müssen, was er auch unten im Hause vorgegeben hätte. Jch sollte versichert seyn, daß er mir in ih- rer Gegenwart nicht allein höflich, sondern auch recht ehrerbiethig begegnen würde.
Wenn er sich einmahl vorgenommen hat etwas durchzutreiben, so kann man ihm ohnmöglich wi- derstehen. Wenn ich es vermeiden kann, so wollte ich mich nicht gerne zur Schau ausstellen, und zwar am wenigsten vor solchen Leuten, von deren Tugend ich eine sehr schlechte Meinung habe. Jch ver- bleibe
Dero ergebenste Cl. Harlowe.
Herr Lovelace meldet in einem hierauffol- genden Briefe dem Belford den Haupt-Jn- halt des vorigen Briefes der Fräulein; und bittet ihn auf den Montag Abend zu Ga- ste. Erschreibt:
Mowbray, Belton, und Tourville wün- schen meinen Engel zu sehen und werden bey mir spei- sen. Sie hat abgeschlagen mit dabey zu seyn, al- lein sie wird müssen. Du sollst die Ehre und den Stoltz der Harlowischen Familie, das ist, mei- ner Feinde sehen, und du sollst mit mir über sie dein Sieges-Lied anstimmen. Wenn ich euch diese Ehre verschaffen kann, so werdet ihr euch kaum des Lachens enthalten können, wenn ihr unsere alte Mutter in eine Pietistin verwandelt sehet. Mir selbst wird es oft schwer mich zu halten. Kein Schwur,
kein
Dritter Theil. H h
muͤſſen, was er auch unten im Hauſe vorgegeben haͤtte. Jch ſollte verſichert ſeyn, daß er mir in ih- rer Gegenwart nicht allein hoͤflich, ſondern auch recht ehrerbiethig begegnen wuͤrde.
Wenn er ſich einmahl vorgenommen hat etwas durchzutreiben, ſo kann man ihm ohnmoͤglich wi- derſtehen. Wenn ich es vermeiden kann, ſo wollte ich mich nicht gerne zur Schau ausſtellen, und zwar am wenigſten vor ſolchen Leuten, von deren Tugend ich eine ſehr ſchlechte Meinung habe. Jch ver- bleibe
Dero ergebenſte Cl. Harlowe.
Herr Lovelace meldet in einem hierauffol- genden Briefe dem Belford den Haupt-Jn- halt des vorigen Briefes der Fraͤulein; und bittet ihn auf den Montag Abend zu Ga- ſte. Erſchreibt:
Mowbray, Belton, und Tourville wuͤn- ſchen meinen Engel zu ſehen und werden bey mir ſpei- ſen. Sie hat abgeſchlagen mit dabey zu ſeyn, al- lein ſie wird muͤſſen. Du ſollſt die Ehre und den Stoltz der Harlowiſchen Familie, das iſt, mei- ner Feinde ſehen, und du ſollſt mit mir uͤber ſie dein Sieges-Lied anſtimmen. Wenn ich euch dieſe Ehre verſchaffen kann, ſo werdet ihr euch kaum des Lachens enthalten koͤnnen, wenn ihr unſere alte Mutter in eine Pietiſtin verwandelt ſehet. Mir ſelbſt wird es oft ſchwer mich zu halten. Kein Schwur,
kein
Dritter Theil. H h
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muͤſſen, was er auch unten im Hauſe vorgegeben
haͤtte. Jch ſollte verſichert ſeyn, daß er mir in ih-
rer Gegenwart nicht allein hoͤflich, ſondern auch
recht ehrerbiethig begegnen wuͤrde.
Wenn er ſich einmahl vorgenommen hat etwas
durchzutreiben, ſo kann man ihm ohnmoͤglich wi-
derſtehen. Wenn ich es vermeiden kann, ſo wollte
ich mich nicht gerne zur Schau ausſtellen, und zwar
am wenigſten vor ſolchen Leuten, von deren Tugend
ich eine ſehr ſchlechte Meinung habe. Jch ver-
bleibe
Dero ergebenſte
Cl. Harlowe.
Herr Lovelace meldet in einem hierauffol-
genden Briefe dem Belford den Haupt-Jn-
halt des vorigen Briefes der Fraͤulein; und
bittet ihn auf den Montag Abend zu Ga-
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Mowbray, Belton, und Tourville wuͤn-
ſchen meinen Engel zu ſehen und werden bey mir ſpei-
ſen. Sie hat abgeſchlagen mit dabey zu ſeyn, al-
lein ſie wird muͤſſen. Du ſollſt die Ehre und den
Stoltz der Harlowiſchen Familie, das iſt, mei-
ner Feinde ſehen, und du ſollſt mit mir uͤber ſie dein
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verſchaffen kann, ſo werdet ihr euch kaum des Lachens
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/495>, abgerufen am 21.11.2024.
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