[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.Unter andern schreibt er: "Jch bringe meine Zeit "zu Watford bey meinem sterbenden Onckle sehr "verdrieslich zu. Jch kann dich deswegen deiner "Schuldigkeit an mich zu schreiben nicht entlassen. "Willst du mich dafür strafen, daß ich mehr Ge- "wissen habe als du? Hast du dir doch nie eine "Ehre daraus gemacht gewissenhaft zu seyn! Jch "muß dir auch noch die traurige Geschichte von dem "Belton und seiner Thomasine erzählen, daraus "sich die eine Lehre nehmen können, die sich mit "Maitressen behelfen. Jch habe Briefe von unsern "drey Freunden erhalten. Sie sind eben so gottlos "als du, aber nicht so listig. Zwey unter ihnen "rühmen sich einiger neuen Schelm-Stücke, die der "Galeeren werth sind, wenn sie zum Ausbruch "kommen. "Jch bin sonst kein Feind der Schelmerey. Al- deinen niedergeschlagenen Freund J. Belford. Der achtzehnte Brief Freytags Abends den 19ten May.von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford. Nach- H 4
Unter andern ſchreibt er: „Jch bringe meine Zeit „zu Watford bey meinem ſterbenden Onckle ſehr „verdrieslich zu. Jch kann dich deswegen deiner „Schuldigkeit an mich zu ſchreiben nicht entlaſſen. „Willſt du mich dafuͤr ſtrafen, daß ich mehr Ge- „wiſſen habe als du? Haſt du dir doch nie eine „Ehre daraus gemacht gewiſſenhaft zu ſeyn! Jch „muß dir auch noch die traurige Geſchichte von dem „Belton und ſeiner Thomaſine erzaͤhlen, daraus „ſich die eine Lehre nehmen koͤnnen, die ſich mit „Maitreſſen behelfen. Jch habe Briefe von unſern „drey Freunden erhalten. Sie ſind eben ſo gottlos „als du, aber nicht ſo liſtig. Zwey unter ihnen „ruͤhmen ſich einiger neuen Schelm-Stuͤcke, die der „Galeeren werth ſind, wenn ſie zum Ausbruch „kommen. „Jch bin ſonſt kein Feind der Schelmerey. Al- deinen niedergeſchlagenen Freund J. Belford. Der achtzehnte Brief Freytags Abends den 19ten May.von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford. Nach- H 4
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Unter andern ſchreibt er: „Jch bringe meine Zeit
„zu Watford bey meinem ſterbenden Onckle ſehr
„verdrieslich zu. Jch kann dich deswegen deiner
„Schuldigkeit an mich zu ſchreiben nicht entlaſſen.
„Willſt du mich dafuͤr ſtrafen, daß ich mehr Ge-
„wiſſen habe als du? Haſt du dir doch nie eine
„Ehre daraus gemacht gewiſſenhaft zu ſeyn! Jch
„muß dir auch noch die traurige Geſchichte von dem
„Belton und ſeiner Thomaſine erzaͤhlen, daraus
„ſich die eine Lehre nehmen koͤnnen, die ſich mit
„Maitreſſen behelfen. Jch habe Briefe von unſern
„drey Freunden erhalten. Sie ſind eben ſo gottlos
„als du, aber nicht ſo liſtig. Zwey unter ihnen
„ruͤhmen ſich einiger neuen Schelm-Stuͤcke, die der
„Galeeren werth ſind, wenn ſie zum Ausbruch
„kommen.
„Jch bin ſonſt kein Feind der Schelmerey. Al-
„lein das ſind verdriesliche Briefe, wenn ungeſchickte
„Koͤpfe Schelme werden wollen, und ihre Schel-
„merey ohne den Witz, der deine Briefe wuͤrtzet,
„zu Papiere bringen. Allein du Lovelace wirſt
„von mir ſehr erſuchet, mich durch eine Beſchreibung
„wider dieſes Frauenzimmer aufzumuntern, du
„magſt ſie nun in das Werck richten oder nicht.
Hierdurch wirſt du ſehr verbinden
deinen niedergeſchlagenen Freund
J. Belford.
Der achtzehnte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Freytags Abends den 19ten May.
Nach-
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Zitationshilfe: | [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/125>, abgerufen am 22.02.2025. |