Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.16 Furchtbare Worte, Briefe und Blicke sollen zwischen den beiden gewechselt worden sein. Aber darüber sind natürlich keine Einzelheiten bekannt, sondern es dringen nur vage Gerüchte an die Öffentlichkeit, auch über Delius' letzten Besuch im Hause Hofmann, -- kurz darauf habe er in einem zeremoniellen Handschreiben jede weitere Beziehung für gelöst erklärt. Das Schreiben war in altrömischen Lettern auf Pergament gemalt und mit einer purpurnen Schnur umwunden, an welcher ein umfangreiches Wachssiegel hing. Überreicht wurde es durch einen Soldaten, den Delius sich in Ermangelung eines römischen Söldners aus der städtischen Kaserne geholt hatte. Es heißt auch, der Vorfall mit der Lampe sei noch einmal zur Sprache gekommen, die Frau Professor sei zwar bei ihrer Behauptung geblieben, daß sie nur die Ölflecken gefürchtet habe, Delius aber fasse die Sache nach wie vor von kosmischen Gesichtspunkten aus auf. Ich hörte denn auch sagen, abgesehen von allem anderen wäre die Art, wie dort der Meister geehrt 16 Furchtbare Worte, Briefe und Blicke sollen zwischen den beiden gewechselt worden sein. Aber darüber sind natürlich keine Einzelheiten bekannt, sondern es dringen nur vage Gerüchte an die Öffentlichkeit, auch über Delius’ letzten Besuch im Hause Hofmann, — kurz darauf habe er in einem zeremoniellen Handschreiben jede weitere Beziehung für gelöst erklärt. Das Schreiben war in altrömischen Lettern auf Pergament gemalt und mit einer purpurnen Schnur umwunden, an welcher ein umfangreiches Wachssiegel hing. Überreicht wurde es durch einen Soldaten, den Delius sich in Ermangelung eines römischen Söldners aus der städtischen Kaserne geholt hatte. Es heißt auch, der Vorfall mit der Lampe sei noch einmal zur Sprache gekommen, die Frau Professor sei zwar bei ihrer Behauptung geblieben, daß sie nur die Ölflecken gefürchtet habe, Delius aber fasse die Sache nach wie vor von kosmischen Gesichtspunkten aus auf. Ich hörte denn auch sagen, abgesehen von allem anderen wäre die Art, wie dort der Meister geehrt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0185" n="181"/> <div n="1"> <head>16</head> <p>Furchtbare Worte, Briefe und Blicke sollen zwischen den beiden gewechselt worden sein. Aber darüber sind natürlich keine Einzelheiten bekannt, sondern es dringen nur vage Gerüchte an die Öffentlichkeit, auch über Delius’ letzten Besuch im Hause Hofmann, — kurz darauf habe er in einem zeremoniellen Handschreiben jede weitere Beziehung für gelöst erklärt. Das Schreiben war in altrömischen Lettern auf Pergament gemalt und mit einer purpurnen Schnur umwunden, an welcher ein umfangreiches Wachssiegel hing. Überreicht wurde es durch einen Soldaten, den Delius sich in Ermangelung eines römischen Söldners aus der städtischen Kaserne geholt hatte. Es heißt auch, der Vorfall mit der Lampe sei noch einmal zur Sprache gekommen, die Frau Professor sei zwar bei ihrer Behauptung geblieben, daß sie nur die Ölflecken gefürchtet habe, Delius aber fasse die Sache nach wie vor von kosmischen Gesichtspunkten aus auf.</p> <p>Ich hörte denn auch sagen, abgesehen von allem anderen wäre die Art, wie dort der Meister geehrt </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0185]
16 Furchtbare Worte, Briefe und Blicke sollen zwischen den beiden gewechselt worden sein. Aber darüber sind natürlich keine Einzelheiten bekannt, sondern es dringen nur vage Gerüchte an die Öffentlichkeit, auch über Delius’ letzten Besuch im Hause Hofmann, — kurz darauf habe er in einem zeremoniellen Handschreiben jede weitere Beziehung für gelöst erklärt. Das Schreiben war in altrömischen Lettern auf Pergament gemalt und mit einer purpurnen Schnur umwunden, an welcher ein umfangreiches Wachssiegel hing. Überreicht wurde es durch einen Soldaten, den Delius sich in Ermangelung eines römischen Söldners aus der städtischen Kaserne geholt hatte. Es heißt auch, der Vorfall mit der Lampe sei noch einmal zur Sprache gekommen, die Frau Professor sei zwar bei ihrer Behauptung geblieben, daß sie nur die Ölflecken gefürchtet habe, Delius aber fasse die Sache nach wie vor von kosmischen Gesichtspunkten aus auf.
Ich hörte denn auch sagen, abgesehen von allem anderen wäre die Art, wie dort der Meister geehrt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/185 |
Zitationshilfe: | Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/185>, abgerufen am 03.03.2025. |