selbst auf die ungebundene Freyheit, die ich ver- leugnet habe, so begierig ist, und sich darauf so vieles einbildet, niemanden hätte anthun, und am allerwenigsten eine schwache und wehrlose Schwester dadurch hätte betrüben sollen: welche dem ohngeachtet Liebe und Hochachtung gegen ihn behält und ferner bey aller Gelegenheit be- weisen will, so wie sie es in ihrem gantzen Leben gethan hat, ob sie gleich seit kurtzem wenig Ge- genliebe hat spüren können.
Cl. Harlowe.
Sie sehen, wie nachdrücklich und beredt der Unwillen ist. Denn dieses ist der erste Entwurf meines Briefes, in dem ich kein Wort geän- dert habe.
Freytags um 3. Uhr.
So bald ich meinen Brief abgeschrieben hat- te, schickte ich ihn durch Elisabeth an meinen Bruder. Das närrische Thier kam gleich wie- der herauf, und hatte sich gantz aus dem Athem gelauffen. Um GOttes Willen/ Fräulein/ sagte sie, was haben sie angefangen? Was haben sie geschrieben? Sie haben das gantze Haus in eine allerliebste Unruhe gesetzt.
Jetzt eben geht meine Schwester von mir
weg.
E 3
der Clariſſa.
ſelbſt auf die ungebundene Freyheit, die ich ver- leugnet habe, ſo begierig iſt, und ſich darauf ſo vieles einbildet, niemanden haͤtte anthun, und am allerwenigſten eine ſchwache und wehrloſe Schweſter dadurch haͤtte betruͤben ſollen: welche dem ohngeachtet Liebe und Hochachtung gegen ihn behaͤlt und ferner bey aller Gelegenheit be- weiſen will, ſo wie ſie es in ihrem gantzen Leben gethan hat, ob ſie gleich ſeit kurtzem wenig Ge- genliebe hat ſpuͤren koͤnnen.
Cl. Harlowe.
Sie ſehen, wie nachdruͤcklich und beredt der Unwillen iſt. Denn dieſes iſt der erſte Entwurf meines Briefes, in dem ich kein Wort geaͤn- dert habe.
Freytags um 3. Uhr.
So bald ich meinen Brief abgeſchrieben hat- te, ſchickte ich ihn durch Eliſabeth an meinen Bruder. Das naͤrriſche Thier kam gleich wie- der herauf, und hatte ſich gantz aus dem Athem gelauffen. Um GOttes Willen/ Fraͤulein/ ſagte ſie, was haben ſie angefangen? Was haben ſie geſchrieben? Sie haben das gantze Haus in eine allerliebſte Unruhe geſetzt.
Jetzt eben geht meine Schweſter von mir
weg.
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der Clariſſa.
ſelbſt auf die ungebundene Freyheit, die ich ver-
leugnet habe, ſo begierig iſt, und ſich darauf ſo
vieles einbildet, niemanden haͤtte anthun, und
am allerwenigſten eine ſchwache und wehrloſe
Schweſter dadurch haͤtte betruͤben ſollen: welche
dem ohngeachtet Liebe und Hochachtung gegen
ihn behaͤlt und ferner bey aller Gelegenheit be-
weiſen will, ſo wie ſie es in ihrem gantzen Leben
gethan hat, ob ſie gleich ſeit kurtzem wenig Ge-
genliebe hat ſpuͤren koͤnnen.
Cl. Harlowe.
Sie ſehen, wie nachdruͤcklich und beredt der
Unwillen iſt. Denn dieſes iſt der erſte Entwurf
meines Briefes, in dem ich kein Wort geaͤn-
dert habe.
Freytags um 3. Uhr.
So bald ich meinen Brief abgeſchrieben hat-
te, ſchickte ich ihn durch Eliſabeth an meinen
Bruder. Das naͤrriſche Thier kam gleich wie-
der herauf, und hatte ſich gantz aus dem Athem
gelauffen. Um GOttes Willen/ Fraͤulein/
ſagte ſie, was haben ſie angefangen? Was
haben ſie geſchrieben? Sie haben das
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Jetzt eben geht meine Schweſter von mir
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/75>, abgerufen am 21.12.2024.
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