Kind sehen. Jedoch habe ich dem Lord M. ver- sprochen, binnen zween oder dreyen Tagen aufs längste wieder unten zu seyn. Denn er ist seit meiner Krankheit gewaltig für mich eingenom- men gewesen.
Jch mache mir Hoffnung, daß mein Vorge- ben, morgen frühe wieder von London wegzuge- hen, die Fräulein bald nach Hause zurückbringen werde.
Unterdessen, dachte ich, wollte ich schreiben, dich aufzumuntern, da du so wichtige und noth- wendige Geschäffte bey dem Sterbenden hast. Weil dein Bedienter alle Tage, wie es scheinet, hin und her kommt: so kann ich dir vielleicht morgen noch einen Brief mit der Nachricht von demjenigen senden, was bey der Zusammenkunft zwischen der lieben Fräulein und mir, nach wel- cher meine Seele dürstet, vorgefallen ist.
Der Hundert und vier und zwanzigste Brief von Hrn. Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Donnerst. den 22ten Aug.
Jch muß fortschreiben, mir selbst einen Zeit- vertreib und Ermunterung zu machen. Denn ich kann keine Ruhe, keine erquickende Ruhe
finden.
Kind ſehen. Jedoch habe ich dem Lord M. ver- ſprochen, binnen zween oder dreyen Tagen aufs laͤngſte wieder unten zu ſeyn. Denn er iſt ſeit meiner Krankheit gewaltig fuͤr mich eingenom- men geweſen.
Jch mache mir Hoffnung, daß mein Vorge- ben, morgen fruͤhe wieder von London wegzuge- hen, die Fraͤulein bald nach Hauſe zuruͤckbringen werde.
Unterdeſſen, dachte ich, wollte ich ſchreiben, dich aufzumuntern, da du ſo wichtige und noth- wendige Geſchaͤffte bey dem Sterbenden haſt. Weil dein Bedienter alle Tage, wie es ſcheinet, hin und her kommt: ſo kann ich dir vielleicht morgen noch einen Brief mit der Nachricht von demjenigen ſenden, was bey der Zuſammenkunft zwiſchen der lieben Fraͤulein und mir, nach wel- cher meine Seele duͤrſtet, vorgefallen iſt.
Der Hundert und vier und zwanzigſte Brief von Hrn. Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Donnerſt. den 22ten Aug.
Jch muß fortſchreiben, mir ſelbſt einen Zeit- vertreib und Ermunterung zu machen. Denn ich kann keine Ruhe, keine erquickende Ruhe
finden.
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Kind ſehen. Jedoch habe ich dem Lord M. ver-
ſprochen, binnen zween oder dreyen Tagen aufs
laͤngſte wieder unten zu ſeyn. Denn er iſt ſeit
meiner Krankheit gewaltig fuͤr mich eingenom-
men geweſen.
Jch mache mir Hoffnung, daß mein Vorge-
ben, morgen fruͤhe wieder von London wegzuge-
hen, die Fraͤulein bald nach Hauſe zuruͤckbringen
werde.
Unterdeſſen, dachte ich, wollte ich ſchreiben,
dich aufzumuntern, da du ſo wichtige und noth-
wendige Geſchaͤffte bey dem Sterbenden haſt.
Weil dein Bedienter alle Tage, wie es ſcheinet,
hin und her kommt: ſo kann ich dir vielleicht
morgen noch einen Brief mit der Nachricht von
demjenigen ſenden, was bey der Zuſammenkunft
zwiſchen der lieben Fraͤulein und mir, nach wel-
cher meine Seele duͤrſtet, vorgefallen iſt.
Der
Hundert und vier und zwanzigſte Brief
von
Hrn. Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Donnerſt. den 22ten Aug.
Jch muß fortſchreiben, mir ſelbſt einen Zeit-
vertreib und Ermunterung zu machen.
Denn ich kann keine Ruhe, keine erquickende Ruhe
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/826>, abgerufen am 21.11.2024.
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