Th. V. S. 554. am Ende, statt des Ab- schnitts, der sich anhebt: Jch schickte meiner Geltebten.
Jch schickte meiner Geliebten den Brief durch Frau Bevis hinauf, mit der wiederholten Bit- te, daß sie mich vorlassen, und darüber sprechen möchte. Aber auch dies half mir nichts. Jch glaube, sie dachte, das hiesse mir die Folgen zugestehen, die man natürlicher Weise, nach Erhaltung des Trauscheins, erwarten könnte, wenn sie mir erlaubte, sie über den Jnhalt des Briefes zu sehen, da sie mir die Ehre vorher, ehe ich ihn hinaufschickte, abgeschlagen hatte. - - Man kann sie gar nicht überraschen! Nicht den geringsten Vortheil davon ziehen, daß sie etwa auf die kleinsten Umstände nicht Acht gäbe!
Nun Belford gehe ich u. s. w.
Th. V. S. 640. nach den Worten: nicht übel nehmen.
Du wirst neugierig seyn, zu wissen, was diese Frauenzimmer für Personen sind, die ich so hoch zu beehren gedenke. Mich deucht, ich habe sie vorher noch nicht im geringsten nach ih- rem Charackter beschrieben.
Frau Moore ist eine Witwe von etwa fünf und dreißig Jahren, die durch Unglücksfälle ein wenig mitgenommen ist. Doch das sind oft die lustigsten Leute, wenn sie warm werden. Sie hat noch gute Züge, und ist das, was man eine Dame nennet, die zu leben weiß; sehr
nett
Th. V. S. 554. am Ende, ſtatt des Ab- ſchnitts, der ſich anhebt: Jch ſchickte meiner Geltebten.
Jch ſchickte meiner Geliebten den Brief durch Frau Bevis hinauf, mit der wiederholten Bit- te, daß ſie mich vorlaſſen, und daruͤber ſprechen moͤchte. Aber auch dies half mir nichts. Jch glaube, ſie dachte, das hieſſe mir die Folgen zugeſtehen, die man natuͤrlicher Weiſe, nach Erhaltung des Trauſcheins, erwarten koͤnnte, wenn ſie mir erlaubte, ſie uͤber den Jnhalt des Briefes zu ſehen, da ſie mir die Ehre vorher, ehe ich ihn hinaufſchickte, abgeſchlagen hatte. ‒ ‒ Man kann ſie gar nicht uͤberraſchen! Nicht den geringſten Vortheil davon ziehen, daß ſie etwa auf die kleinſten Umſtaͤnde nicht Acht gaͤbe!
Nun Belford gehe ich u. ſ. w.
Th. V. S. 640. nach den Worten: nicht uͤbel nehmen.
Du wirſt neugierig ſeyn, zu wiſſen, was dieſe Frauenzimmer fuͤr Perſonen ſind, die ich ſo hoch zu beehren gedenke. Mich deucht, ich habe ſie vorher noch nicht im geringſten nach ih- rem Charackter beſchrieben.
Frau Moore iſt eine Witwe von etwa fuͤnf und dreißig Jahren, die durch Ungluͤcksfaͤlle ein wenig mitgenommen iſt. Doch das ſind oft die luſtigſten Leute, wenn ſie warm werden. Sie hat noch gute Zuͤge, und iſt das, was man eine Dame nennet, die zu leben weiß; ſehr
nett
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[202/0210]
Th. V. S. 554. am Ende, ſtatt des Ab-
ſchnitts, der ſich anhebt: Jch ſchickte
meiner Geltebten.
Jch ſchickte meiner Geliebten den Brief durch
Frau Bevis hinauf, mit der wiederholten Bit-
te, daß ſie mich vorlaſſen, und daruͤber ſprechen
moͤchte. Aber auch dies half mir nichts. Jch
glaube, ſie dachte, das hieſſe mir die Folgen
zugeſtehen, die man natuͤrlicher Weiſe, nach
Erhaltung des Trauſcheins, erwarten koͤnnte,
wenn ſie mir erlaubte, ſie uͤber den Jnhalt des
Briefes zu ſehen, da ſie mir die Ehre vorher, ehe
ich ihn hinaufſchickte, abgeſchlagen hatte. ‒ ‒
Man kann ſie gar nicht uͤberraſchen! Nicht den
geringſten Vortheil davon ziehen, daß ſie etwa
auf die kleinſten Umſtaͤnde nicht Acht gaͤbe!
Nun Belford gehe ich u. ſ. w.
Th. V. S. 640. nach den Worten: nicht
uͤbel nehmen.
Du wirſt neugierig ſeyn, zu wiſſen, was
dieſe Frauenzimmer fuͤr Perſonen ſind, die ich
ſo hoch zu beehren gedenke. Mich deucht, ich
habe ſie vorher noch nicht im geringſten nach ih-
rem Charackter beſchrieben.
Frau Moore iſt eine Witwe von etwa fuͤnf
und dreißig Jahren, die durch Ungluͤcksfaͤlle ein
wenig mitgenommen iſt. Doch das ſind oft
die luſtigſten Leute, wenn ſie warm werden.
Sie hat noch gute Zuͤge, und iſt das, was
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/210>, abgerufen am 22.02.2025.
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