Dieß war der Trost des göttlichen Sokrates: wie du gelesen hast. Da er zum Tode geführet wurde, und sein Weib kläglich that, daß er un- schuldig leiden sollte: so sagte er: du Närrinn, wolltest du wünschen, daß ich schuldig wäre?
Der drey und dreyßigste Brief von Herrn Belford an Hrn. Rob. Lovelace.
Freytags, den 1ten Sept.
Wie erstaunenswürdig ist es, daß du dich mit- ten unter so rührenden Trauerspielen über das, was du Betheurungen meiner Sehn- sucht nach dem Himmel nennest, lustig ma- chest! Gewiß, niemals ist noch ein solcher Mensch in der Welt gewesen: wenn man deine natürli- chen Gaben und deine Leichtsinnigkeit zusammen nimmt! - - Jn Wahrheit, das, was ich dir mit dem gegenwärtigen Briefe senden werde, wird dich rühren. Wo nicht: so kann es nichts thun, bis deine eigne Stunde kommt - - Alsdenn aber werden deine Betrachtungen schwer seyn!
Es ist mir inzwischen lieb, daß du mich in den Stand setzest, die Fräulein zu versichern, daß du sie nicht mehr beschweren willst: das heißt mit andern Worten, daß, nachdem du ihr Glück und alle ihre Hoffnung auf der Welt zu nichte gemacht
hast,
Dieß war der Troſt des goͤttlichen Sokrates: wie du geleſen haſt. Da er zum Tode gefuͤhret wurde, und ſein Weib klaͤglich that, daß er un- ſchuldig leiden ſollte: ſo ſagte er: du Naͤrrinn, wollteſt du wuͤnſchen, daß ich ſchuldig waͤre?
Der drey und dreyßigſte Brief von Herrn Belford an Hrn. Rob. Lovelace.
Freytags, den 1ten Sept.
Wie erſtaunenswuͤrdig iſt es, daß du dich mit- ten unter ſo ruͤhrenden Trauerſpielen uͤber das, was du Betheurungen meiner Sehn- ſucht nach dem Himmel nenneſt, luſtig ma- cheſt! Gewiß, niemals iſt noch ein ſolcher Menſch in der Welt geweſen: wenn man deine natuͤrli- chen Gaben und deine Leichtſinnigkeit zuſammen nimmt! ‒ ‒ Jn Wahrheit, das, was ich dir mit dem gegenwaͤrtigen Briefe ſenden werde, wird dich ruͤhren. Wo nicht: ſo kann es nichts thun, bis deine eigne Stunde kommt ‒ ‒ Alsdenn aber werden deine Betrachtungen ſchwer ſeyn!
Es iſt mir inzwiſchen lieb, daß du mich in den Stand ſetzeſt, die Fraͤulein zu verſichern, daß du ſie nicht mehr beſchweren willſt: das heißt mit andern Worten, daß, nachdem du ihr Gluͤck und alle ihre Hoffnung auf der Welt zu nichte gemacht
haſt,
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Dieß war der Troſt des goͤttlichen Sokrates:
wie du geleſen haſt. Da er zum Tode gefuͤhret
wurde, und ſein Weib klaͤglich that, daß er un-
ſchuldig leiden ſollte: ſo ſagte er: du Naͤrrinn,
wollteſt du wuͤnſchen, daß ich ſchuldig waͤre?
Der drey und dreyßigſte Brief
von
Herrn Belford an Hrn. Rob. Lovelace.
Freytags, den 1ten Sept.
Wie erſtaunenswuͤrdig iſt es, daß du dich mit-
ten unter ſo ruͤhrenden Trauerſpielen uͤber
das, was du Betheurungen meiner Sehn-
ſucht nach dem Himmel nenneſt, luſtig ma-
cheſt! Gewiß, niemals iſt noch ein ſolcher Menſch
in der Welt geweſen: wenn man deine natuͤrli-
chen Gaben und deine Leichtſinnigkeit zuſammen
nimmt! ‒ ‒ Jn Wahrheit, das, was ich dir mit
dem gegenwaͤrtigen Briefe ſenden werde, wird
dich ruͤhren. Wo nicht: ſo kann es nichts thun,
bis deine eigne Stunde kommt ‒ ‒ Alsdenn
aber werden deine Betrachtungen ſchwer ſeyn!
Es iſt mir inzwiſchen lieb, daß du mich in den
Stand ſetzeſt, die Fraͤulein zu verſichern, daß du
ſie nicht mehr beſchweren willſt: das heißt mit
andern Worten, daß, nachdem du ihr Gluͤck und
alle ihre Hoffnung auf der Welt zu nichte gemacht
haſt,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/284>, abgerufen am 21.11.2024.
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