehälterglocke. Die Preßpumpen für das Gasgemisch saugen getrennt beide Gasarten an, die dann in dem Mischgasmesser – zweckmäßig in einer Beimengung von 15 bis 25% Azetylen zum Fettgas – gemischt werden. Das Gemenge wird durch die Preßpumpen auf einen Druck von 10 Atmosphären gebracht und in die Sammelbehälter geleitet. C. Gasanstalten für Azetylen (s. Beleuchtung von Eisenbahnwagen). Das in dem Entwickler hergestellte Azetylengas wird nach mehrfacher Trocknung und Reinigung durch Verdichtungspumpen auf 12 Atmosphären Druck gepreßt. Das gepreßte Gas wird dann in Behälter geführt, die eine mit Azeton gesättigte Holzkohlen- und Zementmasse enthalten. Die gefüllten Behälter werden unmittelbar an die Rohrleitung der zu beleuchtenden Fahrzeuge angebracht. Das Verfahren ist bisher nur versuchsweise bei einigen Bahnen eingeführt worden. II. Gasanstalten für Bahnhofsbeleuchtung. Die Neuanlage von bahneigenen Steinkohlengasanstalten ist im allgemeinen nicht mehr wirtschaftlich. Das für die Beleuchtung erforderliche Gas wird zweckmäßig vorhandenen städtischen Werken entnommen. Für Bahnhöfe mit nicht zu großer Ausdehnung, die nicht im Bereich einer bestehenden Beleuchtungsanlage sind, kann zur Beleuchtung die Anordnung von Luftgasanstalten – Benoidgas- und Aerogengasanstalten –vorteilhaft sein. Es wird dabei ein Gemenge von Luft mit Dämpfen von leicht siedenden Kohlenwasserstoffen hergestellt. Für die Benoidgaserzeugung findet als Brennstoff meistens Hexan Verwendung. Der Brennstoff wird über eine große Verdunstungsfläche ausgebreitet und über diese wird durch ein Gebläse eine abgemessene Luftmenge geführt. Das entstandene Gas wird in den Gasbehälter gedrückt, der gleichzeitig als Druckregler dient. Er betätigt mittels Hebels eine Bremse, die das Gebläse zum Stillstand bringt, sobald genügend Gas vorhanden ist. Für das Gebläse genügt meistens ein Gewichtsantrieb. 1 kg Hexan liefert etwa 4 m3 Gas. Bei der Herstellung von Aerogengas wird Solin in einen luftverdünnten Raum geträufelt, dort verdunstet und mit bestimmten Mengen Luft vermischt. Das Gemenge wird durch eine Schraubenrohrpumpe in die Gasglocke gedrückt. Auch hier wird der Antrieb meistens durch ein Gewichtswerk bewirkt. Die Gaserzeugung regelt sich ebenfalls selbsttätig nach dem Gasverbrauch. Literatur: Eis. T. d. G. II, 3. Wiesbaden 1899. – Landsberg, Glasers Ann. 1910. Nr. 795. Klein. Gaslokomotive (gas power locomotive; locomotive à gaz pour moteur; locomotiva a gas), eine Lokomotive, bei der als Betriebsmotor eine Explosionsmaschine für gasförmiges oder verdampfungsfähiges Brennmaterial angewendet wird. Die bisherigen Ausführungen haben lediglich historisches Interesse, indem die Versuche, den Explosionsmotor direkt für Eisenbahntraktionszwecke zu verwenden, bis nun keine praktischen Erfolge ergeben haben. Bei den Ausführungen von Haedicke, Montclar und Crossley wurde zum Anlassen der Maschine komprimierte Luft oder Preßgas benützt und erst nach so erfolgter Ingangsetzung des Antriebsmotors dieser auf Gasspeisung umgeschaltet. Im Jahre 1888 wurde auf der Kraftmaschinenausstellung in München von der Firma Benz & Co. eine G. für Petroleumbetrieb vorgeführt und zwei Jahre später auf der land- und forstwirtschaftlichen Ausstellung in Wien eine kleine Ausstellungsbahn mit Petroleumlokomotiven (Daimlermotoren) ständig betrieben. In neuester Zeit ist man bestrebt, den Dieselmotor (ein Verbrennungsmotor, bei dem in der durch Kompression erhitzten Luft Naphtha zur Entzündung gelangt) für den Antrieb von Eisenbahnlokomotiven zu verwenden. Über den Bau einer solchen umsteuerbaren Lokomotive berichtet das Bull. d. Intern. E. Congr. 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Bei den Ausführungen von Haedicke, Montclar und Crossley wurde zum Anlassen der Maschine komprimierte Luft oder Preßgas benützt und erst nach so erfolgter Ingangsetzung des Antriebsmotors dieser auf Gasspeisung umgeschaltet. Im Jahre 1888 wurde auf der Kraftmaschinenausstellung in München von der Firma Benz & Co. eine G. für Petroleumbetrieb vorgeführt und zwei Jahre später auf der land- und forstwirtschaftlichen Ausstellung in Wien eine kleine Ausstellungsbahn mit Petroleumlokomotiven (Daimlermotoren) ständig betrieben.</p><lb/> <p>In neuester Zeit ist man bestrebt, den <hi rendition="#g">Dieselmotor</hi> (ein Verbrennungsmotor, bei dem in der durch Kompression erhitzten Luft Naphtha zur Entzündung gelangt) für den Antrieb von Eisenbahnlokomotiven zu verwenden. Über den Bau einer solchen umsteuerbaren Lokomotive berichtet das Bull. d. Intern. E. Congr. Verb. 1913, S. 187 und die Revue générale des </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254/0263]
Der Heizwert des Fettgases beträgt 10.000 bis 12.000 Wärmeeinheiten.
Beim Pressen des Gases auf den Betriebsdruck von 10 bis 12 Atmosphären für die Sammelbehälter wird flüssiger Kohlenwasserstoff ausgeschieden. Dadurch tritt eine Verminderung der Leuchtkraft ein. Um den Kohlenwasserstoff zur unmittelbaren Verwendung als Betriebsstoff für Motore geeignet zu machen, wird er in vielen Gasanstalten durch Verdampfung und Rückkühlung gereinigt.
B. Gasanstalten für Mischgas, d. h. für ein Gemenge aus Fettgas und Azetylen, werden seit Einführung des Gasglühlichts allmählich durch Fettgasanstalten abgelöst.
Bei den Mischgasanstalten erfolgt die Herstellung des Fettgases und des Azetylens unabhängig voneinander. Azetylen wird aus Kalciumkarbid und Wasser, beide in ungefähr gleichen Gewichtsmengen, erzeugt. 1 kg reines Kalziumkarbid ergibt bei 760 mm Druck und 0° C 348·9 l Azetylen. Die Azetylenanlage besteht aus dem Entwickler, Kühler, Wäscher und Reiniger. Aus diesem gelangt das Gas über den Gasmesser in die Gasbehälterglocke.
Die Preßpumpen für das Gasgemisch saugen getrennt beide Gasarten an, die dann in dem Mischgasmesser – zweckmäßig in einer Beimengung von 15 bis 25% Azetylen zum Fettgas – gemischt werden. Das Gemenge wird durch die Preßpumpen auf einen Druck von 10 Atmosphären gebracht und in die Sammelbehälter geleitet.
C. Gasanstalten für Azetylen (s. Beleuchtung von Eisenbahnwagen). Das in dem Entwickler hergestellte Azetylengas wird nach mehrfacher Trocknung und Reinigung durch Verdichtungspumpen auf 12 Atmosphären Druck gepreßt. Das gepreßte Gas wird dann in Behälter geführt, die eine mit Azeton gesättigte Holzkohlen- und Zementmasse enthalten. Die gefüllten Behälter werden unmittelbar an die Rohrleitung der zu beleuchtenden Fahrzeuge angebracht. Das Verfahren ist bisher nur versuchsweise bei einigen Bahnen eingeführt worden.
II. Gasanstalten für Bahnhofsbeleuchtung.
Die Neuanlage von bahneigenen Steinkohlengasanstalten ist im allgemeinen nicht mehr wirtschaftlich. Das für die Beleuchtung erforderliche Gas wird zweckmäßig vorhandenen städtischen Werken entnommen.
Für Bahnhöfe mit nicht zu großer Ausdehnung, die nicht im Bereich einer bestehenden Beleuchtungsanlage sind, kann zur Beleuchtung die Anordnung von Luftgasanstalten – Benoidgas- und Aerogengasanstalten –vorteilhaft sein. Es wird dabei ein Gemenge von Luft mit Dämpfen von leicht siedenden Kohlenwasserstoffen hergestellt.
Für die Benoidgaserzeugung findet als Brennstoff meistens Hexan Verwendung. Der Brennstoff wird über eine große Verdunstungsfläche ausgebreitet und über diese wird durch ein Gebläse eine abgemessene Luftmenge geführt. Das entstandene Gas wird in den Gasbehälter gedrückt, der gleichzeitig als Druckregler dient. Er betätigt mittels Hebels eine Bremse, die das Gebläse zum Stillstand bringt, sobald genügend Gas vorhanden ist. Für das Gebläse genügt meistens ein Gewichtsantrieb. 1 kg Hexan liefert etwa 4 m3 Gas.
Bei der Herstellung von Aerogengas wird Solin in einen luftverdünnten Raum geträufelt, dort verdunstet und mit bestimmten Mengen Luft vermischt. Das Gemenge wird durch eine Schraubenrohrpumpe in die Gasglocke gedrückt. Auch hier wird der Antrieb meistens durch ein Gewichtswerk bewirkt. Die Gaserzeugung regelt sich ebenfalls selbsttätig nach dem Gasverbrauch.
Literatur: Eis. T. d. G. II, 3. Wiesbaden 1899. – Landsberg, Glasers Ann. 1910. Nr. 795.
Klein.
Gaslokomotive (gas power locomotive; locomotive à gaz pour moteur; locomotiva a gas), eine Lokomotive, bei der als Betriebsmotor eine Explosionsmaschine für gasförmiges oder verdampfungsfähiges Brennmaterial angewendet wird. Die bisherigen Ausführungen haben lediglich historisches Interesse, indem die Versuche, den Explosionsmotor direkt für Eisenbahntraktionszwecke zu verwenden, bis nun keine praktischen Erfolge ergeben haben. Bei den Ausführungen von Haedicke, Montclar und Crossley wurde zum Anlassen der Maschine komprimierte Luft oder Preßgas benützt und erst nach so erfolgter Ingangsetzung des Antriebsmotors dieser auf Gasspeisung umgeschaltet. Im Jahre 1888 wurde auf der Kraftmaschinenausstellung in München von der Firma Benz & Co. eine G. für Petroleumbetrieb vorgeführt und zwei Jahre später auf der land- und forstwirtschaftlichen Ausstellung in Wien eine kleine Ausstellungsbahn mit Petroleumlokomotiven (Daimlermotoren) ständig betrieben.
In neuester Zeit ist man bestrebt, den Dieselmotor (ein Verbrennungsmotor, bei dem in der durch Kompression erhitzten Luft Naphtha zur Entzündung gelangt) für den Antrieb von Eisenbahnlokomotiven zu verwenden. Über den Bau einer solchen umsteuerbaren Lokomotive berichtet das Bull. d. Intern. E. Congr. Verb. 1913, S. 187 und die Revue générale des
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