ist also durch den Lehrbegrif des Christlichen Glaubens hinlänglich gerechtfertigt, daß er die leidende Tugend nicht eher herausreißet, bis sie ihre vollkommenste Belohnung erlangt.
Allein wir haben nicht nöthig u. s. w.
Th. VII. S. 902. L. 10. statt der Wor- te: So weit Herr Addison, lies folgendes:
Diese Materie ist noch weiter in einem Vrie- fe an den Zuschauer abgehandelt. (*)
"Jch finde, sagt der Verfasser desselben, daß "Jhre Meinung über das neuerfundne Kunst- "wort, die Poetische Gerechtigkeit, von ei- "nigen grossen Kunstrichtern bestritten wird. "Jch habe noch einige übrige Gründe aufge- "setzt, um Jhrer Meinung, mehr Stärke zu "geben, und mich bemühet, den Grund der "Sache zu berühren."
"Auch der vollkommenste Mensch hat noch "Laster genug, sich Strafen über den Hals zu "ziehen, und die Vorsehung bei allem Elende, "was ihn befallen kann, außer Schuld zu "setzen. Daher kann ich mirs nicht anders "denken, als daß die Lehre und Moral viel fei- "ner seyn muß, wenn ein ziemlich tugendhaf- "ter Held in Noth geräth, und an dem Ende "eines Trauerspiels unter den Streichen des "Glücks erlieget, als wenn er glücklich vorge-
"stellet
(*) Siehe den Zuschauer Th. VII. Num. 548.
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iſt alſo durch den Lehrbegrif des Chriſtlichen Glaubens hinlaͤnglich gerechtfertigt, daß er die leidende Tugend nicht eher herausreißet, bis ſie ihre vollkommenſte Belohnung erlangt.
Allein wir haben nicht noͤthig u. ſ. w.
Th. VII. S. 902. L. 10. ſtatt der Wor- te: So weit Herr Addiſon, lies folgendes:
Dieſe Materie iſt noch weiter in einem Vrie- fe an den Zuſchauer abgehandelt. (*)
„Jch finde, ſagt der Verfaſſer deſſelben, daß „Jhre Meinung uͤber das neuerfundne Kunſt- „wort, die Poetiſche Gerechtigkeit, von ei- „nigen groſſen Kunſtrichtern beſtritten wird. „Jch habe noch einige uͤbrige Gruͤnde aufge- „ſetzt, um Jhrer Meinung, mehr Staͤrke zu „geben, und mich bemuͤhet, den Grund der „Sache zu beruͤhren.”
„Auch der vollkommenſte Menſch hat noch „Laſter genug, ſich Strafen uͤber den Hals zu „ziehen, und die Vorſehung bei allem Elende, „was ihn befallen kann, außer Schuld zu „ſetzen. Daher kann ich mirs nicht anders „denken, als daß die Lehre und Moral viel fei- „ner ſeyn muß, wenn ein ziemlich tugendhaf- „ter Held in Noth geraͤth, und an dem Ende „eines Trauerſpiels unter den Streichen des „Gluͤcks erlieget, als wenn er gluͤcklich vorge-
„ſtellet
(*) Siehe den Zuſchauer Th. VII. Num. 548.
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iſt alſo durch den Lehrbegrif des Chriſtlichen
Glaubens hinlaͤnglich gerechtfertigt, daß er die
leidende Tugend nicht eher herausreißet, bis
ſie ihre vollkommenſte Belohnung erlangt.
Allein wir haben nicht noͤthig u. ſ. w.
Th. VII. S. 902. L. 10. ſtatt der Wor-
te: So weit Herr Addiſon, lies
folgendes:
Dieſe Materie iſt noch weiter in einem Vrie-
fe an den Zuſchauer abgehandelt. (*)
„Jch finde, ſagt der Verfaſſer deſſelben, daß
„Jhre Meinung uͤber das neuerfundne Kunſt-
„wort, die Poetiſche Gerechtigkeit, von ei-
„nigen groſſen Kunſtrichtern beſtritten wird.
„Jch habe noch einige uͤbrige Gruͤnde aufge-
„ſetzt, um Jhrer Meinung, mehr Staͤrke zu
„geben, und mich bemuͤhet, den Grund der
„Sache zu beruͤhren.”
„Auch der vollkommenſte Menſch hat noch
„Laſter genug, ſich Strafen uͤber den Hals zu
„ziehen, und die Vorſehung bei allem Elende,
„was ihn befallen kann, außer Schuld zu
„ſetzen. Daher kann ich mirs nicht anders
„denken, als daß die Lehre und Moral viel fei-
„ner ſeyn muß, wenn ein ziemlich tugendhaf-
„ter Held in Noth geraͤth, und an dem Ende
„eines Trauerſpiels unter den Streichen des
„Gluͤcks erlieget, als wenn er gluͤcklich vorge-
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(*) Siehe den Zuſchauer Th. VII. Num. 548.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/347>, abgerufen am 22.02.2025.
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