Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite




Der dritte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.

Ganz lebendig, lieber Bruder! und in Entzü-
ckung! Aller Wahrscheinlichkeit nach, noch
einmal ein glücklicher Mann! Denn ich habe von
meiner geliebten Fräulein Harlowe einen Brief
bekommen: eine Folge, wie ich vermuthe, von
denen Nachrichten durch ihre Schwester, welcher
ich in meinem letzten Schreiben Erwähnung that.
Jch werde mich alsobald nach Berks auf den
Weg machen, um den Jnhalt desselben meinem
Lord M. zu zeigen und darüber von meiner gan-
zen Freundschaft die Glückwünsche anzunehmen.

Jch begab mich gestern, Abends, wie ich mir
vorgenommen hatte, zu Smithens Hause: allein
die liebe Fräulein war noch nicht zurückgekom-
men; ob es gleich nicht weit von zehn Uhr war.
Hernach stieg ich bey Tourvillen aus und nahm
ihn mit mir zu Hause. Er mußte mir die Gril-
len versingen. Um zwey ging ich ziemlich ruhig
zu Bette, und hatte lebhafte und angenehme Träu-
me, keinen so schrecklichen, als der war, von wel-
chem ich dir Nachricht gegeben habe. Heute
frühe um achte, da ich mich ankleidete, um gegen
die Zeit fertig zu seyn, wenn Wilhelm zurückkä-

me,




Der dritte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.

Ganz lebendig, lieber Bruder! und in Entzuͤ-
ckung! Aller Wahrſcheinlichkeit nach, noch
einmal ein gluͤcklicher Mann! Denn ich habe von
meiner geliebten Fraͤulein Harlowe einen Brief
bekommen: eine Folge, wie ich vermuthe, von
denen Nachrichten durch ihre Schweſter, welcher
ich in meinem letzten Schreiben Erwaͤhnung that.
Jch werde mich alſobald nach Berks auf den
Weg machen, um den Jnhalt deſſelben meinem
Lord M. zu zeigen und daruͤber von meiner gan-
zen Freundſchaft die Gluͤckwuͤnſche anzunehmen.

Jch begab mich geſtern, Abends, wie ich mir
vorgenommen hatte, zu Smithens Hauſe: allein
die liebe Fraͤulein war noch nicht zuruͤckgekom-
men; ob es gleich nicht weit von zehn Uhr war.
Hernach ſtieg ich bey Tourvillen aus und nahm
ihn mit mir zu Hauſe. Er mußte mir die Gril-
len verſingen. Um zwey ging ich ziemlich ruhig
zu Bette, und hatte lebhafte und angenehme Traͤu-
me, keinen ſo ſchrecklichen, als der war, von wel-
chem ich dir Nachricht gegeben habe. Heute
fruͤhe um achte, da ich mich ankleidete, um gegen
die Zeit fertig zu ſeyn, wenn Wilhelm zuruͤckkaͤ-

me,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0040" n="34"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der dritte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Mittwoch. fru&#x0364;he, den 23ten Aug.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>anz lebendig, lieber Bruder! und in Entzu&#x0364;-<lb/>
ckung! Aller Wahr&#x017F;cheinlichkeit nach, noch<lb/>
einmal ein glu&#x0364;cklicher Mann! Denn ich habe von<lb/>
meiner geliebten Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Harlowe</hi> einen Brief<lb/>
bekommen: eine Folge, wie ich vermuthe, von<lb/>
denen Nachrichten durch ihre Schwe&#x017F;ter, welcher<lb/>
ich in meinem letzten Schreiben Erwa&#x0364;hnung that.<lb/>
Jch werde mich al&#x017F;obald nach Berks auf den<lb/>
Weg machen, um den Jnhalt de&#x017F;&#x017F;elben meinem<lb/>
Lord M. zu zeigen und daru&#x0364;ber von meiner gan-<lb/>
zen Freund&#x017F;chaft die Glu&#x0364;ckwu&#x0364;n&#x017F;che anzunehmen.</p><lb/>
          <p>Jch begab mich ge&#x017F;tern, Abends, wie ich mir<lb/>
vorgenommen hatte, zu Smithens Hau&#x017F;e: allein<lb/>
die liebe Fra&#x0364;ulein war noch nicht zuru&#x0364;ckgekom-<lb/>
men; ob es gleich nicht weit von zehn Uhr war.<lb/>
Hernach &#x017F;tieg ich bey Tourvillen aus und nahm<lb/>
ihn mit mir zu Hau&#x017F;e. Er mußte mir die Gril-<lb/>
len ver&#x017F;ingen. Um zwey ging ich ziemlich ruhig<lb/>
zu Bette, und hatte lebhafte und angenehme Tra&#x0364;u-<lb/>
me, keinen &#x017F;o &#x017F;chrecklichen, als der war, von wel-<lb/>
chem ich dir Nachricht gegeben habe. Heute<lb/>
fru&#x0364;he um achte, da ich mich ankleidete, um gegen<lb/>
die Zeit fertig zu &#x017F;eyn, wenn Wilhelm zuru&#x0364;ckka&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">me,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0040] Der dritte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford. Mittwoch. fruͤhe, den 23ten Aug. Ganz lebendig, lieber Bruder! und in Entzuͤ- ckung! Aller Wahrſcheinlichkeit nach, noch einmal ein gluͤcklicher Mann! Denn ich habe von meiner geliebten Fraͤulein Harlowe einen Brief bekommen: eine Folge, wie ich vermuthe, von denen Nachrichten durch ihre Schweſter, welcher ich in meinem letzten Schreiben Erwaͤhnung that. Jch werde mich alſobald nach Berks auf den Weg machen, um den Jnhalt deſſelben meinem Lord M. zu zeigen und daruͤber von meiner gan- zen Freundſchaft die Gluͤckwuͤnſche anzunehmen. Jch begab mich geſtern, Abends, wie ich mir vorgenommen hatte, zu Smithens Hauſe: allein die liebe Fraͤulein war noch nicht zuruͤckgekom- men; ob es gleich nicht weit von zehn Uhr war. Hernach ſtieg ich bey Tourvillen aus und nahm ihn mit mir zu Hauſe. Er mußte mir die Gril- len verſingen. Um zwey ging ich ziemlich ruhig zu Bette, und hatte lebhafte und angenehme Traͤu- me, keinen ſo ſchrecklichen, als der war, von wel- chem ich dir Nachricht gegeben habe. Heute fruͤhe um achte, da ich mich ankleidete, um gegen die Zeit fertig zu ſeyn, wenn Wilhelm zuruͤckkaͤ- me,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/40
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/40>, abgerufen am 21.12.2024.