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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Unten an diesen Brief war die folgende
Betrachtung mit schwarzer Seide
angenähet.

Betrachtung.

O daß du mich in dem Grabe verdecken woll-
test! Daß du mich verborgen halten woll-
test, bis dein Zorn vorüber gegangen ist!

Mein Gesicht ist unrein vom Weinen:
und an meinen Augenliedern schwebet der
Schatten des Todes.

Meine Freunde verachten mich: aber mein
Auge schüttet Thränen zu Gott aus.

Ein schrecklicher Ton schallt in meine Oh-
ren: im Glück kam der Verderber über mich!

Jch habe gesündiget! Was soll ich dir
thun, o du Bewahrer der Menschen! War-
um hast du mich zu einem Ziel gegen dich ge-
setzet, so daß ich mir selbst eine Last bin!

Wenn ich sage, mein Bette soll mir zum
Troste dienen, mein Lager soll mein Klagen
stillen:

So jagst du mir durch Träume Schrecken
ein, und setzest mich durch Erscheinungen in
Furcht;

So daß meine Seele lieber wünschet er-
sticket zu werden, und lieber zu sterben, als das
Leben zu haben.

Jch bin desselben müde! Jch möchte nicht
beständig leben! - - - Laß mich: denn meine
Tage sind eitel.

Er
Sechster Theil. A a a


Unten an dieſen Brief war die folgende
Betrachtung mit ſchwarzer Seide
angenaͤhet.

Betrachtung.

O daß du mich in dem Grabe verdecken woll-
teſt! Daß du mich verborgen halten woll-
teſt, bis dein Zorn voruͤber gegangen iſt!

Mein Geſicht iſt unrein vom Weinen:
und an meinen Augenliedern ſchwebet der
Schatten des Todes.

Meine Freunde verachten mich: aber mein
Auge ſchuͤttet Thraͤnen zu Gott aus.

Ein ſchrecklicher Ton ſchallt in meine Oh-
ren: im Gluͤck kam der Verderber uͤber mich!

Jch habe geſuͤndiget! Was ſoll ich dir
thun, o du Bewahrer der Menſchen! War-
um haſt du mich zu einem Ziel gegen dich ge-
ſetzet, ſo daß ich mir ſelbſt eine Laſt bin!

Wenn ich ſage, mein Bette ſoll mir zum
Troſte dienen, mein Lager ſoll mein Klagen
ſtillen:

So jagſt du mir durch Traͤume Schrecken
ein, und ſetzeſt mich durch Erſcheinungen in
Furcht;

So daß meine Seele lieber wuͤnſchet er-
ſticket zu werden, und lieber zu ſterben, als das
Leben zu haben.

Jch bin deſſelben muͤde! Jch moͤchte nicht
beſtaͤndig leben! ‒ ‒ ‒ Laß mich: denn meine
Tage ſind eitel.

Er
Sechſter Theil. A a a
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[737/0743] Unten an dieſen Brief war die folgende Betrachtung mit ſchwarzer Seide angenaͤhet. Betrachtung. O daß du mich in dem Grabe verdecken woll- teſt! Daß du mich verborgen halten woll- teſt, bis dein Zorn voruͤber gegangen iſt! Mein Geſicht iſt unrein vom Weinen: und an meinen Augenliedern ſchwebet der Schatten des Todes. Meine Freunde verachten mich: aber mein Auge ſchuͤttet Thraͤnen zu Gott aus. Ein ſchrecklicher Ton ſchallt in meine Oh- ren: im Gluͤck kam der Verderber uͤber mich! Jch habe geſuͤndiget! Was ſoll ich dir thun, o du Bewahrer der Menſchen! War- um haſt du mich zu einem Ziel gegen dich ge- ſetzet, ſo daß ich mir ſelbſt eine Laſt bin! Wenn ich ſage, mein Bette ſoll mir zum Troſte dienen, mein Lager ſoll mein Klagen ſtillen: So jagſt du mir durch Traͤume Schrecken ein, und ſetzeſt mich durch Erſcheinungen in Furcht; So daß meine Seele lieber wuͤnſchet er- ſticket zu werden, und lieber zu ſterben, als das Leben zu haben. Jch bin deſſelben muͤde! Jch moͤchte nicht beſtaͤndig leben! ‒ ‒ ‒ Laß mich: denn meine Tage ſind eitel. Er Sechſter Theil. A a a

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/743>, abgerufen am 21.11.2024.