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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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GOtt ihre Noht klagen mögen: Dann selig seynd die / so nicht sehen und dannoch glauben Joh. 20. v. 19. also redet abermahlen gemelter Cusanus l. c.

Antwort. Das ist wohl eine seltzame Meß-Andacht. Paulus spricht Rom. 10. Wie sollen sie glauben von dem sie nichts gehört haben? Aber bey der Päbstischen Messe gehts wohl an: Da glaubt man desto verdienstlicher ohne Gehör und Nachricht: Wann demnach der Meß-Pfaffe lauter Zauber-Wort heimlich daher brummlete/ wäre der Glaube und Verdienst der Papisten desto grösser. Im übrigen die Wort Christi Joh. 20. selig seynd die so nicht sehen und dannoch glauben/ zielen nur auff die Aufferstehung Christi/ welche Thomas nicht glauben wolte er hätte dann den HErrn selbsten gesehen. Will man nun diese Wort auch auff die Päbstische Meß gezogen haben/ so mögen sie dann so viel heissen/ als: Selig seynd die / so die Päbstische Messe mit ihrem Gepräng nicht sehen/ und doch glauben sie seye ein mißfälliger Greuel für GOtt.

XIV. Haben doch nicht alle Juden alles das/ so Christus am Creutz geredet (zum Exempel Eli Eli lama Sabathani, darauff sie sagten er ruffet dem Elias) verstanden: Nun aber ist die Meß eine Abbildung des Leydens und Sterbens Christi/ so muß auch selbige nicht von allen verstanden werden.

Antwort. Wann man schon wolte zugeben/ die Juden hätten warhafftig nicht alle Wort Christi am Creutz verstanden/ und die Wort vom Elia nicht Spott-weise gebrauchet/ so folgte doch nicht daraus/ daß auch die/ so bey der Messe seyn/ nicht alles verstehen müssen: Sonsten könte man ebenfals auch also folgeren: Die beym Creutz stunden/ haben Christum verspottet/ ergo so müssen auch die/ so bey der Messe seyn/ Christum verspotten: Dann die Messe ist eine Abbildung des Leydens und Sterbens Christi. Und zudem ist es auch wenig rühmlich/ daß diejenigen/ so der Meß beywohnen/ von Cusano verglichen werden mit den Juden/ so entweder aus Boßheit nicht wolten/ oder aus Unwissenheit nicht konten einen Unterscheid machen zwischen Eli und Elias.

XV. Hat doch Pabst Gregorius VII. l. 7. Regist. den Böhmen/ welche begehrten ihren Gottes-Dienst in gemeiner Land-Sprach zu halten/ selbiges rund abgeschlagen/ mit Vermelden/ er könne solches nicht zugeben/ dieweilen aus sonderlicher Verhängnüß GOttes auch die heilige Schrifft an etlichen Orten bleibt verborgen/ damit das Wort GOttes / wann es recht von einem jeden verstanden würde/ dardurch nicht in Verachtung geriehte: Und also auch der Gottes-Dienst nicht in gemeiner Sprach müsse gehalten werden: Sondern dem gemeinen Mann verborgen bleiben.

Antwort. Wann sonsten nicht bekant wäre/ daß der Pabst seye der Anti-Christ/ so wäre diese Tyranney der Gewissen und Verschimpffung des Göttlichen Worts schon Augenschein gnug solches zu ersehen: Dann solte wohl der allweiseste GOtt ein solches Wort reden/ dessen er sich schämen müste/ und welches verächtlich würde/ wanns recht von jederman würde verstanden? Pfuy unverschamte Läster-Mäuhler! Im übrigen ist es rahtsamer man gebe acht auff das Exempel der älteren Kirchen/ da die Völcker zu Alexandria und AEgypten auff Arabisch/ die Armenier auff Syrisch/ die Mähren auff Slavonisch/ die Reussen in ihrer Land-Sprach den Gottes-Dienst gehalten haben. Wie diß nicht läugnen kan Azor. p. I. l. 7. Instit. Moral. c. 26. Ist und bleibt demnach der Päbstische Meß-Gebrauch nur ein von GOtt verhasseter Miß-Brauch.

GOtt ihre Noht klagen mögen: Dann selig seynd die / so nicht sehen und dannoch glauben Joh. 20. v. 19. also redet abermahlen gemelter Cusanus l. c.

Antwort. Das ist wohl eine seltzame Meß-Andacht. Paulus spricht Rom. 10. Wie sollen sie glauben von dem sie nichts gehört haben? Aber bey der Päbstischen Messe gehts wohl an: Da glaubt man desto verdienstlicher ohne Gehör und Nachricht: Wann demnach der Meß-Pfaffe lauter Zauber-Wort heimlich daher brummlete/ wäre der Glaube und Verdienst der Papisten desto grösser. Im übrigen die Wort Christi Joh. 20. selig seynd die so nicht sehen und dannoch glauben/ zielen nur auff die Aufferstehung Christi/ welche Thomas nicht glauben wolte er hätte dann den HErrn selbsten gesehen. Will man nun diese Wort auch auff die Päbstische Meß gezogen haben/ so mögen sie dann so viel heissen/ als: Selig seynd die / so die Päbstische Messe mit ihrem Gepräng nicht sehen/ und doch glauben sie seye ein mißfälliger Greuel für GOtt.

XIV. Haben doch nicht alle Juden alles das/ so Christus am Creutz geredet (zum Exempel Eli Eli lama Sabathani, darauff sie sagten er ruffet dem Elias) verstanden: Nun aber ist die Meß eine Abbildung des Leydens und Sterbens Christi/ so muß auch selbige nicht von allen verstanden werden.

Antwort. Wann man schon wolte zugeben/ die Juden hätten warhafftig nicht alle Wort Christi am Creutz verstanden/ und die Wort vom Elia nicht Spott-weise gebrauchet/ so folgte doch nicht daraus/ daß auch die/ so bey der Messe seyn/ nicht alles verstehen müssen: Sonsten könte man ebenfals auch also folgeren: Die beym Creutz stunden/ haben Christum verspottet/ ergo so müssen auch die/ so bey der Messe seyn/ Christum verspotten: Dann die Messe ist eine Abbildung des Leydens und Sterbens Christi. Und zudem ist es auch wenig rühmlich/ daß diejenigen/ so der Meß beywohnen/ von Cusano verglichen werden mit den Juden/ so entweder aus Boßheit nicht wolten/ oder aus Unwissenheit nicht konten einen Unterscheid machen zwischen Eli und Elias.

XV. Hat doch Pabst Gregorius VII. l. 7. Regist. den Böhmen/ welche begehrten ihren Gottes-Dienst in gemeiner Land-Sprach zu halten/ selbiges rund abgeschlagen/ mit Vermelden/ er könne solches nicht zugeben/ dieweilen aus sonderlicher Verhängnüß GOttes auch die heilige Schrifft an etlichen Orten bleibt verborgen/ damit das Wort GOttes / wann es recht von einem jeden verstanden würde/ dardurch nicht in Verachtung geriehte: Und also auch der Gottes-Dienst nicht in gemeiner Sprach müsse gehalten werden: Sondern dem gemeinen Mann verborgen bleiben.

Antwort. Wann sonsten nicht bekant wäre/ daß der Pabst seye der Anti-Christ/ so wäre diese Tyranney der Gewissen und Verschimpffung des Göttlichen Worts schon Augenschein gnug solches zu ersehen: Dann solte wohl der allweiseste GOtt ein solches Wort reden/ dessen er sich schämen müste/ und welches verächtlich würde/ wanns recht von jederman würde verstanden? Pfuy unverschamte Läster-Mäuhler! Im übrigen ist es rahtsamer man gebe acht auff das Exempel der älteren Kirchen/ da die Völcker zu Alexandria und AEgypten auff Arabisch/ die Armenier auff Syrisch/ die Mähren auff Slavonisch/ die Reussen in ihrer Land-Sprach den Gottes-Dienst gehalten haben. Wie diß nicht läugnen kan Azor. p. I. l. 7. Instit. Moral. c. 26. Ist und bleibt demnach der Päbstische Meß-Gebrauch nur ein von GOtt verhasseter Miß-Brauch.

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        <p>Antwort. Das ist wohl eine seltzame Meß-Andacht. Paulus spricht Rom. 10. Wie sollen sie            glauben von dem sie nichts gehört haben? Aber bey der Päbstischen Messe gehts wohl an: Da            glaubt man desto verdienstlicher ohne Gehör und Nachricht: Wann demnach der Meß-Pfaffe            lauter Zauber-Wort heimlich daher brummlete/ wäre der Glaube und Verdienst der Papisten            desto grösser. Im übrigen die Wort Christi Joh. 20. selig seynd die so nicht sehen und            dannoch glauben/ zielen nur auff die Aufferstehung Christi/ welche Thomas nicht glauben            wolte er hätte dann den HErrn selbsten gesehen. Will man nun diese Wort auch auff die            Päbstische Meß gezogen haben/ so mögen sie dann so viel heissen/ als: Selig seynd die /            so die Päbstische Messe mit ihrem Gepräng nicht sehen/ und doch glauben sie seye ein            mißfälliger Greuel für GOtt.</p>
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        <p>XV. Hat doch Pabst Gregorius VII. l. 7. Regist. den Böhmen/ welche begehrten ihren            Gottes-Dienst in gemeiner Land-Sprach zu halten/ selbiges rund abgeschlagen/ mit            Vermelden/ er könne solches nicht zugeben/ dieweilen aus sonderlicher Verhängnüß GOttes            auch die heilige Schrifft an etlichen Orten bleibt verborgen/ damit das Wort GOttes /            wann es recht von einem jeden verstanden würde/ dardurch nicht in Verachtung geriehte:            Und also auch der Gottes-Dienst nicht in gemeiner Sprach müsse gehalten werden: Sondern            dem gemeinen Mann verborgen bleiben.</p>
        <p>Antwort. Wann sonsten nicht bekant wäre/ daß der Pabst seye der Anti-Christ/ so wäre            diese Tyranney der Gewissen und Verschimpffung des Göttlichen Worts schon Augenschein gnug            solches zu ersehen: Dann solte wohl der allweiseste GOtt ein solches Wort reden/ dessen            er sich schämen müste/ und welches verächtlich würde/ wanns recht von jederman würde            verstanden? Pfuy unverschamte Läster-Mäuhler! Im übrigen ist es rahtsamer man gebe acht            auff das Exempel der älteren Kirchen/ da die Völcker zu Alexandria und AEgypten auff            Arabisch/ die Armenier auff Syrisch/ die Mähren auff Slavonisch/ die Reussen in ihrer            Land-Sprach den Gottes-Dienst gehalten haben. Wie diß nicht läugnen kan Azor. p. I. l. 7.            Instit. Moral. c. 26. Ist und bleibt demnach der Päbstische Meß-Gebrauch nur ein von GOtt            verhasseter Miß-Brauch.</p>
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[141/0441] GOtt ihre Noht klagen mögen: Dann selig seynd die / so nicht sehen und dannoch glauben Joh. 20. v. 19. also redet abermahlen gemelter Cusanus l. c. Antwort. Das ist wohl eine seltzame Meß-Andacht. Paulus spricht Rom. 10. Wie sollen sie glauben von dem sie nichts gehört haben? Aber bey der Päbstischen Messe gehts wohl an: Da glaubt man desto verdienstlicher ohne Gehör und Nachricht: Wann demnach der Meß-Pfaffe lauter Zauber-Wort heimlich daher brummlete/ wäre der Glaube und Verdienst der Papisten desto grösser. Im übrigen die Wort Christi Joh. 20. selig seynd die so nicht sehen und dannoch glauben/ zielen nur auff die Aufferstehung Christi/ welche Thomas nicht glauben wolte er hätte dann den HErrn selbsten gesehen. Will man nun diese Wort auch auff die Päbstische Meß gezogen haben/ so mögen sie dann so viel heissen/ als: Selig seynd die / so die Päbstische Messe mit ihrem Gepräng nicht sehen/ und doch glauben sie seye ein mißfälliger Greuel für GOtt. XIV. Haben doch nicht alle Juden alles das/ so Christus am Creutz geredet (zum Exempel Eli Eli lama Sabathani, darauff sie sagten er ruffet dem Elias) verstanden: Nun aber ist die Meß eine Abbildung des Leydens und Sterbens Christi/ so muß auch selbige nicht von allen verstanden werden. Antwort. Wann man schon wolte zugeben/ die Juden hätten warhafftig nicht alle Wort Christi am Creutz verstanden/ und die Wort vom Elia nicht Spott-weise gebrauchet/ so folgte doch nicht daraus/ daß auch die/ so bey der Messe seyn/ nicht alles verstehen müssen: Sonsten könte man ebenfals auch also folgeren: Die beym Creutz stunden/ haben Christum verspottet/ ergo so müssen auch die/ so bey der Messe seyn/ Christum verspotten: Dann die Messe ist eine Abbildung des Leydens und Sterbens Christi. Und zudem ist es auch wenig rühmlich/ daß diejenigen/ so der Meß beywohnen/ von Cusano verglichen werden mit den Juden/ so entweder aus Boßheit nicht wolten/ oder aus Unwissenheit nicht konten einen Unterscheid machen zwischen Eli und Elias. XV. Hat doch Pabst Gregorius VII. l. 7. Regist. den Böhmen/ welche begehrten ihren Gottes-Dienst in gemeiner Land-Sprach zu halten/ selbiges rund abgeschlagen/ mit Vermelden/ er könne solches nicht zugeben/ dieweilen aus sonderlicher Verhängnüß GOttes auch die heilige Schrifft an etlichen Orten bleibt verborgen/ damit das Wort GOttes / wann es recht von einem jeden verstanden würde/ dardurch nicht in Verachtung geriehte: Und also auch der Gottes-Dienst nicht in gemeiner Sprach müsse gehalten werden: Sondern dem gemeinen Mann verborgen bleiben. Antwort. Wann sonsten nicht bekant wäre/ daß der Pabst seye der Anti-Christ/ so wäre diese Tyranney der Gewissen und Verschimpffung des Göttlichen Worts schon Augenschein gnug solches zu ersehen: Dann solte wohl der allweiseste GOtt ein solches Wort reden/ dessen er sich schämen müste/ und welches verächtlich würde/ wanns recht von jederman würde verstanden? Pfuy unverschamte Läster-Mäuhler! Im übrigen ist es rahtsamer man gebe acht auff das Exempel der älteren Kirchen/ da die Völcker zu Alexandria und AEgypten auff Arabisch/ die Armenier auff Syrisch/ die Mähren auff Slavonisch/ die Reussen in ihrer Land-Sprach den Gottes-Dienst gehalten haben. Wie diß nicht läugnen kan Azor. p. I. l. 7. Instit. Moral. c. 26. Ist und bleibt demnach der Päbstische Meß-Gebrauch nur ein von GOtt verhasseter Miß-Brauch.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/441>, abgerufen am 21.11.2024.