[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.Fräulein Howe an Fräulein Clarissa Mittwochen den 10. May.Harlowe. Jch will schreiben! Keine Mannsperson Jch billige Jhren Entschluß sehr, den Böse- Jch (*) Clarissa hatte der Fräulein vorgeschlagen, daß
Herr Hickmann statt ihrer schreiben möchte. Siehe Th. III. S. 519. Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa Mittwochen den 10. May.Harlowe. Jch will ſchreiben! Keine Mannsperſon Jch billige Jhren Entſchluß ſehr, den Boͤſe- Jch (*) Clariſſa hatte der Fraͤulein vorgeſchlagen, daß
Herr Hickmann ſtatt ihrer ſchreiben moͤchte. Siehe Th. III. S. 519. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0148" n="140"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa<lb/> Harlowe.</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#et">Mittwochen den 10. May.</hi> </dateline><lb/> <p>Jch <hi rendition="#fr">will</hi> ſchreiben! Keine <hi rendition="#fr">Mannsperſon</hi><lb/> ſoll fuͤr mich ſchreiben. <note place="foot" n="(*)"><hi rendition="#fr">Clariſſa</hi> hatte der Fraͤulein vorgeſchlagen, daß<lb/> Herr <hi rendition="#fr">Hickmann</hi> ſtatt ihrer ſchreiben moͤchte.<lb/> Siehe Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 519.</note> Kein <hi rendition="#fr">Frauenzim-<lb/> mer</hi> ſoll mich hindern, zu ſchreiben. Jch bin<lb/> doch gewiß ſo alt, daß ich vernuͤnftige Gruͤn-<lb/> de, und Eigenfinn unterſcheiden kann? Jch<lb/> ſchreibe doch an keine Mannsperſon, nicht wahr?<lb/> ‒ ‒ Wenn ich mit einem Liebhaber einen Brief-<lb/> wechſel unterhielte, den meine Mutter nicht<lb/> leiden koͤnnte, und dem ich mit Vernunft keine<lb/> Hofnung geben duͤrfte, ſo wuͤrde mich meine<lb/> eigne Ehre und Pflicht zum Gehorſam verbin-<lb/> den. Aber da in dieſem Fall ein ſo gewaltiger<lb/> Unterſchied iſt, ſo bitte ich, ſagen Sie mir da-<lb/> von kein Wort mehr.</p><lb/> <p>Jch billige Jhren Entſchluß ſehr, den Boͤſe-<lb/> wicht zu verlaſſen, wenn Sie ſich mit ihrem<lb/> Oncle verſoͤhnen koͤnnen. Jch haſſe den Men-<lb/> ſchen, von ganzen Herzen haſſe ich ihn, weil er<lb/> Sie ſo martert. Selbſt Jhre Erzaͤhlung ſeiner<lb/> Streiche quaͤlt mich ſchon, wenn ich ſie leſe,<lb/> faſt ſo ſehr, als Sie. Moͤchten Sie doch ei-<lb/> ne guͤnſtige Gelegen haben, dem naͤrriſchen<lb/> Kerl zu entfliehen!</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0148]
Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.
Mittwochen den 10. May.
Jch will ſchreiben! Keine Mannsperſon
ſoll fuͤr mich ſchreiben. (*) Kein Frauenzim-
mer ſoll mich hindern, zu ſchreiben. Jch bin
doch gewiß ſo alt, daß ich vernuͤnftige Gruͤn-
de, und Eigenfinn unterſcheiden kann? Jch
ſchreibe doch an keine Mannsperſon, nicht wahr?
‒ ‒ Wenn ich mit einem Liebhaber einen Brief-
wechſel unterhielte, den meine Mutter nicht
leiden koͤnnte, und dem ich mit Vernunft keine
Hofnung geben duͤrfte, ſo wuͤrde mich meine
eigne Ehre und Pflicht zum Gehorſam verbin-
den. Aber da in dieſem Fall ein ſo gewaltiger
Unterſchied iſt, ſo bitte ich, ſagen Sie mir da-
von kein Wort mehr.
Jch billige Jhren Entſchluß ſehr, den Boͤſe-
wicht zu verlaſſen, wenn Sie ſich mit ihrem
Oncle verſoͤhnen koͤnnen. Jch haſſe den Men-
ſchen, von ganzen Herzen haſſe ich ihn, weil er
Sie ſo martert. Selbſt Jhre Erzaͤhlung ſeiner
Streiche quaͤlt mich ſchon, wenn ich ſie leſe,
faſt ſo ſehr, als Sie. Moͤchten Sie doch ei-
ne guͤnſtige Gelegen haben, dem naͤrriſchen
Kerl zu entfliehen!
Jch
(*) Clariſſa hatte der Fraͤulein vorgeſchlagen, daß
Herr Hickmann ſtatt ihrer ſchreiben moͤchte.
Siehe Th. III. S. 519.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |