Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



Kind sehen. Jedoch habe ich dem Lord M. ver-
sprochen, binnen zween oder dreyen Tagen aufs
längste wieder unten zu seyn. Denn er ist seit
meiner Krankheit gewaltig für mich eingenom-
men gewesen.

Jch mache mir Hoffnung, daß mein Vorge-
ben, morgen frühe wieder von London wegzuge-
hen, die Fräulein bald nach Hause zurückbringen
werde.

Unterdessen, dachte ich, wollte ich schreiben,
dich aufzumuntern, da du so wichtige und noth-
wendige Geschäffte bey dem Sterbenden hast.
Weil dein Bedienter alle Tage, wie es scheinet,
hin und her kommt: so kann ich dir vielleicht
morgen noch einen Brief mit der Nachricht von
demjenigen senden, was bey der Zusammenkunft
zwischen der lieben Fräulein und mir, nach wel-
cher meine Seele dürstet, vorgefallen ist.



Der
Hundert und vier und zwanzigste Brief
von
Hrn. Lovelace an Hrn. Joh. Belford.

Jch muß fortschreiben, mir selbst einen Zeit-
vertreib und Ermunterung zu machen.
Denn ich kann keine Ruhe, keine erquickende Ruhe

finden.



Kind ſehen. Jedoch habe ich dem Lord M. ver-
ſprochen, binnen zween oder dreyen Tagen aufs
laͤngſte wieder unten zu ſeyn. Denn er iſt ſeit
meiner Krankheit gewaltig fuͤr mich eingenom-
men geweſen.

Jch mache mir Hoffnung, daß mein Vorge-
ben, morgen fruͤhe wieder von London wegzuge-
hen, die Fraͤulein bald nach Hauſe zuruͤckbringen
werde.

Unterdeſſen, dachte ich, wollte ich ſchreiben,
dich aufzumuntern, da du ſo wichtige und noth-
wendige Geſchaͤffte bey dem Sterbenden haſt.
Weil dein Bedienter alle Tage, wie es ſcheinet,
hin und her kommt: ſo kann ich dir vielleicht
morgen noch einen Brief mit der Nachricht von
demjenigen ſenden, was bey der Zuſammenkunft
zwiſchen der lieben Fraͤulein und mir, nach wel-
cher meine Seele duͤrſtet, vorgefallen iſt.



Der
Hundert und vier und zwanzigſte Brief
von
Hrn. Lovelace an Hrn. Joh. Belford.

Jch muß fortſchreiben, mir ſelbſt einen Zeit-
vertreib und Ermunterung zu machen.
Denn ich kann keine Ruhe, keine erquickende Ruhe

finden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0826" n="820"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Kind &#x017F;ehen. Jedoch habe ich dem Lord M. ver-<lb/>
&#x017F;prochen, binnen zween oder dreyen Tagen aufs<lb/>
la&#x0364;ng&#x017F;te wieder unten zu &#x017F;eyn. Denn er i&#x017F;t &#x017F;eit<lb/>
meiner Krankheit gewaltig fu&#x0364;r mich eingenom-<lb/>
men gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Jch mache mir Hoffnung, daß mein Vorge-<lb/>
ben, morgen fru&#x0364;he wieder von London wegzuge-<lb/>
hen, die Fra&#x0364;ulein bald nach Hau&#x017F;e zuru&#x0364;ckbringen<lb/>
werde.</p><lb/>
          <p>Unterde&#x017F;&#x017F;en, dachte ich, wollte ich &#x017F;chreiben,<lb/>
dich aufzumuntern, da du &#x017F;o wichtige und noth-<lb/>
wendige Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte bey dem Sterbenden ha&#x017F;t.<lb/>
Weil dein Bedienter alle Tage, wie es &#x017F;cheinet,<lb/>
hin und her kommt: &#x017F;o kann ich dir vielleicht<lb/>
morgen noch einen Brief mit der Nachricht von<lb/>
demjenigen &#x017F;enden, was bey der Zu&#x017F;ammenkunft<lb/>
zwi&#x017F;chen der lieben Fra&#x0364;ulein und mir, nach wel-<lb/>
cher meine Seele du&#x0364;r&#x017F;tet, vorgefallen i&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Der<lb/><hi rendition="#fr">Hundert und vier und zwanzig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Hrn. Lovelace an Hrn. Joh. Belford.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Donner&#x017F;t. den 22ten Aug.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch muß fort&#x017F;chreiben, mir &#x017F;elb&#x017F;t einen Zeit-<lb/>
vertreib und Ermunterung zu machen.<lb/>
Denn ich kann keine Ruhe, keine erquickende Ruhe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">finden.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[820/0826] Kind ſehen. Jedoch habe ich dem Lord M. ver- ſprochen, binnen zween oder dreyen Tagen aufs laͤngſte wieder unten zu ſeyn. Denn er iſt ſeit meiner Krankheit gewaltig fuͤr mich eingenom- men geweſen. Jch mache mir Hoffnung, daß mein Vorge- ben, morgen fruͤhe wieder von London wegzuge- hen, die Fraͤulein bald nach Hauſe zuruͤckbringen werde. Unterdeſſen, dachte ich, wollte ich ſchreiben, dich aufzumuntern, da du ſo wichtige und noth- wendige Geſchaͤffte bey dem Sterbenden haſt. Weil dein Bedienter alle Tage, wie es ſcheinet, hin und her kommt: ſo kann ich dir vielleicht morgen noch einen Brief mit der Nachricht von demjenigen ſenden, was bey der Zuſammenkunft zwiſchen der lieben Fraͤulein und mir, nach wel- cher meine Seele duͤrſtet, vorgefallen iſt. Der Hundert und vier und zwanzigſte Brief von Hrn. Lovelace an Hrn. Joh. Belford. Donnerſt. den 22ten Aug. Jch muß fortſchreiben, mir ſelbſt einen Zeit- vertreib und Ermunterung zu machen. Denn ich kann keine Ruhe, keine erquickende Ruhe finden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/826
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/826>, abgerufen am 21.11.2024.