da doch seine ganze Beute und die Belohnung seiner Arbeit in dem ganzen Morgen oft aus einem schlechten Finken bestehet!
Ernsthaft zu reden, Belford, muß ich ge- stehen, daß alles, wornach wir uns von der Kindheit an, bis in unsre männlichen Jahre, bestreben, nur Kleinigkeiten von verschiede- ner Art und Wichtigkeit sind, die zu unsern Jahren und Absichten eine Verhältniß haben. Aber ist nun nicht ein hübsches Mädgen, die edelste Kleinigkeit, die ein Mann jemals er- halten hat, oder erhalten könnte? Und wie könnte es heissen, daß er sie erhielte, wenn es nicht auf die Art ist, die er wünschet? Wenn sie vielmehr den Mann, als der Mann sie zur Belohnung bekömmt.
Was meinest du, Bruder, u. s. w.
Th. IV. S. 321. L. 5. nach den Worten: in Vergessenheit.
Doch ich muß dir noch einige besondre Nach- richten von unsrer Unterredung mittheilen, die wir hatten, da wir uns in der Kutsche herum- rollen liessen.
Sie hätte gestern vermuthlich von Fräulein Howe Briefe gehabt?
Sie antwortete nicht. Wie glücklich würde ich mich halten, wenn ich an ihrem Briefwech- sel Theil nehmen könnte! Jch würde ihr dage- gen mit Freuden meine Briefe mittheilen.
Ob
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da doch ſeine ganze Beute und die Belohnung ſeiner Arbeit in dem ganzen Morgen oft aus einem ſchlechten Finken beſtehet!
Ernſthaft zu reden, Belford, muß ich ge- ſtehen, daß alles, wornach wir uns von der Kindheit an, bis in unſre maͤnnlichen Jahre, beſtreben, nur Kleinigkeiten von verſchiede- ner Art und Wichtigkeit ſind, die zu unſern Jahren und Abſichten eine Verhaͤltniß haben. Aber iſt nun nicht ein huͤbſches Maͤdgen, die edelſte Kleinigkeit, die ein Mann jemals er- halten hat, oder erhalten koͤnnte? Und wie koͤnnte es heiſſen, daß er ſie erhielte, wenn es nicht auf die Art iſt, die er wuͤnſchet? Wenn ſie vielmehr den Mann, als der Mann ſie zur Belohnung bekoͤmmt.
Was meineſt du, Bruder, u. ſ. w.
Th. IV. S. 321. L. 5. nach den Worten: in Vergeſſenheit.
Doch ich muß dir noch einige beſondre Nach- richten von unſrer Unterredung mittheilen, die wir hatten, da wir uns in der Kutſche herum- rollen lieſſen.
Sie haͤtte geſtern vermuthlich von Fraͤulein Howe Briefe gehabt?
Sie antwortete nicht. Wie gluͤcklich wuͤrde ich mich halten, wenn ich an ihrem Briefwech- ſel Theil nehmen koͤnnte! Jch wuͤrde ihr dage- gen mit Freuden meine Briefe mittheilen.
Ob
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da doch ſeine ganze Beute und die Belohnung
ſeiner Arbeit in dem ganzen Morgen oft aus
einem ſchlechten Finken beſtehet!
Ernſthaft zu reden, Belford, muß ich ge-
ſtehen, daß alles, wornach wir uns von der
Kindheit an, bis in unſre maͤnnlichen Jahre,
beſtreben, nur Kleinigkeiten von verſchiede-
ner Art und Wichtigkeit ſind, die zu unſern
Jahren und Abſichten eine Verhaͤltniß haben.
Aber iſt nun nicht ein huͤbſches Maͤdgen, die
edelſte Kleinigkeit, die ein Mann jemals er-
halten hat, oder erhalten koͤnnte? Und wie
koͤnnte es heiſſen, daß er ſie erhielte, wenn
es nicht auf die Art iſt, die er wuͤnſchet? Wenn
ſie vielmehr den Mann, als der Mann ſie
zur Belohnung bekoͤmmt.
Was meineſt du, Bruder, u. ſ. w.
Th. IV. S. 321. L. 5. nach den Worten:
in Vergeſſenheit.
Doch ich muß dir noch einige beſondre Nach-
richten von unſrer Unterredung mittheilen, die
wir hatten, da wir uns in der Kutſche herum-
rollen lieſſen.
Sie haͤtte geſtern vermuthlich von Fraͤulein
Howe Briefe gehabt?
Sie antwortete nicht. Wie gluͤcklich wuͤrde
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/191>, abgerufen am 22.02.2025.
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