Wendungen. Bisweilen schrie der Bube gar, o Himmel! - -
Wie freut sich der Hund über Unglück! - - Mehr, als ich über die Erfüllung meiner vor- nehmsten Absichten thun kann. - - Diese Kerls sind allezeit glücklicher als ihre Herren.
Jch war einmal willens, den Brief so lan- ge zu zerknittern, bis ich das Siegel gebrochen hätte. Junge Familien; Fräulein Howe hat kein altes Geschlecht; haben gern prächtige Siegel. Man hätte denken können, daß es in des alten Grimes Hosentasche zerquetschet wäre. Aber ich freuete mich, daß ich mich sowohl der Schuld, als des Argwohns, einen so schändlichen Streich zu spielen, überhoben sahe. Jch war im Stande, ohne das so viel von dem Jnhalt, als du sehen wirst, zu meinem Zwecke genug, mit abgekürzten Zügen eilfertig herauszuzeichnen: indem die Falten mir bloß einige Verbindungs- worte versteckten, die ich zwischen den Häckchen aus dem Verstande ergänzet habe.
Meine Fräulein Harlowe hatte vorher, wie du weist, ihren Namen in Fräulein Lätitia Be- aumont verändert. Nun hat sie wieder einen andern auf eine andere Art, Bruder; ich ha- be sie schon gelehret, in diesem Fall einen halben Schalk abzugeben: denn der gegenwärtige Brief war nach der Aufschrift an Frau Harriot Lucas gerichtet.
"Jch wünsche Jhnen von ganzem Herzen "und von ganzer Seele Glück, meine Wertheste
"Freun-
Wendungen. Bisweilen ſchrie der Bube gar, o Himmel! ‒ ‒
Wie freut ſich der Hund uͤber Ungluͤck! ‒ ‒ Mehr, als ich uͤber die Erfuͤllung meiner vor- nehmſten Abſichten thun kann. ‒ ‒ Dieſe Kerls ſind allezeit gluͤcklicher als ihre Herren.
Jch war einmal willens, den Brief ſo lan- ge zu zerknittern, bis ich das Siegel gebrochen haͤtte. Junge Familien; Fraͤulein Howe hat kein altes Geſchlecht; haben gern praͤchtige Siegel. Man haͤtte denken koͤnnen, daß es in des alten Grimes Hoſentaſche zerquetſchet waͤre. Aber ich freuete mich, daß ich mich ſowohl der Schuld, als des Argwohns, einen ſo ſchaͤndlichen Streich zu ſpielen, uͤberhoben ſahe. Jch war im Stande, ohne das ſo viel von dem Jnhalt, als du ſehen wirſt, zu meinem Zwecke genug, mit abgekuͤrzten Zuͤgen eilfertig herauszuzeichnen: indem die Falten mir bloß einige Verbindungs- worte verſteckten, die ich zwiſchen den Haͤckchen aus dem Verſtande ergaͤnzet habe.
Meine Fraͤulein Harlowe hatte vorher, wie du weiſt, ihren Namen in Fraͤulein Laͤtitia Be- aumont veraͤndert. Nun hat ſie wieder einen andern auf eine andere Art, Bruder; ich ha- be ſie ſchon gelehret, in dieſem Fall einen halben Schalk abzugeben: denn der gegenwaͤrtige Brief war nach der Aufſchrift an Frau Harriot Lucas gerichtet.
„Jch wuͤnſche Jhnen von ganzem Herzen „und von ganzer Seele Gluͤck, meine Wertheſte
„Freun-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0353"n="347"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Wendungen. Bisweilen ſchrie der Bube gar,<lb/>
o Himmel! ‒‒</p><lb/><p>Wie freut ſich der Hund uͤber Ungluͤck! ‒‒<lb/>
Mehr, als ich uͤber die Erfuͤllung meiner vor-<lb/>
nehmſten Abſichten thun kann. ‒‒ Dieſe Kerls<lb/>ſind allezeit gluͤcklicher als ihre Herren.</p><lb/><p>Jch war einmal willens, den Brief ſo lan-<lb/>
ge zu zerknittern, bis ich das Siegel gebrochen<lb/>
haͤtte. <hirendition="#fr">Junge</hi> Familien; <hirendition="#fr">Fraͤulein Howe hat<lb/>
kein altes Geſchlecht;</hi> haben gern praͤchtige<lb/>
Siegel. Man haͤtte denken koͤnnen, daß es in<lb/>
des alten Grimes Hoſentaſche zerquetſchet waͤre.<lb/>
Aber ich freuete mich, daß ich mich ſowohl der<lb/>
Schuld, als des Argwohns, einen ſo ſchaͤndlichen<lb/>
Streich zu ſpielen, <hirendition="#fr">uͤberhoben</hi>ſahe. Jch war<lb/>
im Stande, ohne das ſo viel von dem Jnhalt,<lb/>
als du ſehen wirſt, <hirendition="#fr">zu meinem Zwecke genug,</hi><lb/>
mit abgekuͤrzten Zuͤgen eilfertig herauszuzeichnen:<lb/>
indem die Falten mir bloß einige Verbindungs-<lb/>
worte verſteckten, die ich zwiſchen den Haͤckchen<lb/>
aus dem Verſtande ergaͤnzet habe.</p><lb/><p>Meine Fraͤulein Harlowe hatte vorher, wie<lb/>
du weiſt, ihren Namen in <hirendition="#fr">Fraͤulein</hi> Laͤtitia Be-<lb/>
aumont veraͤndert. Nun hat ſie wieder einen<lb/>
andern auf <hirendition="#fr">eine andere Art,</hi> Bruder; ich ha-<lb/>
be ſie ſchon gelehret, in dieſem Fall einen halben<lb/>
Schalk abzugeben: denn der gegenwaͤrtige Brief<lb/>
war nach der Aufſchrift an <hirendition="#fr">Frau</hi> Harriot Lucas<lb/>
gerichtet.</p><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><p>„Jch wuͤnſche Jhnen von ganzem Herzen<lb/>„und von ganzer Seele Gluͤck, meine Wertheſte<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„Freun-</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[347/0353]
Wendungen. Bisweilen ſchrie der Bube gar,
o Himmel! ‒ ‒
Wie freut ſich der Hund uͤber Ungluͤck! ‒ ‒
Mehr, als ich uͤber die Erfuͤllung meiner vor-
nehmſten Abſichten thun kann. ‒ ‒ Dieſe Kerls
ſind allezeit gluͤcklicher als ihre Herren.
Jch war einmal willens, den Brief ſo lan-
ge zu zerknittern, bis ich das Siegel gebrochen
haͤtte. Junge Familien; Fraͤulein Howe hat
kein altes Geſchlecht; haben gern praͤchtige
Siegel. Man haͤtte denken koͤnnen, daß es in
des alten Grimes Hoſentaſche zerquetſchet waͤre.
Aber ich freuete mich, daß ich mich ſowohl der
Schuld, als des Argwohns, einen ſo ſchaͤndlichen
Streich zu ſpielen, uͤberhoben ſahe. Jch war
im Stande, ohne das ſo viel von dem Jnhalt,
als du ſehen wirſt, zu meinem Zwecke genug,
mit abgekuͤrzten Zuͤgen eilfertig herauszuzeichnen:
indem die Falten mir bloß einige Verbindungs-
worte verſteckten, die ich zwiſchen den Haͤckchen
aus dem Verſtande ergaͤnzet habe.
Meine Fraͤulein Harlowe hatte vorher, wie
du weiſt, ihren Namen in Fraͤulein Laͤtitia Be-
aumont veraͤndert. Nun hat ſie wieder einen
andern auf eine andere Art, Bruder; ich ha-
be ſie ſchon gelehret, in dieſem Fall einen halben
Schalk abzugeben: denn der gegenwaͤrtige Brief
war nach der Aufſchrift an Frau Harriot Lucas
gerichtet.
„Jch wuͤnſche Jhnen von ganzem Herzen
„und von ganzer Seele Gluͤck, meine Wertheſte
„Freun-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/353>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.