Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



wenn nicht der eine Theil ein Narre ist. Jch habe
ehemahls diesen Satz gegen die Fräulein Howe
vertheidiget. - - - Nur muß der Narre wissen, daß
er ein Narre ist, sonst wird er aus Halsstarrigkeit
die Weisheit in ihrer Hoffnung betriegen.

Mein Abgesandter, Joseph, setzet mich in Si-
cherheit.



Der fünf und zwantzigste Brief.
Eine Fortsetzung des vorigen von Herrn Lovelace.

Jst es nicht ein wunderlich Ding, daß ich von
dieser hochmüthigen Schönen keine Erlaub-
niß erhalten kann, ihr eine Gefälligkeit zu erzeigen,
und sie mir dadurch verbunden zu machen? Zwey
Ursachen habe ich, zu wünschen: daß sie sich gefal-
len lassen möchte, Geld und Kleidung von mir
anzunehmen. Erstlich finde ich ein wahres Ver-
gnügen darin, wenn ich diesem stoltzen Mädchen
aufwarten, und etwas an ihrem Leibe mein eigen
nennen dürfte. Zum andern wollte ich gern ihre
sträsliche Ehrbarkeit mindern, und sie ein wenig de-
müthigen. Denn nichts kann einen hochmüthigen
Geist tieffer erniedrigen, als die Erinnerung ge-
machter Schulden. Aus dieser Ursache habe ich
mich immer gehütet, keine Schulden zu machen.
Ehemahls bin ich wohl dazu gezwungen worden:
und denn verfluchte ich das Viertheil-Jahr, daß es
so langsahm zum Ende lief. Denn niemahls ließ
ich mir die Pacht zum voraus bezahlen: nie aß ich

(mei-
P 4



wenn nicht der eine Theil ein Narre iſt. Jch habe
ehemahls dieſen Satz gegen die Fraͤulein Howe
vertheidiget. ‒ ‒ ‒ Nur muß der Narre wiſſen, daß
er ein Narre iſt, ſonſt wird er aus Halsſtarrigkeit
die Weisheit in ihrer Hoffnung betriegen.

Mein Abgeſandter, Joſeph, ſetzet mich in Si-
cherheit.



Der fuͤnf und zwantzigſte Brief.
Eine Fortſetzung des vorigen von Herrn Lovelace.

Jſt es nicht ein wunderlich Ding, daß ich von
dieſer hochmuͤthigen Schoͤnen keine Erlaub-
niß erhalten kann, ihr eine Gefaͤlligkeit zu erzeigen,
und ſie mir dadurch verbunden zu machen? Zwey
Urſachen habe ich, zu wuͤnſchen: daß ſie ſich gefal-
len laſſen moͤchte, Geld und Kleidung von mir
anzunehmen. Erſtlich finde ich ein wahres Ver-
gnuͤgen darin, wenn ich dieſem ſtoltzen Maͤdchen
aufwarten, und etwas an ihrem Leibe mein eigen
nennen duͤrfte. Zum andern wollte ich gern ihre
ſtraͤſliche Ehrbarkeit mindern, und ſie ein wenig de-
muͤthigen. Denn nichts kann einen hochmuͤthigen
Geiſt tieffer erniedrigen, als die Erinnerung ge-
machter Schulden. Aus dieſer Urſache habe ich
mich immer gehuͤtet, keine Schulden zu machen.
Ehemahls bin ich wohl dazu gezwungen worden:
und denn verfluchte ich das Viertheil-Jahr, daß es
ſo langſahm zum Ende lief. Denn niemahls ließ
ich mir die Pacht zum voraus bezahlen: nie aß ich

(mei-
P 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0245" n="231"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
wenn nicht der eine Theil ein Narre i&#x017F;t. Jch habe<lb/>
ehemahls die&#x017F;en Satz gegen die Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Howe</hi><lb/>
vertheidiget. &#x2012; &#x2012; &#x2012; Nur muß der Narre wi&#x017F;&#x017F;en, daß<lb/>
er ein Narre i&#x017F;t, &#x017F;on&#x017F;t wird er aus Hals&#x017F;tarrigkeit<lb/>
die Weisheit in ihrer Hoffnung betriegen.</p><lb/>
          <p>Mein Abge&#x017F;andter, <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph,</hi> &#x017F;etzet mich in Si-<lb/>
cherheit.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der fu&#x0364;nf und zwantzig&#x017F;te Brief.</hi><lb/>
Eine Fort&#x017F;etzung des vorigen von Herrn <hi rendition="#fr">Lovelace.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>&#x017F;t es nicht ein wunderlich Ding, daß ich von<lb/>
die&#x017F;er hochmu&#x0364;thigen Scho&#x0364;nen keine Erlaub-<lb/>
niß erhalten kann, ihr eine Gefa&#x0364;lligkeit zu erzeigen,<lb/>
und &#x017F;ie mir dadurch verbunden zu machen? Zwey<lb/>
Ur&#x017F;achen habe ich, zu wu&#x0364;n&#x017F;chen: daß &#x017F;ie &#x017F;ich gefal-<lb/>
len la&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chte, Geld und Kleidung von mir<lb/>
anzunehmen. Er&#x017F;tlich finde ich ein wahres Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen darin, wenn ich die&#x017F;em &#x017F;toltzen Ma&#x0364;dchen<lb/>
aufwarten, und etwas an ihrem Leibe mein eigen<lb/>
nennen du&#x0364;rfte. Zum andern wollte ich gern ihre<lb/>
&#x017F;tra&#x0364;&#x017F;liche Ehrbarkeit mindern, und &#x017F;ie ein wenig de-<lb/>
mu&#x0364;thigen. Denn nichts kann einen hochmu&#x0364;thigen<lb/>
Gei&#x017F;t tieffer erniedrigen, als die Erinnerung ge-<lb/>
machter Schulden. Aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ache habe ich<lb/>
mich immer gehu&#x0364;tet, keine Schulden zu machen.<lb/>
Ehemahls bin ich wohl dazu gezwungen worden:<lb/>
und denn verfluchte ich das Viertheil-Jahr, daß es<lb/>
&#x017F;o lang&#x017F;ahm zum Ende lief. Denn niemahls ließ<lb/>
ich mir die Pacht zum voraus bezahlen: nie <hi rendition="#fr">aß ich</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 4</fw><fw place="bottom" type="catch">(mei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0245] wenn nicht der eine Theil ein Narre iſt. Jch habe ehemahls dieſen Satz gegen die Fraͤulein Howe vertheidiget. ‒ ‒ ‒ Nur muß der Narre wiſſen, daß er ein Narre iſt, ſonſt wird er aus Halsſtarrigkeit die Weisheit in ihrer Hoffnung betriegen. Mein Abgeſandter, Joſeph, ſetzet mich in Si- cherheit. Der fuͤnf und zwantzigſte Brief. Eine Fortſetzung des vorigen von Herrn Lovelace. Jſt es nicht ein wunderlich Ding, daß ich von dieſer hochmuͤthigen Schoͤnen keine Erlaub- niß erhalten kann, ihr eine Gefaͤlligkeit zu erzeigen, und ſie mir dadurch verbunden zu machen? Zwey Urſachen habe ich, zu wuͤnſchen: daß ſie ſich gefal- len laſſen moͤchte, Geld und Kleidung von mir anzunehmen. Erſtlich finde ich ein wahres Ver- gnuͤgen darin, wenn ich dieſem ſtoltzen Maͤdchen aufwarten, und etwas an ihrem Leibe mein eigen nennen duͤrfte. Zum andern wollte ich gern ihre ſtraͤſliche Ehrbarkeit mindern, und ſie ein wenig de- muͤthigen. Denn nichts kann einen hochmuͤthigen Geiſt tieffer erniedrigen, als die Erinnerung ge- machter Schulden. Aus dieſer Urſache habe ich mich immer gehuͤtet, keine Schulden zu machen. Ehemahls bin ich wohl dazu gezwungen worden: und denn verfluchte ich das Viertheil-Jahr, daß es ſo langſahm zum Ende lief. Denn niemahls ließ ich mir die Pacht zum voraus bezahlen: nie aß ich (mei- P 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/245
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/245>, abgerufen am 30.12.2024.