Hertz, ein solches Gemüth als das Jhrige ist zu ei- ner völligen Entschliessung zu bringen, falls es sich auch bisher noch nicht entschlossen hätte?
Jndessen muß ich gestehen: ist ein Frauenzim- mer in der Welt, das ihn auf den rechten Weg bringen kann, so sind Sie es. Die Nachricht von der mit Jhnen gehabten Unterredung macht mir einige Hofnung von ihm. Wenigstens wa- ren alle seine Bewegungs-Gründe gerecht und billig: und sollten Sie die seinige werden, so - - - doch nichts mehr hievon. Alles überlegt, kann er Jhrer nie werth werden.
Der vierte Brief von Fräulein Howe an Fräulein Clarissa Harlowe.
Donnerstag Nachmittags den 23. Mertz.
Ein unerwarteter Zuspruch hat meine Gedan- cken unterbrochen, und befiehlt mir in der Sache von der ich zu schreiben gedachte eine Aen- derung zu machen. Es war der eintzige, um dessen Willen ich meinen Vorsatz brechen konnte, an diesen gantzen Jhnen gewidmeten Tage keinen Besuch anzunehmen: eine Person, welche ich nach Herr Hickmans Erzählung und der Erwartung ihrer lustigen Freunde bey mir zu sehen, nie vermu-
thete,
der Clariſſa.
Hertz, ein ſolches Gemuͤth als das Jhrige iſt zu ei- ner voͤlligen Entſchlieſſung zu bringen, falls es ſich auch bisher noch nicht entſchloſſen haͤtte?
Jndeſſen muß ich geſtehen: iſt ein Frauenzim- mer in der Welt, das ihn auf den rechten Weg bringen kann, ſo ſind Sie es. Die Nachricht von der mit Jhnen gehabten Unterredung macht mir einige Hofnung von ihm. Wenigſtens wa- ren alle ſeine Bewegungs-Gruͤnde gerecht und billig: und ſollten Sie die ſeinige werden, ſo ‒ ‒ ‒ doch nichts mehr hievon. Alles uͤberlegt, kann er Jhrer nie werth werden.
Der vierte Brief von Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa Harlowe.
Donnerſtag Nachmittags den 23. Mertz.
Ein unerwarteter Zuſpruch hat meine Gedan- cken unterbrochen, und befiehlt mir in der Sache von der ich zu ſchreiben gedachte eine Aen- derung zu machen. Es war der eintzige, um deſſen Willen ich meinen Vorſatz brechen konnte, an dieſen gantzen Jhnen gewidmeten Tage keinen Beſuch anzunehmen: eine Perſon, welche ich nach Herr Hickmans Erzaͤhlung und der Erwartung ihrer luſtigen Freunde bey mir zu ſehen, nie vermu-
thete,
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der Clariſſa.
Hertz, ein ſolches Gemuͤth als das Jhrige iſt zu ei-
ner voͤlligen Entſchlieſſung zu bringen, falls es
ſich auch bisher noch nicht entſchloſſen haͤtte?
Jndeſſen muß ich geſtehen: iſt ein Frauenzim-
mer in der Welt, das ihn auf den rechten Weg
bringen kann, ſo ſind Sie es. Die Nachricht
von der mit Jhnen gehabten Unterredung macht
mir einige Hofnung von ihm. Wenigſtens wa-
ren alle ſeine Bewegungs-Gruͤnde gerecht und
billig: und ſollten Sie die ſeinige werden, ſo ‒ ‒ ‒
doch nichts mehr hievon. Alles uͤberlegt, kann er
Jhrer nie werth werden.
Der vierte Brief
von
Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.
Donnerſtag Nachmittags
den 23. Mertz.
Ein unerwarteter Zuſpruch hat meine Gedan-
cken unterbrochen, und befiehlt mir in der
Sache von der ich zu ſchreiben gedachte eine Aen-
derung zu machen. Es war der eintzige, um
deſſen Willen ich meinen Vorſatz brechen konnte,
an dieſen gantzen Jhnen gewidmeten Tage keinen
Beſuch anzunehmen: eine Perſon, welche ich nach
Herr Hickmans Erzaͤhlung und der Erwartung
ihrer luſtigen Freunde bey mir zu ſehen, nie vermu-
thete,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/33>, abgerufen am 30.12.2024.
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