Th. VII. S. 811. L. 23. nach den Wor- ten: Ansehen gewinnet, lies statt des nächsten Abschnitts:
"Man lasse ein Frauenzimmer, pflegte sie "zu sagen, wenn sie sich hierüber weitläuftiger "erklärte, alles lernen, was sie außer der "Kenntniß, die ihrem Geschlecht eigenthümlich "seyn soll, lernen kann. Dies wird zeigen, "daß sie einmal eine gute Hausfrau werden "wird, und keinen engen und eingeschränkten "Geist hat. Aber dann muß sie um dieser willen "nicht jene nöthigere Beschäftigungen versäu- "men, die aus der Ursache für sie nicht zu klein "sind; und welche sie zu einer guten Frau im "Hause, zu einer guten Ehefrau, und zu ei- "ner guten Mutter machen. Denn was "kann einer Frau unanständiger seyn, als wenn "sie, aus einer Nachläßigkeit in ihrer Kleidung, "in einem gelehrten Schmutz einhergehet, "oder, aus Unwissenheit in der Haußhaltung, "das Hauswesen nicht zu regieren weiß?"
Sie führete mir hiebei besonders zwo Frauen zum Beispiel an, davon die eine, weil sie in der Gesellschaft ihres Mannes und seiner ge- lehrten Freunde, gern über schwere und zwei- felhafte Stellen des Virgils oder Horaz ih- re Meinung sagen mochte, sich nicht mit der nöthigen Annehmlichkeit und Nettigkeit zu klei- den wußte, welche ihr die Liebe ihres Gemals
und
Eine kleine Lehre u. ſ. w.
Th. VII. S. 811. L. 23. nach den Wor- ten: Anſehen gewinnet, lies ſtatt des naͤchſten Abſchnitts:
„Man laſſe ein Frauenzimmer, pflegte ſie „zu ſagen, wenn ſie ſich hieruͤber weitlaͤuftiger „erklaͤrte, alles lernen, was ſie außer der „Kenntniß, die ihrem Geſchlecht eigenthuͤmlich „ſeyn ſoll, lernen kann. Dies wird zeigen, „daß ſie einmal eine gute Hausfrau werden „wird, und keinen engen und eingeſchraͤnkten „Geiſt hat. Aber dann muß ſie um dieſer willen „nicht jene noͤthigere Beſchaͤftigungen verſaͤu- „men, die aus der Urſache fuͤr ſie nicht zu klein „ſind; und welche ſie zu einer guten Frau im „Hauſe, zu einer guten Ehefrau, und zu ei- „ner guten Mutter machen. Denn was „kann einer Frau unanſtaͤndiger ſeyn, als wenn „ſie, aus einer Nachlaͤßigkeit in ihrer Kleidung, „in einem gelehrten Schmutz einhergehet, „oder, aus Unwiſſenheit in der Haußhaltung, „das Hausweſen nicht zu regieren weiß?”
Sie fuͤhrete mir hiebei beſonders zwo Frauen zum Beiſpiel an, davon die eine, weil ſie in der Geſellſchaft ihres Mannes und ſeiner ge- lehrten Freunde, gern uͤber ſchwere und zwei- felhafte Stellen des Virgils oder Horaz ih- re Meinung ſagen mochte, ſich nicht mit der noͤthigen Annehmlichkeit und Nettigkeit zu klei- den wußte, welche ihr die Liebe ihres Gemals
und
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Eine kleine Lehre u. ſ. w.
Th. VII. S. 811. L. 23. nach den Wor-
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des naͤchſten Abſchnitts:
„Man laſſe ein Frauenzimmer, pflegte ſie
„zu ſagen, wenn ſie ſich hieruͤber weitlaͤuftiger
„erklaͤrte, alles lernen, was ſie außer der
„Kenntniß, die ihrem Geſchlecht eigenthuͤmlich
„ſeyn ſoll, lernen kann. Dies wird zeigen,
„daß ſie einmal eine gute Hausfrau werden
„wird, und keinen engen und eingeſchraͤnkten
„Geiſt hat. Aber dann muß ſie um dieſer willen
„nicht jene noͤthigere Beſchaͤftigungen verſaͤu-
„men, die aus der Urſache fuͤr ſie nicht zu klein
„ſind; und welche ſie zu einer guten Frau im
„Hauſe, zu einer guten Ehefrau, und zu ei-
„ner guten Mutter machen. Denn was
„kann einer Frau unanſtaͤndiger ſeyn, als wenn
„ſie, aus einer Nachlaͤßigkeit in ihrer Kleidung,
„in einem gelehrten Schmutz einhergehet,
„oder, aus Unwiſſenheit in der Haußhaltung,
„das Hausweſen nicht zu regieren weiß?”
Sie fuͤhrete mir hiebei beſonders zwo Frauen
zum Beiſpiel an, davon die eine, weil ſie in
der Geſellſchaft ihres Mannes und ſeiner ge-
lehrten Freunde, gern uͤber ſchwere und zwei-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/288>, abgerufen am 22.02.2025.
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