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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

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Clarissa.
Der fünfte Theil.


Der erste Brief
von
Herrn Lovelacen an Herrn Joh. Belford.

Ob ich gleich einige Tage her auf ein fei-
nes und höfliches Bezeigen gesonnen
habe, und auch nicht dreist genug ge-
wesen bin, die Masque völlig abzu-
ziehen: so habe ich doch schon das schöne Kind
durch die feurigen und dabey anständigen Vor-
stellungen von meiner Liebe so weit gebracht, daß
sie mehr als einmal in sich gegangen ist. Jch
habe sie so weit gebracht, daß sie gestanden hat,
ich sey ihr mehr, als gleichgültig. Da ich ihr
aber weiter zusetzte, ein Liebesbekenntniß heraus-
zulocken: so war die Antwort: was braucht
es dergleichen Geständniß, wenn ein Frau-
enzimmer schon in die Ehe williget?
Ein-
mal stieß sie mich gar voll Misveranügen zurück,
und ich mußte zugleich hören, die wahre Lie-
be, welche ich ihr gelobte, würde durch
Ehrerbietung, nicht durch angemaßte Frey-
heit bewiesen.
Jch erbot mich zwar zu meiner
Vertheidigung allein sie gab mir zu verstehen,

sie
Fünfter Theil. A
Clariſſa.
Der fuͤnfte Theil.


Der erſte Brief
von
Herrn Lovelacen an Herrn Joh. Belford.

Ob ich gleich einige Tage her auf ein fei-
nes und hoͤfliches Bezeigen geſonnen
habe, und auch nicht dreiſt genug ge-
weſen bin, die Masque voͤllig abzu-
ziehen: ſo habe ich doch ſchon das ſchoͤne Kind
durch die feurigen und dabey anſtaͤndigen Vor-
ſtellungen von meiner Liebe ſo weit gebracht, daß
ſie mehr als einmal in ſich gegangen iſt. Jch
habe ſie ſo weit gebracht, daß ſie geſtanden hat,
ich ſey ihr mehr, als gleichguͤltig. Da ich ihr
aber weiter zuſetzte, ein Liebesbekenntniß heraus-
zulocken: ſo war die Antwort: was braucht
es dergleichen Geſtaͤndniß, wenn ein Frau-
enzimmer ſchon in die Ehe williget?
Ein-
mal ſtieß ſie mich gar voll Misveranuͤgen zuruͤck,
und ich mußte zugleich hoͤren, die wahre Lie-
be, welche ich ihr gelobte, wuͤrde durch
Ehrerbietung, nicht durch angemaßte Frey-
heit bewieſen.
Jch erbot mich zwar zu meiner
Vertheidigung allein ſie gab mir zu verſtehen,

ſie
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[[1]/0007] Clariſſa. Der fuͤnfte Theil. Der erſte Brief von Herrn Lovelacen an Herrn Joh. Belford. Freytags den 2ten Jun. Ob ich gleich einige Tage her auf ein fei- nes und hoͤfliches Bezeigen geſonnen habe, und auch nicht dreiſt genug ge- weſen bin, die Masque voͤllig abzu- ziehen: ſo habe ich doch ſchon das ſchoͤne Kind durch die feurigen und dabey anſtaͤndigen Vor- ſtellungen von meiner Liebe ſo weit gebracht, daß ſie mehr als einmal in ſich gegangen iſt. Jch habe ſie ſo weit gebracht, daß ſie geſtanden hat, ich ſey ihr mehr, als gleichguͤltig. Da ich ihr aber weiter zuſetzte, ein Liebesbekenntniß heraus- zulocken: ſo war die Antwort: was braucht es dergleichen Geſtaͤndniß, wenn ein Frau- enzimmer ſchon in die Ehe williget? Ein- mal ſtieß ſie mich gar voll Misveranuͤgen zuruͤck, und ich mußte zugleich hoͤren, die wahre Lie- be, welche ich ihr gelobte, wuͤrde durch Ehrerbietung, nicht durch angemaßte Frey- heit bewieſen. Jch erbot mich zwar zu meiner Vertheidigung allein ſie gab mir zu verſtehen, ſie Fuͤnfter Theil. A

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/7>, abgerufen am 21.12.2024.