Wesen und Arten des Email. Historischer Ueberblick über die Entwickelung der Industrie in verschiedenen Ländern. Charakter des chinesischen und japanischen Email cloisonne. Darstellungsweise desselben in Japan auf Kupfer, Porzellan und Steingut. Zellenlackarbeit. Freies Email. Zusammensetzung und Zubereitung japanischer Schmelzfarben.
Literatur:
1) Theophilus Presbiter: "Schedula diversarum artium." Herausgegeben von H. Hagen in den "Quellenschriften für Kunstgeschichte." 7. Band. Wien 1874.
2) Popelin: "L'Art de l'email." Paris 1868.
3) Burty: "Les Emaux cloisonnes." Paris 1868.
4) v. Brandt: "Ueber japanisches Email cloisonne." Mittheil. d. deutsch. Ges. Ostasiens. 5. Heft pg. 1--3. 1874.
5) Bucher: "Geschichte der technischen Künste." Stuttgart 1875.
6) J. L. Bowes: "Japanese Enamels." Liverpool 1884.
7) G. Audsley: "The ornamental Arts of Japan." Part. III. London 1885.
Email (Smaltum, Schmelz), japanisch Shippo, nennt man 1) eine leicht schmelzbare, durch Metalloxyd gefärbte Glasmasse, welche vornehmlich auf Metallen, seltener auf Thonwaaren und Glas erzeugt wird, sei es als schützende Decke oder zur blosen Verzierung, -- 2) die mit Email versehenen Gegenstände selbst. Zu erstgenanntem Zweck wird die Unterlage (der Excipient) mit Email von einerlei Farbe gleichmässig bedeckt, wie z. B. in neuerer Zeit viele im Haushalt ver- wendete gusseiserne Gefässe. Einem solchen Email entspricht die Glasur der Irdenwaare, die auch in der Art ihrer Zusammensetzung und Anwendung oft kaum davon zu unterscheiden ist.
Soll dagegen das Email als Decoration dienen, so wird es ähnlich wie Malerfarben behandelt. Man zerreibt das pulverförmige Gemisch seiner Bestandtheile mit Wasser zu einem feinen Brei, überträgt den- selben mit einem Stäbchen oder Pinsel auf den Excipient, der damit verziert werden soll, und schmilzt ihn bei mässiger Hitze in einem kleinen Ofen auf. Diese Emailverzierung wird in der Regel ebenso mit verschiedenen Farben ausgeführt, wie die polychrome Malerei auf Thonwaaren. Indem man die Emailfarben sowohl opak als durch- sichtig darstellen kann, liefern sie eine sehr reiche Palette, welche es ermöglicht, das Aussehen der verschiedenen Schmucksteine nachzu- ahmen. Hierauf beziehen sich auch die japanischen Namen Shippo für Email und Shippo-yaki für emailierte Metallgeräthe. *)
*) Shippo-yaki bedeutet "das Gebrannte (Yaki) der sieben Kostbarkeiten" (Shippo, siehe pg. 506), weil durch diesen Zellenschmelz Gold, Silber, Lasurstein. Koralle, Achat, Bergkrystall und Perlen gewissermassen nachgebildet und ver- einigt werden können.
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
9. Emailindustrie.
Wesen und Arten des Email. Historischer Ueberblick über die Entwickelung der Industrie in verschiedenen Ländern. Charakter des chinesischen und japanischen Email cloisonné. Darstellungsweise desselben in Japan auf Kupfer, Porzellan und Steingut. Zellenlackarbeit. Freies Email. Zusammensetzung und Zubereitung japanischer Schmelzfarben.
Literatur:
1) Theophilus Presbiter: »Schedula diversarum artium.« Herausgegeben von H. Hagen in den »Quellenschriften für Kunstgeschichte.« 7. Band. Wien 1874.
2) Popelin: »L’Art de l’émail.« Paris 1868.
3) Burty: »Les Emaux cloisonnés.« Paris 1868.
4) v. Brandt: »Ueber japanisches Email cloisonné.« Mittheil. d. deutsch. Ges. Ostasiens. 5. Heft pg. 1—3. 1874.
5) Bucher: »Geschichte der technischen Künste.« Stuttgart 1875.
6) J. L. Bowes: »Japanese Enamels.« Liverpool 1884.
7) G. Audsley: »The ornamental Arts of Japan.« Part. III. London 1885.
Email (Smaltum, Schmelz), japanisch Shippô, nennt man 1) eine leicht schmelzbare, durch Metalloxyd gefärbte Glasmasse, welche vornehmlich auf Metallen, seltener auf Thonwaaren und Glas erzeugt wird, sei es als schützende Decke oder zur blosen Verzierung, — 2) die mit Email versehenen Gegenstände selbst. Zu erstgenanntem Zweck wird die Unterlage (der Excipient) mit Email von einerlei Farbe gleichmässig bedeckt, wie z. B. in neuerer Zeit viele im Haushalt ver- wendete gusseiserne Gefässe. Einem solchen Email entspricht die Glasur der Irdenwaare, die auch in der Art ihrer Zusammensetzung und Anwendung oft kaum davon zu unterscheiden ist.
Soll dagegen das Email als Decoration dienen, so wird es ähnlich wie Malerfarben behandelt. Man zerreibt das pulverförmige Gemisch seiner Bestandtheile mit Wasser zu einem feinen Brei, überträgt den- selben mit einem Stäbchen oder Pinsel auf den Excipient, der damit verziert werden soll, und schmilzt ihn bei mässiger Hitze in einem kleinen Ofen auf. Diese Emailverzierung wird in der Regel ebenso mit verschiedenen Farben ausgeführt, wie die polychrome Malerei auf Thonwaaren. Indem man die Emailfarben sowohl opak als durch- sichtig darstellen kann, liefern sie eine sehr reiche Palette, welche es ermöglicht, das Aussehen der verschiedenen Schmucksteine nachzu- ahmen. Hierauf beziehen sich auch die japanischen Namen Shippô für Email und Shippô-yaki für emailierte Metallgeräthe. *)
*) Shippô-yaki bedeutet »das Gebrannte (Yaki) der sieben Kostbarkeiten« (Shippô, siehe pg. 506), weil durch diesen Zellenschmelz Gold, Silber, Lasurstein. Koralle, Achat, Bergkrystall und Perlen gewissermassen nachgebildet und ver- einigt werden können.
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
9. Emailindustrie.
Wesen und Arten des Email. Historischer Ueberblick über die Entwickelung der
Industrie in verschiedenen Ländern. Charakter des chinesischen und japanischen
Email cloisonné. Darstellungsweise desselben in Japan auf Kupfer, Porzellan und
Steingut. Zellenlackarbeit. Freies Email. Zusammensetzung und Zubereitung
japanischer Schmelzfarben.
Literatur:
1) Theophilus Presbiter: »Schedula diversarum artium.« Herausgegeben
von H. Hagen in den »Quellenschriften für Kunstgeschichte.« 7. Band. Wien 1874.
2) Popelin: »L’Art de l’émail.« Paris 1868.
3) Burty: »Les Emaux cloisonnés.« Paris 1868.
4) v. Brandt: »Ueber japanisches Email cloisonné.« Mittheil. d. deutsch.
Ges. Ostasiens. 5. Heft pg. 1—3. 1874.
5) Bucher: »Geschichte der technischen Künste.« Stuttgart 1875.
6) J. L. Bowes: »Japanese Enamels.« Liverpool 1884.
7) G. Audsley: »The ornamental Arts of Japan.« Part. III. London 1885.
Email (Smaltum, Schmelz), japanisch Shippô, nennt man 1) eine
leicht schmelzbare, durch Metalloxyd gefärbte Glasmasse, welche
vornehmlich auf Metallen, seltener auf Thonwaaren und Glas erzeugt
wird, sei es als schützende Decke oder zur blosen Verzierung, —
2) die mit Email versehenen Gegenstände selbst. Zu erstgenanntem
Zweck wird die Unterlage (der Excipient) mit Email von einerlei Farbe
gleichmässig bedeckt, wie z. B. in neuerer Zeit viele im Haushalt ver-
wendete gusseiserne Gefässe. Einem solchen Email entspricht die
Glasur der Irdenwaare, die auch in der Art ihrer Zusammensetzung
und Anwendung oft kaum davon zu unterscheiden ist.
Soll dagegen das Email als Decoration dienen, so wird es ähnlich
wie Malerfarben behandelt. Man zerreibt das pulverförmige Gemisch
seiner Bestandtheile mit Wasser zu einem feinen Brei, überträgt den-
selben mit einem Stäbchen oder Pinsel auf den Excipient, der damit
verziert werden soll, und schmilzt ihn bei mässiger Hitze in einem
kleinen Ofen auf. Diese Emailverzierung wird in der Regel ebenso
mit verschiedenen Farben ausgeführt, wie die polychrome Malerei auf
Thonwaaren. Indem man die Emailfarben sowohl opak als durch-
sichtig darstellen kann, liefern sie eine sehr reiche Palette, welche es
ermöglicht, das Aussehen der verschiedenen Schmucksteine nachzu-
ahmen. Hierauf beziehen sich auch die japanischen Namen Shippô
für Email und Shippô-yaki für emailierte Metallgeräthe. *)
*) Shippô-yaki bedeutet »das Gebrannte (Yaki) der sieben Kostbarkeiten«
(Shippô, siehe pg. 506), weil durch diesen Zellenschmelz Gold, Silber, Lasurstein.
Koralle, Achat, Bergkrystall und Perlen gewissermassen nachgebildet und ver-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/640>, abgerufen am 22.12.2024.
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