Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



müssen, was er auch unten im Hause vorgegeben
hätte. Jch sollte versichert seyn, daß er mir in ih-
rer Gegenwart nicht allein höflich, sondern auch
recht ehrerbiethig begegnen würde.

Wenn er sich einmahl vorgenommen hat etwas
durchzutreiben, so kann man ihm ohnmöglich wi-
derstehen. Wenn ich es vermeiden kann, so wollte
ich mich nicht gerne zur Schau ausstellen, und zwar
am wenigsten vor solchen Leuten, von deren Tugend
ich eine sehr schlechte Meinung habe. Jch ver-
bleibe

Dero ergebenste
Cl. Harlowe.


Herr Lovelace meldet in einem hierauffol-
genden Briefe dem Belford den Haupt-Jn-
halt des vorigen Briefes der Fräulein; und
bittet ihn auf den Montag Abend zu Ga-
ste. Erschreibt:

Mowbray, Belton, und Tourville wün-
schen meinen Engel zu sehen und werden bey mir spei-
sen. Sie hat abgeschlagen mit dabey zu seyn, al-
lein sie wird müssen. Du sollst die Ehre und den
Stoltz der Harlowischen Familie, das ist, mei-
ner Feinde sehen, und du sollst mit mir über sie dein
Sieges-Lied anstimmen. Wenn ich euch diese Ehre
verschaffen kann, so werdet ihr euch kaum des Lachens
enthalten können, wenn ihr unsere alte Mutter in
eine Pietistin verwandelt sehet. Mir selbst wird es
oft schwer mich zu halten. Kein Schwur,

kein
Dritter Theil. H h



muͤſſen, was er auch unten im Hauſe vorgegeben
haͤtte. Jch ſollte verſichert ſeyn, daß er mir in ih-
rer Gegenwart nicht allein hoͤflich, ſondern auch
recht ehrerbiethig begegnen wuͤrde.

Wenn er ſich einmahl vorgenommen hat etwas
durchzutreiben, ſo kann man ihm ohnmoͤglich wi-
derſtehen. Wenn ich es vermeiden kann, ſo wollte
ich mich nicht gerne zur Schau ausſtellen, und zwar
am wenigſten vor ſolchen Leuten, von deren Tugend
ich eine ſehr ſchlechte Meinung habe. Jch ver-
bleibe

Dero ergebenſte
Cl. Harlowe.


Herr Lovelace meldet in einem hierauffol-
genden Briefe dem Belford den Haupt-Jn-
halt des vorigen Briefes der Fraͤulein; und
bittet ihn auf den Montag Abend zu Ga-
ſte. Erſchreibt:

Mowbray, Belton, und Tourville wuͤn-
ſchen meinen Engel zu ſehen und werden bey mir ſpei-
ſen. Sie hat abgeſchlagen mit dabey zu ſeyn, al-
lein ſie wird muͤſſen. Du ſollſt die Ehre und den
Stoltz der Harlowiſchen Familie, das iſt, mei-
ner Feinde ſehen, und du ſollſt mit mir uͤber ſie dein
Sieges-Lied anſtimmen. Wenn ich euch dieſe Ehre
verſchaffen kann, ſo werdet ihr euch kaum des Lachens
enthalten koͤnnen, wenn ihr unſere alte Mutter in
eine Pietiſtin verwandelt ſehet. Mir ſelbſt wird es
oft ſchwer mich zu halten. Kein Schwur,

kein
Dritter Theil. H h
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0495" n="481"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, was er auch unten im Hau&#x017F;e vorgegeben<lb/>
ha&#x0364;tte. Jch &#x017F;ollte ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn, daß er mir in ih-<lb/>
rer Gegenwart nicht allein ho&#x0364;flich, &#x017F;ondern auch<lb/>
recht ehrerbiethig begegnen wu&#x0364;rde.</p><lb/>
          <p>Wenn er &#x017F;ich einmahl vorgenommen hat etwas<lb/>
durchzutreiben, &#x017F;o kann man ihm ohnmo&#x0364;glich wi-<lb/>
der&#x017F;tehen. Wenn ich es vermeiden kann, &#x017F;o wollte<lb/>
ich mich nicht gerne zur Schau aus&#x017F;tellen, und zwar<lb/>
am wenig&#x017F;ten vor &#x017F;olchen Leuten, von deren Tugend<lb/>
ich eine &#x017F;ehr &#x017F;chlechte Meinung habe. Jch ver-<lb/>
bleibe</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Dero ergeben&#x017F;te<lb/><hi rendition="#fr">Cl. Harlowe.</hi></hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div>
          <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Herr Lovelace meldet in einem hierauffol-<lb/>
genden Briefe dem Belford den Haupt-Jn-<lb/>
halt des vorigen Briefes der Fra&#x0364;ulein; und<lb/>
bittet ihn auf den Montag Abend zu Ga-<lb/>
&#x017F;te. Er&#x017F;chreibt:</hi> </hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Mowbray, Belton,</hi> und <hi rendition="#fr">Tourville</hi> wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chen meinen Engel zu &#x017F;ehen und werden bey mir &#x017F;pei-<lb/>
&#x017F;en. Sie hat abge&#x017F;chlagen mit dabey zu &#x017F;eyn, al-<lb/>
lein &#x017F;ie wird mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Du &#x017F;oll&#x017F;t die Ehre und den<lb/>
Stoltz der <hi rendition="#fr">Harlowi&#x017F;chen</hi> Familie, das i&#x017F;t, mei-<lb/>
ner Feinde &#x017F;ehen, und du &#x017F;oll&#x017F;t mit mir u&#x0364;ber &#x017F;ie dein<lb/>
Sieges-Lied an&#x017F;timmen. Wenn ich euch die&#x017F;e Ehre<lb/>
ver&#x017F;chaffen kann, &#x017F;o werdet ihr euch kaum des Lachens<lb/>
enthalten ko&#x0364;nnen, wenn ihr un&#x017F;ere alte Mutter in<lb/>
eine Pieti&#x017F;tin verwandelt &#x017F;ehet. Mir &#x017F;elb&#x017F;t wird es<lb/>
oft &#x017F;chwer mich zu halten. Kein Schwur,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Dritter Theil.</hi> H h</fw><fw place="bottom" type="catch">kein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[481/0495] muͤſſen, was er auch unten im Hauſe vorgegeben haͤtte. Jch ſollte verſichert ſeyn, daß er mir in ih- rer Gegenwart nicht allein hoͤflich, ſondern auch recht ehrerbiethig begegnen wuͤrde. Wenn er ſich einmahl vorgenommen hat etwas durchzutreiben, ſo kann man ihm ohnmoͤglich wi- derſtehen. Wenn ich es vermeiden kann, ſo wollte ich mich nicht gerne zur Schau ausſtellen, und zwar am wenigſten vor ſolchen Leuten, von deren Tugend ich eine ſehr ſchlechte Meinung habe. Jch ver- bleibe Dero ergebenſte Cl. Harlowe. Herr Lovelace meldet in einem hierauffol- genden Briefe dem Belford den Haupt-Jn- halt des vorigen Briefes der Fraͤulein; und bittet ihn auf den Montag Abend zu Ga- ſte. Erſchreibt: Mowbray, Belton, und Tourville wuͤn- ſchen meinen Engel zu ſehen und werden bey mir ſpei- ſen. Sie hat abgeſchlagen mit dabey zu ſeyn, al- lein ſie wird muͤſſen. Du ſollſt die Ehre und den Stoltz der Harlowiſchen Familie, das iſt, mei- ner Feinde ſehen, und du ſollſt mit mir uͤber ſie dein Sieges-Lied anſtimmen. Wenn ich euch dieſe Ehre verſchaffen kann, ſo werdet ihr euch kaum des Lachens enthalten koͤnnen, wenn ihr unſere alte Mutter in eine Pietiſtin verwandelt ſehet. Mir ſelbſt wird es oft ſchwer mich zu halten. Kein Schwur, kein Dritter Theil. H h

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/495
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/495>, abgerufen am 21.11.2024.