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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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anmühtig und angenehm/ welches dann auch seinen Wohlgefallen gern und leichtlich darzu giebt: Dergestalt dann auch die böse Lüsten den Nahmen der Sünden verdienen mögen.

V. S. Jacobus spricht: Wann die Lust empfangen hat/ gebehret sie die Sünde Jac. I. v. 15. Aus diesem Spruch erscheinet ja/ daß die böse Lüste an sich selbst nicht Sünde / sondern nur gleichsam als ein Zunder der Sünden seyn.

Antwort. S. Jacob redet von solchen Sünden/ die ins Werck vollbracht seyn: Darmit aber will er mit nichten lehren/ daß die böse Lüste nicht Sünde seyn. Ja es erfolget vielmehr daraus das Wiederspiel: Dann wann die Sünden aus den bösen Lüsten gebohren werden/ wie Jacobus redet/ so werden ja auch die böse Lüsten Sünde seyn: Sintemahl dasjenige/ so von etwas gebohren wird/ die Art und Eigenschafft behält dessen/ darvon es gebohren: Und wird also auch in diesem Stück die Mutter nicht besser seyn als die Tochter/ und die Brunn-Qvelle nicht sauberer/ als das darausfliessende Sünden-Wasser.

VI. Obschon die böse Lüsten in der Schrifft Sünde genennet werden/ so folget doch darum nicht/ daß sie Sünde seyn: Sintemahl auch Christus Sünde genennet wird: Dann S. Paulus sagt/ GOtt habe Christum uns zur Sünde gemacht 2. Cor. 5. v. 21. Wer wolte aber daraus schliessen/ daß Christus warhafftig Sünde seye?

Antwort. Der Text Pauli selbst giebsts klärlich zu verstehen/ daß daselbsten das Wörtlein Sünde so viel heisse/ als das Opffer für die Sünde: Sintemahl S. Paulus daselbst austrücklich redet von der Versöhnung/ so durch Christum geschehen: Und spricht endlich darauff: GOtt hat den/ der da von keiner Sünde wuste/ für uns zur Sünde gemacht: Daß ist: Ein Opffer für unsre Sünde: Also spricht auch der Prophet Oseas cap. 4. v. 8. Die Priester fressen die Sünde des Volcks: Das ist: Das Opffer für die Sünde des Volcks. So hat demnach GOtt Christum für uns zur Sünde gemacht/ indem Erden grossen Last unserer Sünden ihm allein hat auffgebürdet/ und als ein Versöhn-Opffer für selbige dargestellet.

VII. Schreiben doch die H. Väter selbst/ die böse Lüsten seyn nicht Sünde.

Antwort. S. Augustinus l. 5. contra Julianum c. 3. sagt austrücklich/ Die böse Begierlichket oder Erb-Sünde ist nicht allein eine Ursach und Wirckung der Sünde: Sondern auch warhafftig an sich selbst Sünde. Sonsten wollen die H. Värer/ daß die böse Lüsten für Gott in foro poli zwar Sünde seyn/ aber keine solche Sünden/ so man in foro soli, politischer oder weltlicher Weise/ könne abstraffen/ weilen nemlich der Wille des Menschen zu den bösen nicht thätlich zustimmet/ und das Werck nicht würcklich vollzogen wird. Ein anders aber ist es/ wann man aus GOttes Wort von den Sünden redet: Dann da nennet der H. Geist nicht allein die böse Werck/ sondern auch die böse Lüsten und Zuneigungen austrücklich Sünde. Und bey diesem Ausspruch GOttes muß mans lassen beruhen.

Ende des ersten Theils.

anmühtig und angenehm/ welches dann auch seinen Wohlgefallen gern und leichtlich darzu giebt: Dergestalt dann auch die böse Lüsten den Nahmen der Sünden verdienen mögen.

V. S. Jacobus spricht: Wann die Lust empfangen hat/ gebehret sie die Sünde Jac. I. v. 15. Aus diesem Spruch erscheinet ja/ daß die böse Lüste an sich selbst nicht Sünde / sondern nur gleichsam als ein Zunder der Sünden seyn.

Antwort. S. Jacob redet von solchen Sünden/ die ins Werck vollbracht seyn: Darmit aber will er mit nichten lehren/ daß die böse Lüste nicht Sünde seyn. Ja es erfolget vielmehr daraus das Wiederspiel: Dann wann die Sünden aus den bösen Lüsten gebohren werden/ wie Jacobus redet/ so werden ja auch die böse Lüsten Sünde seyn: Sintemahl dasjenige/ so von etwas gebohren wird/ die Art und Eigenschafft behält dessen/ darvon es gebohren: Und wird also auch in diesem Stück die Mutter nicht besser seyn als die Tochter/ und die Brunn-Qvelle nicht sauberer/ als das darausfliessende Sünden-Wasser.

VI. Obschon die böse Lüsten in der Schrifft Sünde genennet werden/ so folget doch darum nicht/ daß sie Sünde seyn: Sintemahl auch Christus Sünde genennet wird: Dann S. Paulus sagt/ GOtt habe Christum uns zur Sünde gemacht 2. Cor. 5. v. 21. Wer wolte aber daraus schliessen/ daß Christus warhafftig Sünde seye?

Antwort. Der Text Pauli selbst giebsts klärlich zu verstehen/ daß daselbsten das Wörtlein Sünde so viel heisse/ als das Opffer für die Sünde: Sintemahl S. Paulus daselbst austrücklich redet von der Versöhnung/ so durch Christum geschehen: Und spricht endlich darauff: GOtt hat den/ der da von keiner Sünde wuste/ für uns zur Sünde gemacht: Daß ist: Ein Opffer für unsre Sünde: Also spricht auch der Prophet Oseas cap. 4. v. 8. Die Priester fressen die Sünde des Volcks: Das ist: Das Opffer für die Sünde des Volcks. So hat demnach GOtt Christum für uns zur Sünde gemacht/ indem Erden grossen Last unserer Sünden ihm allein hat auffgebürdet/ und als ein Versöhn-Opffer für selbige dargestellet.

VII. Schreiben doch die H. Väter selbst/ die böse Lüsten seyn nicht Sünde.

Antwort. S. Augustinus l. 5. contra Julianum c. 3. sagt austrücklich/ Die böse Begierlichket oder Erb-Sünde ist nicht allein eine Ursach und Wirckung der Sünde: Sondern auch warhafftig an sich selbst Sünde. Sonsten wollen die H. Värer/ daß die böse Lüsten für Gott in foro poli zwar Sünde seyn/ aber keine solche Sünden/ so man in foro soli, politischer oder weltlicher Weise/ könne abstraffen/ weilen nemlich der Wille des Menschen zu den bösen nicht thätlich zustimmet/ und das Werck nicht würcklich vollzogen wird. Ein anders aber ist es/ wann man aus GOttes Wort von den Sünden redet: Dann da nennet der H. Geist nicht allein die böse Werck/ sondern auch die böse Lüsten und Zuneigungen austrücklich Sünde. Und bey diesem Ausspruch GOttes muß mans lassen beruhen.

Ende des ersten Theils.

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        <p>Antwort. Der Text Pauli selbst giebsts klärlich zu verstehen/ daß daselbsten das            Wörtlein Sünde so viel heisse/ als das Opffer für die Sünde: Sintemahl S. Paulus daselbst            austrücklich redet von der Versöhnung/ so durch Christum geschehen: Und spricht endlich            darauff: GOtt hat den/ der da von keiner Sünde wuste/ für uns zur Sünde gemacht: Daß            ist: Ein Opffer für unsre Sünde: Also spricht auch der Prophet Oseas cap. 4. v. 8. Die            Priester fressen die Sünde des Volcks: Das ist: Das Opffer für die Sünde des Volcks. So            hat demnach GOtt Christum für uns zur Sünde gemacht/ indem Erden grossen Last unserer            Sünden ihm allein hat auffgebürdet/ und als ein Versöhn-Opffer für selbige            dargestellet.</p>
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        <p>Antwort. S. Augustinus l. 5. contra Julianum c. 3. sagt austrücklich/ Die böse            Begierlichket oder Erb-Sünde ist nicht allein eine Ursach und Wirckung der Sünde: Sondern            auch warhafftig an sich selbst Sünde. Sonsten wollen die H. Värer/ daß die böse Lüsten            für Gott in foro poli zwar Sünde seyn/ aber keine solche Sünden/ so man in foro soli,            politischer oder weltlicher Weise/ könne abstraffen/ weilen nemlich der Wille des            Menschen zu den bösen nicht thätlich zustimmet/ und das Werck nicht würcklich vollzogen            wird. Ein anders aber ist es/ wann man aus GOttes Wort von den Sünden redet: Dann da            nennet der H. Geist nicht allein die böse Werck/ sondern auch die böse Lüsten und            Zuneigungen austrücklich Sünde. Und bey diesem Ausspruch GOttes muß mans lassen            beruhen.</p>
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[280/0300] anmühtig und angenehm/ welches dann auch seinen Wohlgefallen gern und leichtlich darzu giebt: Dergestalt dann auch die böse Lüsten den Nahmen der Sünden verdienen mögen. V. S. Jacobus spricht: Wann die Lust empfangen hat/ gebehret sie die Sünde Jac. I. v. 15. Aus diesem Spruch erscheinet ja/ daß die böse Lüste an sich selbst nicht Sünde / sondern nur gleichsam als ein Zunder der Sünden seyn. Antwort. S. Jacob redet von solchen Sünden/ die ins Werck vollbracht seyn: Darmit aber will er mit nichten lehren/ daß die böse Lüste nicht Sünde seyn. Ja es erfolget vielmehr daraus das Wiederspiel: Dann wann die Sünden aus den bösen Lüsten gebohren werden/ wie Jacobus redet/ so werden ja auch die böse Lüsten Sünde seyn: Sintemahl dasjenige/ so von etwas gebohren wird/ die Art und Eigenschafft behält dessen/ darvon es gebohren: Und wird also auch in diesem Stück die Mutter nicht besser seyn als die Tochter/ und die Brunn-Qvelle nicht sauberer/ als das darausfliessende Sünden-Wasser. VI. Obschon die böse Lüsten in der Schrifft Sünde genennet werden/ so folget doch darum nicht/ daß sie Sünde seyn: Sintemahl auch Christus Sünde genennet wird: Dann S. Paulus sagt/ GOtt habe Christum uns zur Sünde gemacht 2. Cor. 5. v. 21. Wer wolte aber daraus schliessen/ daß Christus warhafftig Sünde seye? Antwort. Der Text Pauli selbst giebsts klärlich zu verstehen/ daß daselbsten das Wörtlein Sünde so viel heisse/ als das Opffer für die Sünde: Sintemahl S. Paulus daselbst austrücklich redet von der Versöhnung/ so durch Christum geschehen: Und spricht endlich darauff: GOtt hat den/ der da von keiner Sünde wuste/ für uns zur Sünde gemacht: Daß ist: Ein Opffer für unsre Sünde: Also spricht auch der Prophet Oseas cap. 4. v. 8. Die Priester fressen die Sünde des Volcks: Das ist: Das Opffer für die Sünde des Volcks. So hat demnach GOtt Christum für uns zur Sünde gemacht/ indem Erden grossen Last unserer Sünden ihm allein hat auffgebürdet/ und als ein Versöhn-Opffer für selbige dargestellet. VII. Schreiben doch die H. Väter selbst/ die böse Lüsten seyn nicht Sünde. Antwort. S. Augustinus l. 5. contra Julianum c. 3. sagt austrücklich/ Die böse Begierlichket oder Erb-Sünde ist nicht allein eine Ursach und Wirckung der Sünde: Sondern auch warhafftig an sich selbst Sünde. Sonsten wollen die H. Värer/ daß die böse Lüsten für Gott in foro poli zwar Sünde seyn/ aber keine solche Sünden/ so man in foro soli, politischer oder weltlicher Weise/ könne abstraffen/ weilen nemlich der Wille des Menschen zu den bösen nicht thätlich zustimmet/ und das Werck nicht würcklich vollzogen wird. Ein anders aber ist es/ wann man aus GOttes Wort von den Sünden redet: Dann da nennet der H. Geist nicht allein die böse Werck/ sondern auch die böse Lüsten und Zuneigungen austrücklich Sünde. Und bey diesem Ausspruch GOttes muß mans lassen beruhen. Ende des ersten Theils.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/300>, abgerufen am 21.11.2024.