Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.bleibt noch abzuwarten, ob es ihm gelingen würde, den schwarzen Hund auch zu erdrosseln." Ich habe keine Ahnung, was er damit meinte. Und der Philosoph ist nicht da. April Ich ging im Stadtgarten spazieren und begegnete der kappadozischen Dame. Sie war allein und ich konnte nicht umhin, mich ihr anzuschließen. Anfangs war es mir nicht ganz recht, denn ich wollte ungestört meinen Gedanken nachhängen, aber dann tat es mir ganz wohl, aus meinen Grübeleien herausgerissen zu werden, und sie war sehr gesprächig, war voller Mut und Zuversicht. Warum ich mich nicht öfter bei Hofmanns sehen lasse, -- ob ich denn gar nicht wisse, was dort vorgehe? -- Die Jadwiga, -- ja, dieses wunderbare Wesen wäre ohne Zweifel dazu bestimmt, außerordentliche Dinge zu vollbringen. Und freudestrahlend erzählte sie mir, die Zeit, der man so lange schon entgegengehe, wäre nunmehr nahe herangekommen, -- ganz nahe; und zwar sei es Hofmann, der die Möglichkeit zu einer neuen Blutleuchte entdeckt habe, -- eine Möglichkeit, an die bisher niemand gedacht. "Im Karneval?" fragte ich. bleibt noch abzuwarten, ob es ihm gelingen würde, den schwarzen Hund auch zu erdrosseln.“ Ich habe keine Ahnung, was er damit meinte. Und der Philosoph ist nicht da. April Ich ging im Stadtgarten spazieren und begegnete der kappadozischen Dame. Sie war allein und ich konnte nicht umhin, mich ihr anzuschließen. Anfangs war es mir nicht ganz recht, denn ich wollte ungestört meinen Gedanken nachhängen, aber dann tat es mir ganz wohl, aus meinen Grübeleien herausgerissen zu werden, und sie war sehr gesprächig, war voller Mut und Zuversicht. Warum ich mich nicht öfter bei Hofmanns sehen lasse, — ob ich denn gar nicht wisse, was dort vorgehe? — Die Jadwiga, — ja, dieses wunderbare Wesen wäre ohne Zweifel dazu bestimmt, außerordentliche Dinge zu vollbringen. Und freudestrahlend erzählte sie mir, die Zeit, der man so lange schon entgegengehe, wäre nunmehr nahe herangekommen, — ganz nahe; und zwar sei es Hofmann, der die Möglichkeit zu einer neuen Blutleuchte entdeckt habe, — eine Möglichkeit, an die bisher niemand gedacht. „Im Karneval?“ fragte ich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0178" n="174"/> bleibt noch abzuwarten, ob es ihm gelingen würde, den schwarzen Hund auch zu erdrosseln.“</p> <p>Ich habe keine Ahnung, was er damit meinte. Und der Philosoph ist nicht da.</p> </div> <div type="letter" n="2"> <opener> <dateline> <hi rendition="#right">April</hi> </dateline> </opener> <p>Ich ging im Stadtgarten spazieren und begegnete der kappadozischen Dame. Sie war allein und ich konnte nicht umhin, mich ihr anzuschließen. Anfangs war es mir nicht ganz recht, denn ich wollte ungestört meinen Gedanken nachhängen, aber dann tat es mir ganz wohl, aus meinen Grübeleien herausgerissen zu werden, und sie war sehr gesprächig, war voller Mut und Zuversicht.</p> <p>Warum ich mich nicht öfter bei Hofmanns sehen lasse, — ob ich denn gar nicht wisse, was dort vorgehe? — Die Jadwiga, — ja, dieses wunderbare Wesen wäre ohne Zweifel dazu bestimmt, außerordentliche Dinge zu vollbringen. Und freudestrahlend erzählte sie mir, die Zeit, der man so lange schon entgegengehe, wäre nunmehr nahe herangekommen, — ganz nahe; und zwar sei es Hofmann, der die Möglichkeit zu einer neuen Blutleuchte entdeckt habe, — eine Möglichkeit, an die bisher niemand gedacht.</p> <p>„Im Karneval?“ fragte ich.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0178]
bleibt noch abzuwarten, ob es ihm gelingen würde, den schwarzen Hund auch zu erdrosseln.“
Ich habe keine Ahnung, was er damit meinte. Und der Philosoph ist nicht da.
April Ich ging im Stadtgarten spazieren und begegnete der kappadozischen Dame. Sie war allein und ich konnte nicht umhin, mich ihr anzuschließen. Anfangs war es mir nicht ganz recht, denn ich wollte ungestört meinen Gedanken nachhängen, aber dann tat es mir ganz wohl, aus meinen Grübeleien herausgerissen zu werden, und sie war sehr gesprächig, war voller Mut und Zuversicht.
Warum ich mich nicht öfter bei Hofmanns sehen lasse, — ob ich denn gar nicht wisse, was dort vorgehe? — Die Jadwiga, — ja, dieses wunderbare Wesen wäre ohne Zweifel dazu bestimmt, außerordentliche Dinge zu vollbringen. Und freudestrahlend erzählte sie mir, die Zeit, der man so lange schon entgegengehe, wäre nunmehr nahe herangekommen, — ganz nahe; und zwar sei es Hofmann, der die Möglichkeit zu einer neuen Blutleuchte entdeckt habe, — eine Möglichkeit, an die bisher niemand gedacht.
„Im Karneval?“ fragte ich.
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Zitationshilfe: | Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/178>, abgerufen am 03.03.2025. |