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Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.

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Ich habe heute wieder durchgelesen, was ich zuletzt aufgeschrieben, und ich fühle Sehnsucht nach den Tagen im Eckhaus. Wie eine Reihe stets wechselnder Bilder gleiten sie noch einmal an mir vorüber -- bunt, bewegt, geräuschvoll und dann wieder müde und verträumt in schläfrigem Halbdunkel, -- wie jener Winternachmittag, wo alle schliefen und wir drei in dem großen Zimmer um den Ofen lagerten. Bis dann Chamotte mit dem kleinen Mädel heimkam, das ich mit ganz neuem Interesse betrachtete, -- ich kann wohl sagen, daß ich es zum erstenmal "erlebte". Ich habe im allgemeinen nicht viel Sinn für Kinder und weiß nicht viel an ihnen zu erleben, aber das Gefühl, daß es das Kind dieser Frau ist, die ich so tief und stumm verehre -- und daß es ihr vielleicht später einmal gleichen wird. -- Und wie wir dann noch später leise aus dem Hause schlichen, um wieder auf einen Ball zu gehen -- wie wir erst in dem Licht und Lärm mitten unter tobenden und tanzenden Menschen wieder richtig

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Ich habe heute wieder durchgelesen, was ich zuletzt aufgeschrieben, und ich fühle Sehnsucht nach den Tagen im Eckhaus. Wie eine Reihe stets wechselnder Bilder gleiten sie noch einmal an mir vorüber — bunt, bewegt, geräuschvoll und dann wieder müde und verträumt in schläfrigem Halbdunkel, — wie jener Winternachmittag, wo alle schliefen und wir drei in dem großen Zimmer um den Ofen lagerten. Bis dann Chamotte mit dem kleinen Mädel heimkam, das ich mit ganz neuem Interesse betrachtete, — ich kann wohl sagen, daß ich es zum erstenmal „erlebte“. Ich habe im allgemeinen nicht viel Sinn für Kinder und weiß nicht viel an ihnen zu erleben, aber das Gefühl, daß es das Kind dieser Frau ist, die ich so tief und stumm verehre — und daß es ihr vielleicht später einmal gleichen wird. — Und wie wir dann noch später leise aus dem Hause schlichen, um wieder auf einen Ball zu gehen — wie wir erst in dem Licht und Lärm mitten unter tobenden und tanzenden Menschen wieder richtig

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[101/0105] 9 10. Februar Ich habe heute wieder durchgelesen, was ich zuletzt aufgeschrieben, und ich fühle Sehnsucht nach den Tagen im Eckhaus. Wie eine Reihe stets wechselnder Bilder gleiten sie noch einmal an mir vorüber — bunt, bewegt, geräuschvoll und dann wieder müde und verträumt in schläfrigem Halbdunkel, — wie jener Winternachmittag, wo alle schliefen und wir drei in dem großen Zimmer um den Ofen lagerten. Bis dann Chamotte mit dem kleinen Mädel heimkam, das ich mit ganz neuem Interesse betrachtete, — ich kann wohl sagen, daß ich es zum erstenmal „erlebte“. Ich habe im allgemeinen nicht viel Sinn für Kinder und weiß nicht viel an ihnen zu erleben, aber das Gefühl, daß es das Kind dieser Frau ist, die ich so tief und stumm verehre — und daß es ihr vielleicht später einmal gleichen wird. — Und wie wir dann noch später leise aus dem Hause schlichen, um wieder auf einen Ball zu gehen — wie wir erst in dem Licht und Lärm mitten unter tobenden und tanzenden Menschen wieder richtig

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Zitationshilfe: Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/105>, abgerufen am 22.12.2024.