Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

der Clarissa.
sung eben so zweiffelhaft als ich seyn mögen.
Zweymahl hat mich Elisabeth durch ihre über-
triebene Dienstfertigkeit gehindert; nun aber will
ich sogleich nach dem Hüner-Hofe gehen, und
den Brief hinlegen, wenn ich Gelegenheit habe.
Jch hoffe aber auch etwas von Jhrer Hand zu
finden.



Der sechszehnte Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Howe.

Jch habe die Erzählung meiner Geschichte
bis auf den Mittag glücklich hingelegt,
und ich hoffe bald noch einen Brief zu schreiben,
um Sie so kurze Zeit als möglich in einem Zweif-
fel zu lassen, der mich ietzt so sehr verunruhiget.
Denn so oft ich höre, daß jemand zutrit, oder
daß unten eine Thür aufgehet, so oft zittert mir
das Hertz.

Die Meinigen sind lange beysammen gewe-
sen, und es scheint, daß sie sich in der grössesten
Heimlichkeit mit einander berathschlagen. Allein-
was haben sie Ursache, einen so langen Rath

zu
K 5

der Clariſſa.
ſung eben ſo zweiffelhaft als ich ſeyn moͤgen.
Zweymahl hat mich Eliſabeth durch ihre uͤber-
triebene Dienſtfertigkeit gehindert; nun aber will
ich ſogleich nach dem Huͤner-Hofe gehen, und
den Brief hinlegen, wenn ich Gelegenheit habe.
Jch hoffe aber auch etwas von Jhrer Hand zu
finden.



Der ſechszehnte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.

Jch habe die Erzaͤhlung meiner Geſchichte
bis auf den Mittag gluͤcklich hingelegt,
und ich hoffe bald noch einen Brief zu ſchreiben,
um Sie ſo kurze Zeit als moͤglich in einem Zweif-
fel zu laſſen, der mich ietzt ſo ſehr verunruhiget.
Denn ſo oft ich hoͤre, daß jemand zutrit, oder
daß unten eine Thuͤr aufgehet, ſo oft zittert mir
das Hertz.

Die Meinigen ſind lange beyſammen gewe-
ſen, und es ſcheint, daß ſie ſich in der groͤſſeſten
Heimlichkeit mit einander berathſchlagen. Allein-
was haben ſie Urſache, einen ſo langen Rath

zu
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0159" n="153"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">der Clari&#x017F;&#x017F;a</hi>.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ung eben &#x017F;o zweiffelhaft als ich &#x017F;eyn mo&#x0364;gen.<lb/>
Zweymahl hat mich <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth</hi> durch ihre u&#x0364;ber-<lb/>
triebene Dien&#x017F;tfertigkeit gehindert; nun aber will<lb/>
ich &#x017F;ogleich nach dem Hu&#x0364;ner-Hofe gehen, und<lb/>
den Brief hinlegen, wenn ich Gelegenheit habe.<lb/>
Jch hoffe aber auch etwas von Jhrer Hand zu<lb/>
finden.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der &#x017F;echszehnte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe an Fra&#x0364;ulein<lb/>
Howe.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Montags Nachmittags<lb/>
den 27 Ma&#x0364;rtz.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch habe die Erza&#x0364;hlung meiner Ge&#x017F;chichte<lb/>
bis auf den Mittag glu&#x0364;cklich hingelegt,<lb/>
und ich hoffe bald noch einen Brief zu &#x017F;chreiben,<lb/>
um Sie &#x017F;o kurze Zeit als mo&#x0364;glich in einem Zweif-<lb/>
fel zu la&#x017F;&#x017F;en, der mich ietzt &#x017F;o &#x017F;ehr verunruhiget.<lb/>
Denn &#x017F;o oft ich ho&#x0364;re, daß jemand zutrit, oder<lb/>
daß unten eine Thu&#x0364;r aufgehet, &#x017F;o oft zittert mir<lb/>
das Hertz.</p><lb/>
          <p>Die Meinigen &#x017F;ind lange bey&#x017F;ammen gewe-<lb/>
&#x017F;en, und es &#x017F;cheint, daß &#x017F;ie &#x017F;ich in der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten<lb/>
Heimlichkeit mit einander berath&#x017F;chlagen. Allein-<lb/>
was haben &#x017F;ie Ur&#x017F;ache, einen &#x017F;o langen Rath<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0159] der Clariſſa. ſung eben ſo zweiffelhaft als ich ſeyn moͤgen. Zweymahl hat mich Eliſabeth durch ihre uͤber- triebene Dienſtfertigkeit gehindert; nun aber will ich ſogleich nach dem Huͤner-Hofe gehen, und den Brief hinlegen, wenn ich Gelegenheit habe. Jch hoffe aber auch etwas von Jhrer Hand zu finden. Der ſechszehnte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe. Montags Nachmittags den 27 Maͤrtz. Jch habe die Erzaͤhlung meiner Geſchichte bis auf den Mittag gluͤcklich hingelegt, und ich hoffe bald noch einen Brief zu ſchreiben, um Sie ſo kurze Zeit als moͤglich in einem Zweif- fel zu laſſen, der mich ietzt ſo ſehr verunruhiget. Denn ſo oft ich hoͤre, daß jemand zutrit, oder daß unten eine Thuͤr aufgehet, ſo oft zittert mir das Hertz. Die Meinigen ſind lange beyſammen gewe- ſen, und es ſcheint, daß ſie ſich in der groͤſſeſten Heimlichkeit mit einander berathſchlagen. Allein- was haben ſie Urſache, einen ſo langen Rath zu K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/159
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/159>, abgerufen am 21.11.2024.