[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.Die Geschichte etwas vorzubringen, das zur Sache dienet. Erbewirbt sich in der That nur um die meinigen, und mein Bruder führet sich gegen mich auf, als wä- re er sein Freywerber. Jch habe zwar meinem Bruder deutlich meine Abgeneigtheit zu erkennen gegeben; allein da ich mich verpflichtet halte, einem Manne höflich und anständig zu begegnen, der bey meiner gantzen Familie gelitten ist, und mir von ihr angepriesen wird, so wollen sie daraus mit aller Gewalt schliessen, daß ich nur aus Blö- digkeit Nein sage. Er kennet seine Mängel zu wenig, und, wenn ich ihm, so viel ich nur kan, aus dem Wege gehe, und gegen ihn fremde bin, so glaubt er, meine Blödigkeit sey daran schuld. Denn, da er sich nur um die Gunst der meinigen bewirbet, so habe ich nicht einmahl Gelegenheit, Nein zu ihm zu sagen, denn er frägt mich nie. Er scheint daher mit einer männlichen Grosmuth mehr das schüchterne Mädgen zu bedauren, als eine abschlägige Antwort zu befürchten. den 25. Februar. Die Unterredung, die ich mit meiner Base gen
Die Geſchichte etwas vorzubringen, das zur Sache dienet. Erbewirbt ſich in der That nur um die meinigen, und mein Bruder fuͤhret ſich gegen mich auf, als waͤ- re er ſein Freywerber. Jch habe zwar meinem Bruder deutlich meine Abgeneigtheit zu erkennen gegeben; allein da ich mich verpflichtet halte, einem Manne hoͤflich und anſtaͤndig zu begegnen, der bey meiner gantzen Familie gelitten iſt, und mir von ihr angeprieſen wird, ſo wollen ſie daraus mit aller Gewalt ſchlieſſen, daß ich nur aus Bloͤ- digkeit Nein ſage. Er kennet ſeine Maͤngel zu wenig, und, wenn ich ihm, ſo viel ich nur kan, aus dem Wege gehe, und gegen ihn fremde bin, ſo glaubt er, meine Bloͤdigkeit ſey daran ſchuld. Denn, da er ſich nur um die Gunſt der meinigen bewirbet, ſo habe ich nicht einmahl Gelegenheit, Nein zu ihm zu ſagen, denn er fraͤgt mich nie. Er ſcheint daher mit einer maͤnnlichen Grosmuth mehr das ſchuͤchterne Maͤdgen zu bedauren, als eine abſchlaͤgige Antwort zu befuͤrchten. den 25. Februar. Die Unterredung, die ich mit meiner Baſe gen
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Die Geſchichte
etwas vorzubringen, das zur Sache dienet. Er
bewirbt ſich in der That nur um die meinigen, und
mein Bruder fuͤhret ſich gegen mich auf, als waͤ-
re er ſein Freywerber. Jch habe zwar meinem
Bruder deutlich meine Abgeneigtheit zu erkennen
gegeben; allein da ich mich verpflichtet halte, einem
Manne hoͤflich und anſtaͤndig zu begegnen, der
bey meiner gantzen Familie gelitten iſt, und mir
von ihr angeprieſen wird, ſo wollen ſie daraus
mit aller Gewalt ſchlieſſen, daß ich nur aus Bloͤ-
digkeit Nein ſage. Er kennet ſeine Maͤngel zu
wenig, und, wenn ich ihm, ſo viel ich nur kan,
aus dem Wege gehe, und gegen ihn fremde bin,
ſo glaubt er, meine Bloͤdigkeit ſey daran ſchuld.
Denn, da er ſich nur um die Gunſt der meinigen
bewirbet, ſo habe ich nicht einmahl Gelegenheit,
Nein zu ihm zu ſagen, denn er fraͤgt mich nie.
Er ſcheint daher mit einer maͤnnlichen Grosmuth
mehr das ſchuͤchterne Maͤdgen zu bedauren, als
eine abſchlaͤgige Antwort zu befuͤrchten.
den 25. Februar.
Die Unterredung, die ich mit meiner Baſe
haben ſollte, iſt nun wuͤrcklich vor ſich gegangen.
Jch habe mir die Vorſchlaͤge meines Freyers von
ihr muͤſſen erzehlen laſſen, und ſie hat mir alle
Urſachen geſagt, warum ihm Gehoͤr gegebeu wird.
Jch kan nicht ohne Widerwillen erwaͤhnen, daß
er eben ſo ungerecht handelt, indem er ſo vieles
verſpricht, als diejenigen, denen ich doch Ehr-
furcht ſchuldig bin, indem ſie ſeine Verſprechun-
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