Der hundert und ein und zwanzigste Brief von Herrn Belford an Fräulein Clarissa Harlowe.
Sonnab. frühe, den 19ten Aug.
Gnädige Fräulein.
Jch halte mich nach meiner Ehre verbunden, Jhnen zu eröffnen, daß ich befürchte, Herr Lovelace werde sein Schicksal durch einen Besuch bey Jhnen versuchen.
Jch wünschte, daß Sie sich überwinden könn- ten, seinen Besuch anzunehmen. Alle Hochach- tung, ja die größte Ehrfurcht, und alle Reue werden Sie in seinem Bezeigen sehen, wo sie denselben zulassen können. Weil ich aber genö- thigt werde, alsobald nach Epsom zu reisen, da- mit ich dem armen Hrn. Belton, den Sie einmal gesehen haben, den letzten Freundschaftsdienst, wie ich besorge, erweisen möge; und weil ich es für glaublicher halte, daß sich Herr Lovelace nicht werde gewinnen lassen, als daß er es thun wer- de: so habe ich für gut befunden, Jhnen dieß anzuzeigen, damit Sie, wenn er kommen sollte, nicht allzu bestürzt werden.
Er schmeichelt sich selbst, daß Sie sich nicht so übel befinden, als ich es vorstelle. Wenn er
Sie
Der hundert und ein und zwanzigſte Brief von Herrn Belford an Fraͤulein Clariſſa Harlowe.
Sonnab. fruͤhe, den 19ten Aug.
Gnaͤdige Fraͤulein.
Jch halte mich nach meiner Ehre verbunden, Jhnen zu eroͤffnen, daß ich befuͤrchte, Herr Lovelace werde ſein Schickſal durch einen Beſuch bey Jhnen verſuchen.
Jch wuͤnſchte, daß Sie ſich uͤberwinden koͤnn- ten, ſeinen Beſuch anzunehmen. Alle Hochach- tung, ja die groͤßte Ehrfurcht, und alle Reue werden Sie in ſeinem Bezeigen ſehen, wo ſie denſelben zulaſſen koͤnnen. Weil ich aber genoͤ- thigt werde, alſobald nach Epſom zu reiſen, da- mit ich dem armen Hrn. Belton, den Sie einmal geſehen haben, den letzten Freundſchaftsdienſt, wie ich beſorge, erweiſen moͤge; und weil ich es fuͤr glaublicher halte, daß ſich Herr Lovelace nicht werde gewinnen laſſen, als daß er es thun wer- de: ſo habe ich fuͤr gut befunden, Jhnen dieß anzuzeigen, damit Sie, wenn er kommen ſollte, nicht allzu beſtuͤrzt werden.
Er ſchmeichelt ſich ſelbſt, daß Sie ſich nicht ſo uͤbel befinden, als ich es vorſtelle. Wenn er
Sie
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[788/0794]
Der hundert und ein und zwanzigſte Brief
von
Herrn Belford an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.
Sonnab. fruͤhe, den 19ten Aug.
Gnaͤdige Fraͤulein.
Jch halte mich nach meiner Ehre verbunden,
Jhnen zu eroͤffnen, daß ich befuͤrchte, Herr
Lovelace werde ſein Schickſal durch einen Beſuch
bey Jhnen verſuchen.
Jch wuͤnſchte, daß Sie ſich uͤberwinden koͤnn-
ten, ſeinen Beſuch anzunehmen. Alle Hochach-
tung, ja die groͤßte Ehrfurcht, und alle Reue
werden Sie in ſeinem Bezeigen ſehen, wo ſie
denſelben zulaſſen koͤnnen. Weil ich aber genoͤ-
thigt werde, alſobald nach Epſom zu reiſen, da-
mit ich dem armen Hrn. Belton, den Sie einmal
geſehen haben, den letzten Freundſchaftsdienſt, wie
ich beſorge, erweiſen moͤge; und weil ich es fuͤr
glaublicher halte, daß ſich Herr Lovelace nicht
werde gewinnen laſſen, als daß er es thun wer-
de: ſo habe ich fuͤr gut befunden, Jhnen dieß
anzuzeigen, damit Sie, wenn er kommen ſollte,
nicht allzu beſtuͤrzt werden.
Er ſchmeichelt ſich ſelbſt, daß Sie ſich nicht
ſo uͤbel befinden, als ich es vorſtelle. Wenn er
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/794>, abgerufen am 21.12.2024.
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