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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Der acht und sechzigste Brief
von
Fr. Norton an Fräulein Clarissa Harlowe.

Entschuldigen Sie mich, meine liebste Fräu-
lein, daß ich so lange geschwiegen habe.
Jch bin sehr krank gewesen. Mein armer
Sohn hat auch an den Pforten des Todes ge-
standen: und da ich hoffete, daß es besser mit ihm
wäre, hat er einen Rückfall bekommen. Ach!
wertheste Fräulein, er ist sehr gefährlich krank.
Schließen Sie uns beyde mit in Jhr Gebet.

Zwischen Jhrer Schwester und Fräulein Ho-
we sind sehr heftige Briefe gewechselt. Ein je-
der in Jhrer Familie ist gegen diese Fräulein er-
bittert. Jch wünschte, daß Sie ihr gegen ihre
Hitze Vorstellungen thun wollten. Denn es
kann nicht gut thun: indem Jhre Angehörigen
nicht anders glauben werden, als daß sie sich auf
Jhre Nachsicht ins Mittel schlägt; und nicht,
daß Sie so krank sind, als Fräulein Howe sie
versichert.

Ehe sie schrieb, gingen sie damit um, daß sie
den jungen Geistlichen, Herrn Brand, hinauf
schicken wollten, um sich in geheim nach Jhrer
Gesundheit und Lebensart zu erkundigen. - Aber

nun
J i 2




Der acht und ſechzigſte Brief
von
Fr. Norton an Fraͤulein Clariſſa Harlowe.

Entſchuldigen Sie mich, meine liebſte Fraͤu-
lein, daß ich ſo lange geſchwiegen habe.
Jch bin ſehr krank geweſen. Mein armer
Sohn hat auch an den Pforten des Todes ge-
ſtanden: und da ich hoffete, daß es beſſer mit ihm
waͤre, hat er einen Ruͤckfall bekommen. Ach!
wertheſte Fraͤulein, er iſt ſehr gefaͤhrlich krank.
Schließen Sie uns beyde mit in Jhr Gebet.

Zwiſchen Jhrer Schweſter und Fraͤulein Ho-
we ſind ſehr heftige Briefe gewechſelt. Ein je-
der in Jhrer Familie iſt gegen dieſe Fraͤulein er-
bittert. Jch wuͤnſchte, daß Sie ihr gegen ihre
Hitze Vorſtellungen thun wollten. Denn es
kann nicht gut thun: indem Jhre Angehoͤrigen
nicht anders glauben werden, als daß ſie ſich auf
Jhre Nachſicht ins Mittel ſchlaͤgt; und nicht,
daß Sie ſo krank ſind, als Fraͤulein Howe ſie
verſichert.

Ehe ſie ſchrieb, gingen ſie damit um, daß ſie
den jungen Geiſtlichen, Herrn Brand, hinauf
ſchicken wollten, um ſich in geheim nach Jhrer
Geſundheit und Lebensart zu erkundigen. ‒ Aber

nun
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[499/0505] Der acht und ſechzigſte Brief von Fr. Norton an Fraͤulein Clariſſa Harlowe. Montags, den 24ten Jul. Entſchuldigen Sie mich, meine liebſte Fraͤu- lein, daß ich ſo lange geſchwiegen habe. Jch bin ſehr krank geweſen. Mein armer Sohn hat auch an den Pforten des Todes ge- ſtanden: und da ich hoffete, daß es beſſer mit ihm waͤre, hat er einen Ruͤckfall bekommen. Ach! wertheſte Fraͤulein, er iſt ſehr gefaͤhrlich krank. Schließen Sie uns beyde mit in Jhr Gebet. Zwiſchen Jhrer Schweſter und Fraͤulein Ho- we ſind ſehr heftige Briefe gewechſelt. Ein je- der in Jhrer Familie iſt gegen dieſe Fraͤulein er- bittert. Jch wuͤnſchte, daß Sie ihr gegen ihre Hitze Vorſtellungen thun wollten. Denn es kann nicht gut thun: indem Jhre Angehoͤrigen nicht anders glauben werden, als daß ſie ſich auf Jhre Nachſicht ins Mittel ſchlaͤgt; und nicht, daß Sie ſo krank ſind, als Fraͤulein Howe ſie verſichert. Ehe ſie ſchrieb, gingen ſie damit um, daß ſie den jungen Geiſtlichen, Herrn Brand, hinauf ſchicken wollten, um ſich in geheim nach Jhrer Geſundheit und Lebensart zu erkundigen. ‒ Aber nun J i 2

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/505>, abgerufen am 30.12.2024.