rechtfertigen, wenn man mich verläumdet hat? Denn, ich versichre sie, so verhält es sich.
Die Lady Elisabeth u. s. w.
Th. III. S. 256. am Ende, nach den Wor- ten: nie schlimm gewesen wäre.
Ein feiner Gedanke! Eine artige Hofnung für liederliche Leute! Und ich fürchte, mein Kind, daß sie durch den grössesten Theil unsers Geschlechts nur gar zu sehr dazu aufgemun- tert werden!
Dies brachte uns auf ein par ernsthaftere Vorwürfe. Sie werden daraus sehen, was ein ungebundener Freigeist für ein Geschöpf ist.
Jch fragte ihn, ob er wol wüßte, daß das, was er gesagt hätte, mit einer Stelle des be- sten Buchs überein käme? Es wird mehr Freude im Himmel seyn - -
Er nahm mir die Worte aus dem Munde.
Ueber einen Sünder, der Busse thut, vor neun und neunzig Gerechten, die der Busse nicht bedürfen,(*) sagte er.
Ja, gnädige Fräulein, ich dachte daran, so bald ich es sagte, aber nicht eher. Jch habe die Geschichte von dem verlohrnen Sohn gele-
lesen,
(*) Siehe Luc. XV. 7. Es ist das Gleichniß von den neun und neunzig Schafen, und nicht das von dem verlohrnen Sohne, wie Herr Love- lace sich irriger Weise einbildet.
rechtfertigen, wenn man mich verlaͤumdet hat? Denn, ich verſichre ſie, ſo verhaͤlt es ſich.
Die Lady Eliſabeth u. ſ. w.
Th. III. S. 256. am Ende, nach den Wor- ten: nie ſchlimm geweſen waͤre.
Ein feiner Gedanke! Eine artige Hofnung fuͤr liederliche Leute! Und ich fuͤrchte, mein Kind, daß ſie durch den groͤſſeſten Theil unſers Geſchlechts nur gar zu ſehr dazu aufgemun- tert werden!
Dies brachte uns auf ein par ernſthaftere Vorwuͤrfe. Sie werden daraus ſehen, was ein ungebundener Freigeiſt fuͤr ein Geſchoͤpf iſt.
Jch fragte ihn, ob er wol wuͤßte, daß das, was er geſagt haͤtte, mit einer Stelle des be- ſten Buchs uͤberein kaͤme? Es wird mehr Freude im Himmel ſeyn ‒ ‒
Er nahm mir die Worte aus dem Munde.
Ueber einen Suͤnder, der Buſſe thut, vor neun und neunzig Gerechten, die der Buſſe nicht beduͤrfen,(*) ſagte er.
Ja, gnaͤdige Fraͤulein, ich dachte daran, ſo bald ich es ſagte, aber nicht eher. Jch habe die Geſchichte von dem verlohrnen Sohn gele-
leſen,
(*) Siehe Luc. XV. 7. Es iſt das Gleichniß von den neun und neunzig Schafen, und nicht das von dem verlohrnen Sohne, wie Herr Love- lace ſich irriger Weiſe einbildet.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0069"n="61"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
rechtfertigen, wenn man mich verlaͤumdet hat?<lb/>
Denn, ich verſichre ſie, ſo verhaͤlt es ſich.</p><lb/><p>Die Lady Eliſabeth u. ſ. w.</p></div><lb/><divn="2"><head>Th. <hirendition="#aq">III.</hi> S. 256. am Ende, nach den Wor-<lb/>
ten: <hirendition="#fr">nie ſchlimm geweſen waͤre.</hi></head><lb/><p>Ein feiner Gedanke! Eine artige Hofnung<lb/>
fuͤr liederliche Leute! Und ich fuͤrchte, mein<lb/>
Kind, daß ſie durch den groͤſſeſten Theil unſers<lb/>
Geſchlechts nur gar zu ſehr dazu aufgemun-<lb/>
tert werden!</p><lb/><p>Dies brachte uns auf ein par ernſthaftere<lb/>
Vorwuͤrfe. Sie werden daraus ſehen, was<lb/>
ein ungebundener Freigeiſt fuͤr ein Geſchoͤpf<lb/>
iſt.</p><lb/><p>Jch fragte ihn, ob er wol wuͤßte, daß das,<lb/>
was er geſagt haͤtte, mit einer Stelle des be-<lb/>ſten Buchs uͤberein kaͤme? <hirendition="#fr">Es wird mehr<lb/>
Freude im Himmel ſeyn</hi>‒‒</p><lb/><p>Er nahm mir die Worte aus dem Munde.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Ueber einen Suͤnder, der Buſſe thut,<lb/>
vor neun und neunzig Gerechten, die der<lb/>
Buſſe nicht beduͤrfen,</hi><noteplace="foot"n="(*)">Siehe Luc. <hirendition="#aq">XV.</hi> 7. Es iſt das Gleichniß von<lb/>
den neun und neunzig Schafen, und nicht das<lb/>
von dem verlohrnen Sohne, wie Herr <hirendition="#fr">Love-<lb/>
lace</hi>ſich irriger Weiſe einbildet.</note>ſagte er.</p><lb/><p>Ja, gnaͤdige Fraͤulein, ich dachte daran, ſo<lb/>
bald ich es ſagte, aber nicht eher. Jch habe<lb/>
die Geſchichte von dem verlohrnen Sohn gele-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">leſen,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[61/0069]
rechtfertigen, wenn man mich verlaͤumdet hat?
Denn, ich verſichre ſie, ſo verhaͤlt es ſich.
Die Lady Eliſabeth u. ſ. w.
Th. III. S. 256. am Ende, nach den Wor-
ten: nie ſchlimm geweſen waͤre.
Ein feiner Gedanke! Eine artige Hofnung
fuͤr liederliche Leute! Und ich fuͤrchte, mein
Kind, daß ſie durch den groͤſſeſten Theil unſers
Geſchlechts nur gar zu ſehr dazu aufgemun-
tert werden!
Dies brachte uns auf ein par ernſthaftere
Vorwuͤrfe. Sie werden daraus ſehen, was
ein ungebundener Freigeiſt fuͤr ein Geſchoͤpf
iſt.
Jch fragte ihn, ob er wol wuͤßte, daß das,
was er geſagt haͤtte, mit einer Stelle des be-
ſten Buchs uͤberein kaͤme? Es wird mehr
Freude im Himmel ſeyn ‒ ‒
Er nahm mir die Worte aus dem Munde.
Ueber einen Suͤnder, der Buſſe thut,
vor neun und neunzig Gerechten, die der
Buſſe nicht beduͤrfen, (*) ſagte er.
Ja, gnaͤdige Fraͤulein, ich dachte daran, ſo
bald ich es ſagte, aber nicht eher. Jch habe
die Geſchichte von dem verlohrnen Sohn gele-
leſen,
(*) Siehe Luc. XV. 7. Es iſt das Gleichniß von
den neun und neunzig Schafen, und nicht das
von dem verlohrnen Sohne, wie Herr Love-
lace ſich irriger Weiſe einbildet.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/69>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.