[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.Das fünfte Capitel. Glauben, ungläubig seyn, leichtgläu- big seyn, abergläubig seyn. Lieben Kinder! wenn Jemand die Erkennt- Also der Glaube, ist diejenige Entschlies- Be-
Das fuͤnfte Capitel. Glauben, unglaͤubig ſeyn, leichtglaͤu- big ſeyn, aberglaͤubig ſeyn. Lieben Kinder! wenn Jemand die Erkennt- Alſo der Glaube, iſt diejenige Entſchlieſ- Be-
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Das fuͤnfte Capitel.
Glauben, unglaͤubig ſeyn, leichtglaͤu-
big ſeyn, aberglaͤubig ſeyn.
Lieben Kinder! wenn Jemand die Erkennt-
niß der Wahrheit zwar haͤtte, das iſt: die
Wahrheit zwar von der Unwahrheit unter-
ſcheiden koͤnnte; aber ſein ganzes Verhalten
gar nicht darnach einrichtete, dem wuͤrde
die bloße Erkenntniß wenig helfen, und er
haͤtte ohne Nutzen die Schule beſucht.
Denn, Kinder! von allem, was man in der
Schule lernt, muß man Vortheil und Nu-
tzen haben, ſo daß man Zeit ſeines Lebens
dadurch gebeßert wird. Man wird aber,
durch die Erkenntniß der Wahrheit, nicht
eher gebeßert, als bis man an die Wahr-
heit glaubt. Wenn ihr aber der Wahrheit
zutraut, daß es euch gut iſt, ſie zu wißen,
und ſie zum Rath und Fuͤhrer in eurem
Leben anzunehmen, auch euer Thun und
Laßen, nach der Wahrheit einzurichten; als-
denn glaubt ihr an die Wahrheit. Und
das heißt glauben, oder glaͤubig ſeyn.
Alſo der Glaube, iſt diejenige Entſchlieſ-
ſung eines Menſchen, die durch ſorgfaͤltige
Be-
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