che er will. Jch müßte blind seyn, wenn ich nicht sähe, wie erstaunend eitel er auf seine äusserlichen Vorzüge, und Geschicklichkeit ist, die er doch, wenn es ja bei Leuten, die auf das Aeusserliche sehen, ein Verdienst heissen kann, mehr seiner zuversichtlichen Eitelkeit, als sonft irgend einer Sache zu danken hat.
Haben Sie nicht gesehen u. s. w.
Th. IV. S. 12. statt des Abschnitts, der sich anhebt: Du siehest, daß die Par- theien:
Du siehest, daß die Partheien bei unserm Streite gleich sind. Du mußt mir deswegen zu ihrer Vertheidigung weder ihre Jugend, noch ihre Schönheit, noch ihre Familie und Vermögen anführen. Sage mir nichts von ihrer Leichtgläubigkeit: Die findest du an ihr gar nicht. Und was ihre Jugend betrift, bin ich nicht selbst noch ein junges Blut? Mit ihrer Schönheit? Jch bitte dich, Belford, zwinge mich nicht, unverschämt zu seyn, und mache selbst zwischen meiner Clarissa, als ei- nem Frauenzimmer, und deinem Lovelace, als einer Mannsperson, eine Vergleichung. Jhre Familie? Das weiß ich, die ist in der Ge- gend noch vor hundert Jahren nicht bekannt ge- wesen, und sie ausgenommen, hasse ich sie al- le. Habe ich nicht Ursache? - - Sage mir nichts von ihrem Vermögen: Das hat mich nur allezeit gereizet, doch nicht, weil ich schlecht
denke.
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che er will. Jch muͤßte blind ſeyn, wenn ich nicht ſaͤhe, wie erſtaunend eitel er auf ſeine aͤuſſerlichen Vorzuͤge, und Geſchicklichkeit iſt, die er doch, wenn es ja bei Leuten, die auf das Aeuſſerliche ſehen, ein Verdienſt heiſſen kann, mehr ſeiner zuverſichtlichen Eitelkeit, als ſonft irgend einer Sache zu danken hat.
Haben Sie nicht geſehen u. ſ. w.
Th. IV. S. 12. ſtatt des Abſchnitts, der ſich anhebt: Du ſieheſt, daß die Par- theien:
Du ſieheſt, daß die Partheien bei unſerm Streite gleich ſind. Du mußt mir deswegen zu ihrer Vertheidigung weder ihre Jugend, noch ihre Schoͤnheit, noch ihre Familie und Vermoͤgen anfuͤhren. Sage mir nichts von ihrer Leichtglaͤubigkeit: Die findeſt du an ihr gar nicht. Und was ihre Jugend betrift, bin ich nicht ſelbſt noch ein junges Blut? Mit ihrer Schoͤnheit? Jch bitte dich, Belford, zwinge mich nicht, unverſchaͤmt zu ſeyn, und mache ſelbſt zwiſchen meiner Clariſſa, als ei- nem Frauenzimmer, und deinem Lovelace, als einer Mannsperſon, eine Vergleichung. Jhre Familie? Das weiß ich, die iſt in der Ge- gend noch vor hundert Jahren nicht bekannt ge- weſen, und ſie ausgenommen, haſſe ich ſie al- le. Habe ich nicht Urſache? ‒ ‒ Sage mir nichts von ihrem Vermoͤgen: Das hat mich nur allezeit gereizet, doch nicht, weil ich ſchlecht
denke.
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che er will. Jch muͤßte blind ſeyn, wenn ich
nicht ſaͤhe, wie erſtaunend eitel er auf ſeine
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die er doch, wenn es ja bei Leuten, die auf das
Aeuſſerliche ſehen, ein Verdienſt heiſſen kann,
mehr ſeiner zuverſichtlichen Eitelkeit, als ſonft
irgend einer Sache zu danken hat.
Haben Sie nicht geſehen u. ſ. w.
Th. IV. S. 12. ſtatt des Abſchnitts, der ſich
anhebt: Du ſieheſt, daß die Par-
theien:
Du ſieheſt, daß die Partheien bei unſerm
Streite gleich ſind. Du mußt mir deswegen
zu ihrer Vertheidigung weder ihre Jugend,
noch ihre Schoͤnheit, noch ihre Familie und
Vermoͤgen anfuͤhren. Sage mir nichts von
ihrer Leichtglaͤubigkeit: Die findeſt du an ihr
gar nicht. Und was ihre Jugend betrift, bin
ich nicht ſelbſt noch ein junges Blut? Mit
ihrer Schoͤnheit? Jch bitte dich, Belford,
zwinge mich nicht, unverſchaͤmt zu ſeyn, und
mache ſelbſt zwiſchen meiner Clariſſa, als ei-
nem Frauenzimmer, und deinem Lovelace,
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Jhre Familie? Das weiß ich, die iſt in der Ge-
gend noch vor hundert Jahren nicht bekannt ge-
weſen, und ſie ausgenommen, haſſe ich ſie al-
le. Habe ich nicht Urſache? ‒ ‒ Sage mir
nichts von ihrem Vermoͤgen: Das hat mich
nur allezeit gereizet, doch nicht, weil ich ſchlecht
denke.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/143>, abgerufen am 22.02.2025.
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