lein, wenn sie glauben, daß Joseph auch eine Strafe verdienet, (vergeben sie was ich zu sagen habe) so ist mein Vorschlag auf ihn mit gerichtet. Die Frau kann selten unglücklich seyn, ohne daß auch der Mann unglücklich werde.
Jch konnte länger nicht mit Geduld zuhören. Jch sagte ihm dieses, und setzte hinzu: ich sehe, in wessen Händen ich bin. Was meine Ohren hö- ren, das warnet mich vor der Schlange. Jch ging weg, und ließ ihn in einer mercklichen Verwirrung allein.
Der ein und zwantzigste Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Howe.
Die deutlichen Wahrheiten, die ich ihm bey un- serer abermahligen Zusammenkunft in das Gesicht gesagt habe, und das Misvergnügen über seine Aufführung, Reden und Anschläge, das ich habe blicken lassen, haben ihn genöthiget ein wenig in sich zu gehen. Er giebt vor, seine Drohungen gegen meinen Bruder und Solmes wären ein blosser Spaaß gewesen. Er hätte zu viel in seinem Vater-Lande zu verlieren, als daß er Dinge un- ternehmen sollte, die ihn auf ewig aus seinem Va- terlande treiben könnten. Er wäre damit zufrie- den gewesen, daß Joseph Lehmann aufgeschnitten und eine Menge Unwarheiten von ihm gesagt hätte,
um
lein, wenn ſie glauben, daß Joſeph auch eine Strafe verdienet, (vergeben ſie was ich zu ſagen habe) ſo iſt mein Vorſchlag auf ihn mit gerichtet. Die Frau kann ſelten ungluͤcklich ſeyn, ohne daß auch der Mann ungluͤcklich werde.
Jch konnte laͤnger nicht mit Geduld zuhoͤren. Jch ſagte ihm dieſes, und ſetzte hinzu: ich ſehe, in weſſen Haͤnden ich bin. Was meine Ohren hoͤ- ren, das warnet mich vor der Schlange. Jch ging weg, und ließ ihn in einer mercklichen Verwirrung allein.
Der ein und zwantzigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe.
Die deutlichen Wahrheiten, die ich ihm bey un- ſerer abermahligen Zuſammenkunft in das Geſicht geſagt habe, und das Misvergnuͤgen uͤber ſeine Auffuͤhrung, Reden und Anſchlaͤge, das ich habe blicken laſſen, haben ihn genoͤthiget ein wenig in ſich zu gehen. Er giebt vor, ſeine Drohungen gegen meinen Bruder und Solmes waͤren ein bloſſer Spaaß geweſen. Er haͤtte zu viel in ſeinem Vater-Lande zu verlieren, als daß er Dinge un- ternehmen ſollte, die ihn auf ewig aus ſeinem Va- terlande treiben koͤnnten. Er waͤre damit zufrie- den geweſen, daß Joſeph Lehmann aufgeſchnitten und eine Menge Unwarheiten von ihm geſagt haͤtte,
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[204/0218]
lein, wenn ſie glauben, daß Joſeph auch eine
Strafe verdienet, (vergeben ſie was ich zu ſagen
habe) ſo iſt mein Vorſchlag auf ihn mit gerichtet.
Die Frau kann ſelten ungluͤcklich ſeyn, ohne daß
auch der Mann ungluͤcklich werde.
Jch konnte laͤnger nicht mit Geduld zuhoͤren.
Jch ſagte ihm dieſes, und ſetzte hinzu: ich ſehe,
in weſſen Haͤnden ich bin. Was meine Ohren hoͤ-
ren, das warnet mich vor der Schlange. Jch ging
weg, und ließ ihn in einer mercklichen Verwirrung
allein.
Der ein und zwantzigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.
Die deutlichen Wahrheiten, die ich ihm bey un-
ſerer abermahligen Zuſammenkunft in das
Geſicht geſagt habe, und das Misvergnuͤgen uͤber
ſeine Auffuͤhrung, Reden und Anſchlaͤge, das ich
habe blicken laſſen, haben ihn genoͤthiget ein wenig
in ſich zu gehen. Er giebt vor, ſeine Drohungen
gegen meinen Bruder und Solmes waͤren ein
bloſſer Spaaß geweſen. Er haͤtte zu viel in ſeinem
Vater-Lande zu verlieren, als daß er Dinge un-
ternehmen ſollte, die ihn auf ewig aus ſeinem Va-
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den geweſen, daß Joſeph Lehmann aufgeſchnitten
und eine Menge Unwarheiten von ihm geſagt haͤtte,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/218>, abgerufen am 21.12.2024.
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