Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.Dritte Handlung. Des Friedewünschenden Teutschlandes Dritte Handlung. Der Erster Auffzug. Teutschland. Teutschland gehet auff in der Gestalt eines ar- men elenden Bettelweibes/ mit alten zerrissenen Lum- pen bekleidet/ sie steuret sich an einem Stekken/ träget einen Bettelsak am Halse fähet an mit sehr kläglicher Stimme folgender gestalt zu reden. O Wehe und aber wehe mir armen unglük- seligem Weibe! Jst auch ein Schmertz un- ter dem Himmel/ der meinem Schmertzen zu vergleichen? Jst auch einiger Jammer/ ist ei- niges Unglük unter der Sonnen/ daß so schwehr wieget als das meinige? Jst auch wol ein Elend so groß/ daß von dem meinigen nicht weit wird übertroffen? Ach! Ach! Jch bin das allergeplagteste/ das zerrissene/ das beraub- te/ das geplünderte/ das verbrante/ das außge- mergelte/ das biß auff den grund verderbte Teutschland! O wehe mir armseligen Wei- be! Jch war biß an die Sterne erhoben/ nun- mehr aber bin Jch schier biß in die unterste Hölle gestürtzet: Jch war die allergroßmäch- tigste Königinn der gantzen Welt/ nunmehr aber J v
Dritte Handlung. Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes Dritte Handlung. Der Erſter Auffzug. Teutſchland. ☾ Teutſchland gehet auff in der Geſtalt eines ar- men elenden Bettelweibes/ mit alten zerriſſenen Lum- pen bekleidet/ ſie ſteuret ſich an einem Stekken/ traͤget einen Bettelſak am Halſe faͤhet an mit ſehr klaͤglicher Stimme folgender geſtalt zu reden. ☽ O Wehe und aber wehe mir armen ungluͤk- ſeligem Weibe! Jſt auch ein Schmertz un- ter dem Himmel/ der meinem Schmertzen zu vergleichen? Jſt auch einiger Jammer/ iſt ei- niges Ungluͤk unter der Sonnen/ daß ſo ſchwehr wieget als das meinige? Jſt auch wol ein Elend ſo groß/ daß von dem meinigen nicht weit wird uͤbertroffen? Ach! Ach! Jch bin das allergeplagteſte/ das zerriſſene/ das beraub- te/ das gepluͤnderte/ das verbrante/ das außge- mergelte/ das biß auff den grund verderbte Teutſchland! O wehe mir armſeligen Wei- be! Jch war biß an die Sterne erhoben/ nun- mehr aber bin Jch ſchier biß in die unterſte Hoͤlle geſtuͤrtzet: Jch war die allergroßmaͤch- tigſte Koͤniginn der gantzen Welt/ nunmehr aber J v
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Dritte Handlung.
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Dritte Handlung.
Der Erſter Auffzug.
Teutſchland.
☾ Teutſchland gehet auff in der Geſtalt eines ar-
men elenden Bettelweibes/ mit alten zerriſſenen Lum-
pen bekleidet/ ſie ſteuret ſich an einem Stekken/ traͤget
einen Bettelſak am Halſe faͤhet an mit ſehr klaͤglicher
Stimme folgender geſtalt zu reden. ☽
O Wehe und aber wehe mir armen ungluͤk-
ſeligem Weibe! Jſt auch ein Schmertz un-
ter dem Himmel/ der meinem Schmertzen zu
vergleichen? Jſt auch einiger Jammer/ iſt ei-
niges Ungluͤk unter der Sonnen/ daß ſo
ſchwehr wieget als das meinige? Jſt auch wol
ein Elend ſo groß/ daß von dem meinigen nicht
weit wird uͤbertroffen? Ach! Ach! Jch bin
das allergeplagteſte/ das zerriſſene/ das beraub-
te/ das gepluͤnderte/ das verbrante/ das außge-
mergelte/ das biß auff den grund verderbte
Teutſchland! O wehe mir armſeligen Wei-
be! Jch war biß an die Sterne erhoben/ nun-
mehr aber bin Jch ſchier biß in die unterſte
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tigſte Koͤniginn der gantzen Welt/ nunmehr
aber
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Zitationshilfe: | Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 136[135]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/203>, abgerufen am 23.02.2025. |