Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.15 19. März Maria hat Petersen und Hallwig aufgesucht. Über den Vorgang auf der kosmischen Wiese bewahren sie hartnäckiges Schweigen. Nur hat man ihr nahegelegt, daß sie jeden ferneren Verkehr mit dem Sonnenknaben zu meiden habe, sonst würde sie demselben Schicksal verfallen, denn unter den Trägern kosmischer Substanzen, die allein an allem Kommenden teilnehmen würden, müsse unbedingte Solidarität herrschen. Maria ist ein Bild der inneren Zerrissenheit. "Ich pfeife auf die Substanzen," sagte sie gequält (und das ist die furchtbarste Lästerung, die man hier aussprechen kann), "aber einen Bruch mit Hallwig überlebe ich nicht." "Dann brich mit mir," schlägt Konstantin wehmütig vor, und statt der Antwort fällt sie ihm um den Hals: "Ach Unsinn, wie sollten wir das wohl machen? Aber was soll jetzt aus dir werden?" 15 19. März Maria hat Petersen und Hallwig aufgesucht. Über den Vorgang auf der kosmischen Wiese bewahren sie hartnäckiges Schweigen. Nur hat man ihr nahegelegt, daß sie jeden ferneren Verkehr mit dem Sonnenknaben zu meiden habe, sonst würde sie demselben Schicksal verfallen, denn unter den Trägern kosmischer Substanzen, die allein an allem Kommenden teilnehmen würden, müsse unbedingte Solidarität herrschen. Maria ist ein Bild der inneren Zerrissenheit. „Ich pfeife auf die Substanzen,“ sagte sie gequält (und das ist die furchtbarste Lästerung, die man hier aussprechen kann), „aber einen Bruch mit Hallwig überlebe ich nicht.“ „Dann brich mit mir,“ schlägt Konstantin wehmütig vor, und statt der Antwort fällt sie ihm um den Hals: „Ach Unsinn, wie sollten wir das wohl machen? Aber was soll jetzt aus dir werden?“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0170" n="166"/> <div n="1"> <head>15</head> <div type="letter" n="2"> <opener> <dateline> <hi rendition="#right">19. März</hi> </dateline> </opener> <p>Maria hat Petersen und Hallwig aufgesucht. Über den Vorgang auf der kosmischen Wiese bewahren sie hartnäckiges Schweigen. Nur hat man ihr nahegelegt, daß sie jeden ferneren Verkehr mit dem Sonnenknaben zu meiden habe, sonst würde sie demselben Schicksal verfallen, denn unter den Trägern kosmischer Substanzen, die allein an allem Kommenden teilnehmen würden, müsse unbedingte Solidarität herrschen.</p> <p>Maria ist ein Bild der inneren Zerrissenheit.</p> <p>„Ich pfeife auf die Substanzen,“ sagte sie gequält (und das ist die furchtbarste Lästerung, die man hier aussprechen kann), „aber einen Bruch mit Hallwig überlebe ich nicht.“</p> <p>„Dann brich mit mir,“ schlägt Konstantin wehmütig vor, und statt der Antwort fällt sie ihm um den Hals:</p> <p>„Ach Unsinn, wie sollten wir das wohl machen? Aber was soll jetzt aus dir werden?“</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0170]
15 19. März Maria hat Petersen und Hallwig aufgesucht. Über den Vorgang auf der kosmischen Wiese bewahren sie hartnäckiges Schweigen. Nur hat man ihr nahegelegt, daß sie jeden ferneren Verkehr mit dem Sonnenknaben zu meiden habe, sonst würde sie demselben Schicksal verfallen, denn unter den Trägern kosmischer Substanzen, die allein an allem Kommenden teilnehmen würden, müsse unbedingte Solidarität herrschen.
Maria ist ein Bild der inneren Zerrissenheit.
„Ich pfeife auf die Substanzen,“ sagte sie gequält (und das ist die furchtbarste Lästerung, die man hier aussprechen kann), „aber einen Bruch mit Hallwig überlebe ich nicht.“
„Dann brich mit mir,“ schlägt Konstantin wehmütig vor, und statt der Antwort fällt sie ihm um den Hals:
„Ach Unsinn, wie sollten wir das wohl machen? Aber was soll jetzt aus dir werden?“
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