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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Unterscheid: Aber obschon am Stammen des H. Creutzes hat gehangen der werhte Preiß unser Erlösung/ und auch der demühtigste Heyland auff dem Esel geritten/ so ist doch in soweit allenthalben die Gleichnüß/ daß man weder zu dem einen/ noch zu dem anderen solle tragen ein andächtiges Vertrauen/ unterwürffige Hertzens-Bewegung/ und gläubige Zuversicht (wie die Papisten thun) dann selbige gehört GOtt allein/ als sein Eigenthum.

XXXVIII. Es setzet doch kein rechtschaffener Papist seine vertrauliche Zuversicht und Hertzens-Andacht auf das H. Creutz/ sondern bloß auf Christum den Gecreutzigten.

Antwort. Die Päbstische Theologie redet hievon anderst bey Adamo Burghaber Controv. 44. daß nemlich/ wann man das Creutz betrachtet/ als etwas vereiniget mit Christo/ und gleichfalls lebhafft durch Christum/ die vertrauliche Hertzens-Neigung ziele zugleich auff beyde. Und wann die Papisten gar keine vertrauliche Andacht setzen auffs Creutz / sondern bloß auff Christum/ was heissen dann diese ihre Wort in ihrem gewöhnlichen Gebet O crux ave spes unica Seye gegrüsst O H. Creutz du eintzige Hoffnung sc. Was bedeuten die weite Pilgerfahrten zum H. Creutz? Was bedeutet das vielfältige Anstreichen des Leb-losen Creutzes an die Rosen-Cräntz/ Medaillen, leinene Tücher/ und alle menschliche Glieder / wann das Vertrauen eintzig zielet auff Christum den Gecreutzigten?

XXXIX. Es pflegen doch auch die Evangelischen in dem Naseweiß zu seyn/ daß sie fürgeben / als hielten die Papisten auff/ und verehrten etliche Leiber der Heiligen an unterschiedlichen Orten: Zum Exempel/ den Leichnam des H. Dionysii Ariopagitae zugleich zu Pariß und zu Regenspurg &c. Ja so gar/ man sagt/ sie verehren so viele Stücklein vom H. Creutz/ daß/ wann selbige warhafftig dem H. Creutz zugehörig wären/ man etliche Fuder Holtz davon würde auffladen können/ und dieses Creutz alle höchste Eichbäum weit übertreffen. Imgleichen sprenget man aus/ es werden so viele Nägel für heilige Creutz-Nägel Christi ausgegeben/ daß man gantze Häuser darmit könnte anklammern. Auch spöttlet man/ daß so viel Zähne im Pabstum für die Zähne der H. Apolloniae verehrt und angebeten werden/ daß vieler Menschen Mäuler überflüßig darmit könnten besetzet und versehen werden. Diß muß man aber so lächerlich nicht verwerffen: Sondern gedencken was Gretzerus l. 10. de Cruce c. 66. schreibt: Es seye nicht unmöglich/ daß GOtt diese Stücklein des Creutzes/ wie auch die Nägel und Zähne wunderbahrlich durch seine Allmacht vermehre.

Antwort. Obs geschehen könne durch die Allmacht GOttes/ davon ist die Frage nicht: Sondern nur obs geschehe: Und solches ist nicht zu vermuhten/ fürnemlich da solches Wunderwerck nur fruchtete zum Aberglauben/ Abgötterey/ und Verkleinerung der Ehren GOttes. Hält mans also sicherer für einen Betrug/ darfür sich ein auffrichtiger Christ und Diener GOttes solle hüten.

Das zwölffte Capitel.

Vom Feg-Feur.

Die Papisten seynd in der Meinung/ dieweilen dreyerley Art der Menschen auff dieser Welt sich befinden/ etliche fromm/ etliche gottloß/ etliche mittelmäßig/ so müssen auch nach diesem Leben dreyerley Zuständ der Seelen seyn: Dergestalt/ daß/ wann ein Mensch mit Todt abgehet/ alsdann die Seele entweder gerades Weges selig/ oder alsobald verdammet seye/ oder aber in den Mittel-Ort/ (den sie das Fegfeur nennen) verwiesen werde/ und eine Weile alda schwitzen müsse. Und dieser Alchimistische Schmeltz-Offen trägt den besten Gewinst /

Unterscheid: Aber obschon am Stammen des H. Creutzes hat gehangen der werhte Preiß unser Erlösung/ und auch der demühtigste Heyland auff dem Esel geritten/ so ist doch in soweit allenthalben die Gleichnüß/ daß man weder zu dem einen/ noch zu dem anderen solle tragen ein andächtiges Vertrauen/ unterwürffige Hertzens-Bewegung/ und gläubige Zuversicht (wie die Papisten thun) dann selbige gehört GOtt allein/ als sein Eigenthum.

XXXVIII. Es setzet doch kein rechtschaffener Papist seine vertrauliche Zuversicht und Hertzens-Andacht auf das H. Creutz/ sondern bloß auf Christum den Gecreutzigten.

Antwort. Die Päbstische Theologie redet hievon anderst bey Adamo Burghaber Controv. 44. daß nemlich/ wann man das Creutz betrachtet/ als etwas vereiniget mit Christo/ und gleichfalls lebhafft durch Christum/ die vertrauliche Hertzens-Neigung ziele zugleich auff beyde. Und wann die Papisten gar keine vertrauliche Andacht setzen auffs Creutz / sondern bloß auff Christum/ was heissen dann diese ihre Wort in ihrem gewöhnlichen Gebet O crux ave spes unica Seye gegrüsst O H. Creutz du eintzige Hoffnung sc. Was bedeuten die weite Pilgerfahrten zum H. Creutz? Was bedeutet das vielfältige Anstreichen des Leb-losen Creutzes an die Rosen-Cräntz/ Medaillen, leinene Tücher/ und alle menschliche Glieder / wann das Vertrauen eintzig zielet auff Christum den Gecreutzigten?

XXXIX. Es pflegen doch auch die Evangelischen in dem Naseweiß zu seyn/ daß sie fürgeben / als hielten die Papisten auff/ und verehrten etliche Leiber der Heiligen an unterschiedlichen Orten: Zum Exempel/ den Leichnam des H. Dionysii Ariopagitae zugleich zu Pariß und zu Regenspurg &c. Ja so gar/ man sagt/ sie verehren so viele Stücklein vom H. Creutz/ daß/ wann selbige warhafftig dem H. Creutz zugehörig wären/ man etliche Fuder Holtz davon würde auffladen können/ und dieses Creutz alle höchste Eichbäum weit übertreffen. Imgleichen sprenget man aus/ es werden so viele Nägel für heilige Creutz-Nägel Christi ausgegeben/ daß man gantze Häuser darmit könnte anklammern. Auch spöttlet man/ daß so viel Zähne im Pabstum für die Zähne der H. Apolloniae verehrt und angebeten werden/ daß vieler Menschen Mäuler überflüßig darmit könnten besetzet und versehen werden. Diß muß man aber so lächerlich nicht verwerffen: Sondern gedencken was Gretzerus l. 10. de Cruce c. 66. schreibt: Es seye nicht unmöglich/ daß GOtt diese Stücklein des Creutzes/ wie auch die Nägel und Zähne wunderbahrlich durch seine Allmacht vermehre.

Antwort. Obs geschehen könne durch die Allmacht GOttes/ davon ist die Frage nicht: Sondern nur obs geschehe: Und solches ist nicht zu vermuhten/ fürnemlich da solches Wunderwerck nur fruchtete zum Aberglauben/ Abgötterey/ und Verkleinerung der Ehren GOttes. Hält mans also sicherer für einen Betrug/ darfür sich ein auffrichtiger Christ und Diener GOttes solle hüten.

Das zwölffte Capitel.

Vom Feg-Feur.

Die Papisten seynd in der Meinung/ dieweilen dreyerley Art der Menschen auff dieser Welt sich befinden/ etliche fromm/ etliche gottloß/ etliche mittelmäßig/ so müssen auch nach diesem Leben dreyerley Zuständ der Seelen seyn: Dergestalt/ daß/ wann ein Mensch mit Todt abgehet/ alsdann die Seele entweder gerades Weges selig/ oder alsobald verdammet seye/ oder aber in den Mittel-Ort/ (den sie das Fegfeur nennen) verwiesen werde/ und eine Weile alda schwitzen müsse. Und dieser Alchimistische Schmeltz-Offen trägt den besten Gewinst /

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        <p>Antwort. Obs geschehen könne durch die Allmacht GOttes/ davon ist die Frage nicht:            Sondern nur obs geschehe: Und solches ist nicht zu vermuhten/ fürnemlich da solches            Wunderwerck nur fruchtete zum Aberglauben/ Abgötterey/ und Verkleinerung der Ehren            GOttes. Hält mans also sicherer für einen Betrug/ darfür sich ein auffrichtiger Christ            und Diener GOttes solle hüten.</p>
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          <p>Vom Feg-Feur.</p>
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        <p>Die Papisten seynd in der Meinung/ dieweilen dreyerley Art der Menschen auff dieser Welt            sich befinden/ etliche fromm/ etliche gottloß/ etliche mittelmäßig/ so müssen auch            nach diesem Leben dreyerley Zuständ der Seelen seyn: Dergestalt/ daß/ wann ein Mensch            mit Todt abgehet/ alsdann die Seele entweder gerades Weges selig/ oder alsobald            verdammet seye/ oder aber in den Mittel-Ort/ (den sie das Fegfeur nennen) verwiesen            werde/ und eine Weile alda schwitzen müsse. Und dieser Alchimistische Schmeltz-Offen            trägt den besten Gewinst /
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[189/0489] Unterscheid: Aber obschon am Stammen des H. Creutzes hat gehangen der werhte Preiß unser Erlösung/ und auch der demühtigste Heyland auff dem Esel geritten/ so ist doch in soweit allenthalben die Gleichnüß/ daß man weder zu dem einen/ noch zu dem anderen solle tragen ein andächtiges Vertrauen/ unterwürffige Hertzens-Bewegung/ und gläubige Zuversicht (wie die Papisten thun) dann selbige gehört GOtt allein/ als sein Eigenthum. XXXVIII. Es setzet doch kein rechtschaffener Papist seine vertrauliche Zuversicht und Hertzens-Andacht auf das H. Creutz/ sondern bloß auf Christum den Gecreutzigten. Antwort. Die Päbstische Theologie redet hievon anderst bey Adamo Burghaber Controv. 44. daß nemlich/ wann man das Creutz betrachtet/ als etwas vereiniget mit Christo/ und gleichfalls lebhafft durch Christum/ die vertrauliche Hertzens-Neigung ziele zugleich auff beyde. Und wann die Papisten gar keine vertrauliche Andacht setzen auffs Creutz / sondern bloß auff Christum/ was heissen dann diese ihre Wort in ihrem gewöhnlichen Gebet O crux ave spes unica Seye gegrüsst O H. Creutz du eintzige Hoffnung sc. Was bedeuten die weite Pilgerfahrten zum H. Creutz? Was bedeutet das vielfältige Anstreichen des Leb-losen Creutzes an die Rosen-Cräntz/ Medaillen, leinene Tücher/ und alle menschliche Glieder / wann das Vertrauen eintzig zielet auff Christum den Gecreutzigten? XXXIX. Es pflegen doch auch die Evangelischen in dem Naseweiß zu seyn/ daß sie fürgeben / als hielten die Papisten auff/ und verehrten etliche Leiber der Heiligen an unterschiedlichen Orten: Zum Exempel/ den Leichnam des H. Dionysii Ariopagitae zugleich zu Pariß und zu Regenspurg &c. Ja so gar/ man sagt/ sie verehren so viele Stücklein vom H. Creutz/ daß/ wann selbige warhafftig dem H. Creutz zugehörig wären/ man etliche Fuder Holtz davon würde auffladen können/ und dieses Creutz alle höchste Eichbäum weit übertreffen. Imgleichen sprenget man aus/ es werden so viele Nägel für heilige Creutz-Nägel Christi ausgegeben/ daß man gantze Häuser darmit könnte anklammern. Auch spöttlet man/ daß so viel Zähne im Pabstum für die Zähne der H. Apolloniae verehrt und angebeten werden/ daß vieler Menschen Mäuler überflüßig darmit könnten besetzet und versehen werden. Diß muß man aber so lächerlich nicht verwerffen: Sondern gedencken was Gretzerus l. 10. de Cruce c. 66. schreibt: Es seye nicht unmöglich/ daß GOtt diese Stücklein des Creutzes/ wie auch die Nägel und Zähne wunderbahrlich durch seine Allmacht vermehre. Antwort. Obs geschehen könne durch die Allmacht GOttes/ davon ist die Frage nicht: Sondern nur obs geschehe: Und solches ist nicht zu vermuhten/ fürnemlich da solches Wunderwerck nur fruchtete zum Aberglauben/ Abgötterey/ und Verkleinerung der Ehren GOttes. Hält mans also sicherer für einen Betrug/ darfür sich ein auffrichtiger Christ und Diener GOttes solle hüten. Das zwölffte Capitel. Vom Feg-Feur. Die Papisten seynd in der Meinung/ dieweilen dreyerley Art der Menschen auff dieser Welt sich befinden/ etliche fromm/ etliche gottloß/ etliche mittelmäßig/ so müssen auch nach diesem Leben dreyerley Zuständ der Seelen seyn: Dergestalt/ daß/ wann ein Mensch mit Todt abgehet/ alsdann die Seele entweder gerades Weges selig/ oder alsobald verdammet seye/ oder aber in den Mittel-Ort/ (den sie das Fegfeur nennen) verwiesen werde/ und eine Weile alda schwitzen müsse. Und dieser Alchimistische Schmeltz-Offen trägt den besten Gewinst /

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/489>, abgerufen am 21.11.2024.