Der sieben und dreyßigste Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Howe.
Freytag Morgens um 7. Uhr den 7. April.
Als ich aufstand, sahe ich gleich aus dem Fenster, daß Frau Hervey (die sehr früh auf zu seyn pfleget) schon in dem Garten herum gieng, und Elisabeth sie begleitete: Denn weil ich mehrere Nächte keinen Schlaf gehabt habe, so schlief ich diesesmahl zum Unglück über mei- ne Zeit. Jch konnte also weiter nichts thun, als auf den Hüner-Hof gehen, und meinen Brief von gestern und von gestern Abend hinlegen. Jch bin kaum wieder zurück gekommen: denn sie ist noch in dem Garten: dieses hält mich ab, den Brief an Herrn Lovelace zurück zu nehmen, welches ich noch zu thun entschlossen bin, und hoffe, daß es nicht zu spät seyn werde.
Jch habe recht unglücklich die Zeit verschlaf- fen. Um halb drey Uhr ging ich zu Bette. Jch hörte alle Viertheilstunden bis um fünf Uhr: darauf schlief ich ein, und wachte erst nach sechs Uhr mit grossem Schrecken von einem Traum auf. Jch achte sonst nicht auf Träume, allein dieser hat einen solchen Eindruck bey mir ge- macht, daß ich ihn Jhnen nothwendig mitthei- len muß.
Mich
Die Geſchichte
Der ſieben und dreyßigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe.
Freytag Morgens um 7. Uhr den 7. April.
Als ich aufſtand, ſahe ich gleich aus dem Fenſter, daß Frau Hervey (die ſehr fruͤh auf zu ſeyn pfleget) ſchon in dem Garten herum gieng, und Eliſabeth ſie begleitete: Denn weil ich mehrere Naͤchte keinen Schlaf gehabt habe, ſo ſchlief ich dieſesmahl zum Ungluͤck uͤber mei- ne Zeit. Jch konnte alſo weiter nichts thun, als auf den Huͤner-Hof gehen, und meinen Brief von geſtern und von geſtern Abend hinlegen. Jch bin kaum wieder zuruͤck gekommen: denn ſie iſt noch in dem Garten: dieſes haͤlt mich ab, den Brief an Herrn Lovelace zuruͤck zu nehmen, welches ich noch zu thun entſchloſſen bin, und hoffe, daß es nicht zu ſpaͤt ſeyn werde.
Jch habe recht ungluͤcklich die Zeit verſchlaf- fen. Um halb drey Uhr ging ich zu Bette. Jch hoͤrte alle Viertheilſtunden bis um fuͤnf Uhr: darauf ſchlief ich ein, und wachte erſt nach ſechs Uhr mit groſſem Schrecken von einem Traum auf. Jch achte ſonſt nicht auf Traͤume, allein dieſer hat einen ſolchen Eindruck bey mir ge- macht, daß ich ihn Jhnen nothwendig mitthei- len muß.
Mich
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Die Geſchichte
Der ſieben und dreyßigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.
Freytag Morgens um 7. Uhr
den 7. April.
Als ich aufſtand, ſahe ich gleich aus dem
Fenſter, daß Frau Hervey (die ſehr fruͤh
auf zu ſeyn pfleget) ſchon in dem Garten herum
gieng, und Eliſabeth ſie begleitete: Denn weil
ich mehrere Naͤchte keinen Schlaf gehabt habe,
ſo ſchlief ich dieſesmahl zum Ungluͤck uͤber mei-
ne Zeit. Jch konnte alſo weiter nichts thun,
als auf den Huͤner-Hof gehen, und meinen Brief
von geſtern und von geſtern Abend hinlegen.
Jch bin kaum wieder zuruͤck gekommen: denn
ſie iſt noch in dem Garten: dieſes haͤlt mich ab,
den Brief an Herrn Lovelace zuruͤck zu nehmen,
welches ich noch zu thun entſchloſſen bin, und
hoffe, daß es nicht zu ſpaͤt ſeyn werde.
Jch habe recht ungluͤcklich die Zeit verſchlaf-
fen. Um halb drey Uhr ging ich zu Bette. Jch
hoͤrte alle Viertheilſtunden bis um fuͤnf Uhr:
darauf ſchlief ich ein, und wachte erſt nach ſechs
Uhr mit groſſem Schrecken von einem Traum
auf. Jch achte ſonſt nicht auf Traͤume, allein
dieſer hat einen ſolchen Eindruck bey mir ge-
macht, daß ich ihn Jhnen nothwendig mitthei-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/438>, abgerufen am 03.12.2024.
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