Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



Schatten des Todes (so pflegte sie den Schlaf
zu nennen) eingehüllet liegen.

Aber ehe ich erzähle, wie sie ihre Zeit ge-
wöhnlich eintheilte, muß ich noch von einer an-
dern Sache ein par Worte sagen, worin sie al-
le jungen Fräulein übertraf, die ich jemals
gekannt habe.

Jhre Geschicklichkeit im Nähen u. s. w.

Th. VII. S. 814. L. 9. nach den Worten:
keine Geschenke, lies statt des nächst-
folgenden bis L. 17. an die Worte:
das hohe Spiel.

Aus dem, was ich von ihren Geschicklichkei-
ten erwehnet habe, wird man sehen, was ihre Er-
götzlichkeiten gewesen seyn müssen. Sie war
gar keine Liebhaberin von Karten, der Mode-
Schwachheit der heutigen Fräulein. So hat-
te sie auch, wie man aus dem, so ich bereits
gesagt, und noch ferner sagen werde, abneh-
men wird, nicht viel Zeit zum Spiel. Daher
sie niemals Anlaß gab, daß man sie dazu nö-
thigte, und oft die Gesellschaft unvermerkt da-
von abbrachte, indem sie dieselbe auf ein ange-
nehmes Gespräch zu leiten wußte, so oft sie es
thun konnte, ohne das Ansehen zu gewinnen,
als wenn sie etwas besonders vorstellen wollte.

Wenige von ihren genauen Bekanntinnen
hatten auch Lust, ein Spiel vorzuschlagen, wenn
sie sie bewegen konnten, zu lesen, zu sprechen,
den Flügel zu schlagen, oder zu singen, wenn

etwa



Schatten des Todes (ſo pflegte ſie den Schlaf
zu nennen) eingehuͤllet liegen.

Aber ehe ich erzaͤhle, wie ſie ihre Zeit ge-
woͤhnlich eintheilte, muß ich noch von einer an-
dern Sache ein par Worte ſagen, worin ſie al-
le jungen Fraͤulein uͤbertraf, die ich jemals
gekannt habe.

Jhre Geſchicklichkeit im Naͤhen u. ſ. w.

Th. VII. S. 814. L. 9. nach den Worten:
keine Geſchenke, lies ſtatt des naͤchſt-
folgenden bis L. 17. an die Worte:
das hohe Spiel.

Aus dem, was ich von ihren Geſchicklichkei-
ten erwehnet habe, wird man ſehen, was ihre Er-
goͤtzlichkeiten geweſen ſeyn muͤſſen. Sie war
gar keine Liebhaberin von Karten, der Mode-
Schwachheit der heutigen Fraͤulein. So hat-
te ſie auch, wie man aus dem, ſo ich bereits
geſagt, und noch ferner ſagen werde, abneh-
men wird, nicht viel Zeit zum Spiel. Daher
ſie niemals Anlaß gab, daß man ſie dazu noͤ-
thigte, und oft die Geſellſchaft unvermerkt da-
von abbrachte, indem ſie dieſelbe auf ein ange-
nehmes Geſpraͤch zu leiten wußte, ſo oft ſie es
thun konnte, ohne das Anſehen zu gewinnen,
als wenn ſie etwas beſonders vorſtellen wollte.

Wenige von ihren genauen Bekanntinnen
hatten auch Luſt, ein Spiel vorzuſchlagen, wenn
ſie ſie bewegen konnten, zu leſen, zu ſprechen,
den Fluͤgel zu ſchlagen, oder zu ſingen, wenn

etwa
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0300" n="292"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#fr">Schatten des Todes</hi> (&#x017F;o pflegte &#x017F;ie den Schlaf<lb/>
zu nennen) eingehu&#x0364;llet liegen.</p><lb/>
          <p>Aber ehe ich erza&#x0364;hle, wie &#x017F;ie ihre Zeit ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich eintheilte, muß ich noch von einer an-<lb/>
dern Sache ein par Worte &#x017F;agen, worin &#x017F;ie al-<lb/>
le jungen Fra&#x0364;ulein u&#x0364;bertraf, die ich jemals<lb/>
gekannt habe.</p><lb/>
          <p>Jhre Ge&#x017F;chicklichkeit im Na&#x0364;hen u. &#x017F;. w.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Th. <hi rendition="#aq">VII.</hi> S. 814. L. 9. nach den Worten:<lb/><hi rendition="#fr">keine Ge&#x017F;chenke,</hi> lies &#x017F;tatt des na&#x0364;ch&#x017F;t-<lb/>
folgenden bis L. 17. an die Worte:<lb/><hi rendition="#fr">das hohe Spiel.</hi></head><lb/>
          <p>Aus dem, was ich von ihren Ge&#x017F;chicklichkei-<lb/>
ten erwehnet habe, wird man &#x017F;ehen, was ihre Er-<lb/>
go&#x0364;tzlichkeiten gewe&#x017F;en &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Sie war<lb/>
gar keine Liebhaberin von <hi rendition="#fr">Karten,</hi> der Mode-<lb/>
Schwachheit der heutigen Fra&#x0364;ulein. So hat-<lb/>
te &#x017F;ie auch, wie man aus dem, &#x017F;o ich bereits<lb/>
ge&#x017F;agt, und noch ferner &#x017F;agen werde, abneh-<lb/>
men wird, nicht viel Zeit zum Spiel. Daher<lb/>
&#x017F;ie niemals Anlaß gab, daß man &#x017F;ie dazu no&#x0364;-<lb/>
thigte, und oft die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft unvermerkt da-<lb/>
von abbrachte, indem &#x017F;ie die&#x017F;elbe auf ein ange-<lb/>
nehmes Ge&#x017F;pra&#x0364;ch zu leiten wußte, &#x017F;o oft &#x017F;ie es<lb/>
thun konnte, ohne das An&#x017F;ehen zu gewinnen,<lb/>
als wenn &#x017F;ie etwas be&#x017F;onders vor&#x017F;tellen wollte.</p><lb/>
          <p>Wenige von ihren genauen Bekanntinnen<lb/>
hatten auch Lu&#x017F;t, ein Spiel vorzu&#x017F;chlagen, wenn<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ie bewegen konnten, zu le&#x017F;en, zu &#x017F;prechen,<lb/>
den Flu&#x0364;gel zu &#x017F;chlagen, oder zu &#x017F;ingen, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">etwa</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0300] Schatten des Todes (ſo pflegte ſie den Schlaf zu nennen) eingehuͤllet liegen. Aber ehe ich erzaͤhle, wie ſie ihre Zeit ge- woͤhnlich eintheilte, muß ich noch von einer an- dern Sache ein par Worte ſagen, worin ſie al- le jungen Fraͤulein uͤbertraf, die ich jemals gekannt habe. Jhre Geſchicklichkeit im Naͤhen u. ſ. w. Th. VII. S. 814. L. 9. nach den Worten: keine Geſchenke, lies ſtatt des naͤchſt- folgenden bis L. 17. an die Worte: das hohe Spiel. Aus dem, was ich von ihren Geſchicklichkei- ten erwehnet habe, wird man ſehen, was ihre Er- goͤtzlichkeiten geweſen ſeyn muͤſſen. Sie war gar keine Liebhaberin von Karten, der Mode- Schwachheit der heutigen Fraͤulein. So hat- te ſie auch, wie man aus dem, ſo ich bereits geſagt, und noch ferner ſagen werde, abneh- men wird, nicht viel Zeit zum Spiel. Daher ſie niemals Anlaß gab, daß man ſie dazu noͤ- thigte, und oft die Geſellſchaft unvermerkt da- von abbrachte, indem ſie dieſelbe auf ein ange- nehmes Geſpraͤch zu leiten wußte, ſo oft ſie es thun konnte, ohne das Anſehen zu gewinnen, als wenn ſie etwas beſonders vorſtellen wollte. Wenige von ihren genauen Bekanntinnen hatten auch Luſt, ein Spiel vorzuſchlagen, wenn ſie ſie bewegen konnten, zu leſen, zu ſprechen, den Fluͤgel zu ſchlagen, oder zu ſingen, wenn etwa

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/300
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/300>, abgerufen am 21.11.2024.