Jch habe nicht fergessen zu schreiben und werde niemals etwas fergessen, das sie, meine werte Freilein, so gut gewesen sind mich zu ler- nen. Jhr Unglück meine gnätige Freilein, thut mier sehr leit, so leit, ich weis nicht, was ich thun sol. Von Hertsen wolte ich mich frauen, wen ich in Stande währe, zu ihnen zu kommen. Aber in der That, ich bin nicht in Stande gewe- sen, hier bei meiner Mutter aus der Stube einen Fus zu setsen, seit dem ich gezwungen wahr, meinen Dienst zu ferlassen, wegen der lauffen- den Gicht, die mich gans und gahr hülflos ge- machet hat. Jch wil Nacht und Tach für sie betten, meine allerliebste, meine gütichste, meine beste Freilein, mit der man so übel umge- gangen ist: und es thut mir sehr leit, das ich nicht kommen kan, ihnen Liebe und Dienste zu thun, welches ich allezeit von Hertsen gern thun will, wen es in meinem Vermögen währe, die ich bin
Jhre gehorsamste Dienerin Hanna Burton.
Der
Der ſechſte Brief von Hanna Burton zur Antwort.
Gnaͤdige Freilein!
Jch habe nicht fergeſſen zu ſchreiben und werde niemals etwas fergeſſen, das ſie, meine werte Freilein, ſo gut geweſen ſind mich zu ler- nen. Jhr Ungluͤck meine gnaͤtige Freilein, thut mier ſehr leit, ſo leit, ich weis nicht, was ich thun ſol. Von Hertſen wolte ich mich frauen, wen ich in Stande waͤhre, zu ihnen zu kommen. Aber in der That, ich bin nicht in Stande gewe- ſen, hier bei meiner Mutter aus der Stube einen Fus zu ſetſen, ſeit dem ich gezwungen wahr, meinen Dienſt zu ferlaſſen, wegen der lauffen- den Gicht, die mich gans und gahr huͤlflos ge- machet hat. Jch wil Nacht und Tach fuͤr ſie betten, meine allerliebſte, meine guͤtichſte, meine beſte Freilein, mit der man ſo uͤbel umge- gangen iſt: und es thut mir ſehr leit, das ich nicht kommen kan, ihnen Liebe und Dienſte zu thun, welches ich allezeit von Hertſen gern thun will, wen es in meinem Vermoͤgen waͤhre, die ich bin
Jhre gehorſamſte Dienerin Hanna Burton.
Der
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Der ſechſte Brief
von
Hanna Burton zur Antwort.
Gnaͤdige Freilein!
Jch habe nicht fergeſſen zu ſchreiben und werde
niemals etwas fergeſſen, das ſie, meine
werte Freilein, ſo gut geweſen ſind mich zu ler-
nen. Jhr Ungluͤck meine gnaͤtige Freilein, thut
mier ſehr leit, ſo leit, ich weis nicht, was ich
thun ſol. Von Hertſen wolte ich mich frauen,
wen ich in Stande waͤhre, zu ihnen zu kommen.
Aber in der That, ich bin nicht in Stande gewe-
ſen, hier bei meiner Mutter aus der Stube einen
Fus zu ſetſen, ſeit dem ich gezwungen wahr,
meinen Dienſt zu ferlaſſen, wegen der lauffen-
den Gicht, die mich gans und gahr huͤlflos ge-
machet hat. Jch wil Nacht und Tach fuͤr ſie
betten, meine allerliebſte, meine guͤtichſte,
meine beſte Freilein, mit der man ſo uͤbel umge-
gangen iſt: und es thut mir ſehr leit, das ich
nicht kommen kan, ihnen Liebe und Dienſte zu
thun, welches ich allezeit von Hertſen gern thun
will, wen es in meinem Vermoͤgen waͤhre, die
ich bin
Jhre gehorſamſte Dienerin
Hanna Burton.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/33>, abgerufen am 21.12.2024.
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